Julia Extra Band 0319
verlassen, das so viele traurige Erinnerungen barg, war sehr verlockend gewesen. Sie hatte nur ein paar Sachen eingepackt und sich gesagt, dass er Recht hatte – es gab noch einige Dinge zu klären. Aber tief in ihrem Innern wusste sie, dass sie in dieser Nacht einfach nicht gerne im Cottage allein sein wollte.
„Wo sind wir?“, fragte sie, als sie durch einen beeindruckenden Steinbogen fuhren. Schmiedeeiserne Tore schwangen leise hinter ihnen zu, und dann sah sie zum ersten Mal das gepflegte moderne Haus, umrahmt von einem wunderschönen Park. „Was ist das für ein Haus?“
Wenn Lorenzo hier wohnte, dann war es kein Wunder, dass die Limousine so schnell dagewesen war und einen zusätzlichen Fahrer mitgebracht hatte, der Lorenzos Cabriolet zurückbrachte.
„Ich wollte es dir zur Hochzeit schenken“, sagte Lorenzo kurz angebunden, als der große Wagen über die geschwungene Einfahrt zum Eingang fuhr. „Du hast mich verlassen, bevor ich Gelegenheit hatte, es dir zu zeigen.“
Chloe blinzelte überrascht und brachte kein Wort heraus. Sie wusste, dass sie etwas sagen sollte, aber in ihrem Kopf herrschte völlige Leere.
Ihr wurde bewusst, dass Lorenzo bereits ausgestiegen war und auf sie wartete, also beugte sie sich vor, um den Sicherheitsgurt zu lösen, der die Babyschale hielt. Dann, bevor sie Gelegenheit hatte, sich zu bewegen, hob Lorenzo den Sitz mit dem schlafenden Baby am Tragegriff aus dem Auto.
Chloe folgte ihm ins Haus. Es löste ein sehr merkwürdiges Gefühl in ihr aus, ihn Emma tragen zu sehen. Natürlich ging er vorsichtig mit ihr um, doch es wirkte eher, als hielte er eine Tüte Lebensmittel in der Hand und nicht ein kleines Baby. Dieser Gedanke kam ihr plötzlich sehr lustig vor – sie konnte sich Lorenzo Valente einfach nicht in einem Supermarkt mit einer Plastiktüte in der Hand vorstellen – und sie musste sich auf die Lippen beißen, um nicht zu lächeln.
Der Anflug von Humor verschwand jedoch so schnell wieder, wie er gekommen war, und sie folgte ihm staunend in das luxuriöse Wohnzimmer, von dem man durch deckenhohe Glastüren direkt in den üppig angelegten Garten blicken konnte.
Lorenzo stellte Emmas Babyschale vorsichtig auf dem cremefarbenen Teppich ab und wandte sich dann wieder an Chloe.
„Chloe, das ist Mrs. Jill Guest, die Haushälterin“, sagte er und bedeutete einer älteren Dame, die diskret im Hintergrund gewartet hatte, zu ihnen zu kommen. „Mrs. Guest, ich möchte Sie bitten, meiner Frau zur Hand zu gehen. Helfen Sie ihr, sich einzurichten, und sorgen Sie dafür, dass sie alles hat, was sie braucht – vor allem für das Baby.“
Damit drehte sich Lorenzo auf dem Absatz um und ging aus dem Zimmer. Seine Ledersohlen machten kein Geräusch auf dem polierten Holzboden.
Lorenzo lief durch das Haus in sein Arbeitszimmer. Sein ganzer Körper stand unter Spannung. Er schloss die Tür hinter sich, streifte das Jackett ab und zog an seiner Krawatte, die er plötzlich schrecklich beengend fand.
Nur zwei Stunden in Chloes Gegenwart, und er stand kurz davor, die Kontrolle zu verlieren.
Er war nach England gekommen, um seine Ehe mit Chloe zu beenden – doch vorher würde er sich für das rächen, was sie ihm angetan hatte. Niemand verließ Lorenzo Valente gegen seinen Willen!
Theoretisch hätte es einfach sein müssen, die Situation in seinem Sinne zu regeln. Er hatte gesehen, wie Chloe auf ihn reagierte, als er sie berührte, und er wusste, dass sie sich verzweifelt nach seiner Nähe sehnte.
Er würde ihr geben, was sie haben wollte. Und danach, wenn er gezeigt hatte, was sie ein Leben lang hätte haben können, würde er die Beziehung schonungslos beenden.
Sein Plan war perfekt in seiner eleganten Einfachheit.
Aber die Intensität seines Verlangens nach ihr hatte ihn vollkommen überrascht – es war so überwältigend gewesen, dass es beinahe seinen Verstand außer Kraft gesetzt hätte.
Selbst jetzt brannte die Leidenschaft in ihm und ließ seinen Körper vor Sehnsucht schmerzen, ohne dass Chloe überhaupt in der Nähe war. Drei Monate waren eine lange Zeit, und obwohl ihre Ehe eigentlich nur noch auf dem Papier bestand, hatte er sich keine andere Frau in sein Bett geholt.
Keine hatte sein Interesse geweckt – nicht eine Frau begehrte er so wie Chloe.
Auf dem Friedhof war der Drang, sie an sich zu ziehen und ihre rosigen Lippen zu küssen, fast übermächtig gewesen. Sie leidenschaftlich zu lieben, war das Einzige gewesen, woran er denken konnte.
Er durfte das
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