Julia Extra Band 0319
Keiner von ihnen hatte sie je laut ausgesprochen.
Am Anfang war Chloe zu schüchtern gewesen, um ihre Gefühle zu gestehen, aber jetzt hatte sich alles verändert. Sie waren verheiratet. Sie hatten sich vor dem Altar einander für den Rest ihres Lebens versprochen – und Chloes Herz floss über vor Glück.
„Ich liebe dich.“ Ohne dass sie etwas dagegen unternehmen konnte, war der Satz über ihre Lippen gekommen.
Und in Lorenzo ging eine schreckliche Veränderung vor – eine so grundlegende Veränderung, dass Chloes Worte in der Luft zu erstarren und zu zerbrechen schienen. Eine eisige Hand griff nach ihrem Herzen, und ihr wurde klar, dass sie einen furchtbaren Fehler gemacht hatte.
„Liebe?“ Lorenzos Stimme war hart. Er klang schockiert. „Warum hast du das gesagt?“
„Weil es … weil es stimmt …“, stotterte Chloe hilflos.
„Was für ein Spiel spielst du?“ Seine schwarzen Augenbrauen schoben sich ungläubig zusammen. „Du weißt – du hast immer gewusst –, dass es bei unserer Ehe nicht darum geht.“
„Aber …“ Chloes Stimme erstarb, und sie war plötzlich von einer Furcht erfüllt, die ihr den Magen zusammenzog. Was sagte Lorenzo denn da?
„Du weißt, dass es ein rein praktisches Arrangement ist“, erklärte er barsch. „Wir haben darüber gesprochen, dass du die perfekte Frau für mich bist. Dass eine verantwortungsvolle, vernunftbetonte Beziehung viel besser ist als eine übertrieben gefühlsbeladene Verbindung. Du wusstest immer, wie ich über dieses Thema denke.“
„Ich verstehe nicht.“ Zutiefst verwirrt starrte Chloe ihn an und spürte, wie ihr Herz angsterfüllt und unsicher in ihrer Brust schlug.
Sie dachte zurück an seinen Heiratsantrag. Es stimmte, dass er dabei nicht auf die Knie gefallen war, aber er hatte sie nach Paris entführt – in die romantischste Stadt der Welt. Sie waren an der Seine entlangspaziert, während goldene Herbstblätter um sie herumwirbelten, und dort hatte er ihre Hände in seine genommen und sie gebeten, seine Frau zu werden.
Chloe versuchte, sich an seine Worte zu erinnern – daran, wie das Gespräch genau verlaufen war. Aber plötzlich konnte sie nur noch den wütenden Gesichtsausdruck wahrnehmen, mit dem Lorenzo sie anstarrte.
„Wir haben zum ersten Mal darüber gesprochen, als deine Mutter und deine Schwester nach Australien gingen“, sagte er. „Ich fragte dich, ob dein Vater mit ihnen auswandert. Du sagtest mir, du hättest ihn seit deinem siebten Geburtstag nicht mehr gesehen.“
„Aber damals waren wir beide doch noch gar nicht zusammen“, erwiderte Chloe und versuchte die Bedeutung dieses Gesprächs zu begreifen. „Das war, bevor wir anfingen, miteinander auszugehen.“
Sie erinnerte sich an sein Mitgefühl und sein Geständnis, dass seine Mutter ihn verlassen hatte, als er fünf Jahre alt war. Ihre Beziehung war damals zum ersten Mal über das reine Arbeitsverhältnis hinausgegangen. Er hatte ihnen einen Drink gemacht und gesagt … gesagt, dass er das Leben ohne die Komplikationen durch unrealistische romantische Ideale viel einfacher fände .
Chloe presste die Hand auf ihren Mund, als sie sich an seine Worte erinnerte. Sie wäre niemals darauf gekommen, dass er das ernst meinte – dass es nicht nur eine beiläufige zynische Bemerkung war, ausgelöst durch unglückliche Kindheitserinnerungen.
Schockiert versuchte sie sich ins Gedächtnis zu rufen, ob sie danach noch einmal über dieses Thema gesprochen hatten. Aber sie wusste, dass es nicht so war. Sie wüsste es definitiv noch, wenn er jemals erwähnt hätte, dass sein Interesse an ihr auf kalten, praktischen Überlegungen beruhte.
Lorenzo fluchte und fuhr sich mit den Fingern durch sein kurzes schwarzes Haar. Auf seinen Wangen brannten jetzt zwei rote Streifen, und seine blauen Augen glitzerten vor unterdrückter Wut.
„Ich dachte, du wärst anders als die anderen“, sagte er. „Nicht noch eine von diesen Frauen, die mich mit falschen Liebesbezeugungen und Versprechen, die sie nicht einzuhalten gedenken, in eine Ehe locken wollen. Aber jetzt erkenne ich, dass du genauso bist wie der Rest – schlimmer sogar, weil du bis jetzt gewartet hast, bis zu unserem Hochzeitstag, um es zu tun.“
Seine Worte drangen nur langsam zu Chloe durch, weil sie Mühe hatte, zu begreifen, was er da sagte. Sie zitterte plötzlich und schlang verzweifelt die Arme um ihren Körper.
„Das klingt, als würdest du sagen, dass du nicht geliebt werden willst.“ Chloe konnte die
Weitere Kostenlose Bücher