Julia Extra Band 0325
getrennt.“ Wieder zuckte er mit den Schultern, obwohl es nicht so simpel war.
Morgan setzte sich neben ihn. „Sie hat Ihnen wehgetan.“ Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. „Das tut mir leid.“
Bryan war ihr Mitgefühl unangenehm, denn im Grunde hatte sein Bruder ihr ebenfalls übel mitgespielt. „Ich bin darüber hinweg.“
„Wirklich?“
Eben hatte er es noch nicht eilig gehabt, doch jetzt stand er auf. „Ich sollte jetzt gehen. Bestimmt sind Sie müde.“
„Bin ich zu indiskret?“, entgegnete sie. „Wenn ja, brauchen Sie es nur zu sagen. Sie müssen nicht weglaufen.“
„Ich laufe nicht weg.“ Er zwang sich, wieder Platz zu nehmen, und kam sich plötzlich albern vor. „Okay, ich gebe zu, ich rede ungern darüber. Es war keine angenehme Erfahrung.“
„Angenehm ist das Ende einer Ehe wohl nie, egal unter welchen Umständen. Sind Sie ganz sicher, dass Sie nicht darüber reden möchten? Man sagt, dass ich eine gute Zuhörerin bin.“
Fast hätte er ihr Angebot angenommen. Das alles hatte sich so lange in ihm aufgestaut. Aber das unerwartete Bedürfnis, es herauszulassen, irritierte ihn. Er schüttelte den Kopf. „Nein. Danke.“
„Okay, aber das Angebot bleibt bestehen.“
„Haben Sie ihn geliebt?“, hörte Bryan sich unvermittelt fragen.
Morgan wandte den Blick ab und errötete. „Ich habe ihn nur eine Woche gekannt.“
Sieben Tage und ebenso viele Nächte. In ihm zog sich etwas zusammen. „Manche Menschen verlieben sich auf den ersten Blick, jedenfalls behaupten sie das.“
Sie sah ihn wieder an. „Ist es das, was Sie hören wollen?“, fragte sie. „Dass ich Dillon gesehen und – einfach so – mein Herz an ihn verloren habe?“
„Ja. Nein!“ Er merkte erst jetzt, dass er die Hände zu Fäusten geballt hatte, und lockerte sie. „Es spielt keine Rolle“, fuhr er fort. „Ihre Beziehung mit Dillon geht mich ebenso wenig etwas an wie Sie mein Verhältnis zu ihm.“ Das war’s, dachte er. Diskussion beendet.
Aber Morgan schien das anders zu sehen. „Nur damit Sie es wissen, ich gehe nicht mit jedem Mann ins Bett“, sagte sie leise.
Ihr Gesicht war rot wie eine Tomate und ließ ihre Worte noch glaubwürdiger erscheinen. Bryan bekam ein schlechtes Gewissen, als er an den Privatdetektiv dachte, den er vor ein paar Wochen auf sie angesetzt hatte. Blas die Nachforschung ab, befahl sein Bauchgefühl ihm. Finde die Fakten heraus, sagte sein Verstand. Es war nicht seine Art, so unschlüssig zu sein. Er fuhr sich durchs Haar. „Dillon konnte unwiderstehlich sein“, gab er zu.
„Na ja, normalerweise kann ich ganz gut widerstehen, aber ich war an einem absoluten Tiefpunkt angelangt. Natürlich soll das keine Entschuldigung für mein Verhalten sein, aber es ist nun mal eine Tatsache.“
„Bereuen Sie es?“
„Wie könnte ich? Ich habe Brice“, erinnerte sie ihn. „Er ist das Beste, was mir jemals passiert ist.“
Bryan nickte. „Ich gehe jetzt.“
„Vergessen Sie Ihre Sachen nicht.“
„Die hole ich ein anderes Mal.“ Er ging zur Tür. „Ich hätte nicht herkommen sollen.“
„Warum haben Sie es trotzdem getan?“, entgegnete Morgan, während sie seine Jacke von der Garderobe nahm und sie ihm hinhielt.
Als er danach griff, streiften seine Finger ihre. Es war nur eine flüchtige Berührung, aber sie traf ihn wie ein Stromschlag. Verlangen stieg in ihm auf, gefährlich und erregend. Woher kam es? Plötzlich wusste er es. „Deswegen.“
Er ließ das Jackett einfach zu Boden fallen, nahm ihr Gesicht zwischen die Hände und beugte sich hinab. Sein Mund war ungeduldig. Gierig. Ihrer war sanft. Zärtlich. Deshalb begann der Kuss fast wie ein Überfall und endete wie eine Entschuldigung. Wie ein Flehen.
Sie starrten einander an, und ihr heftiger Atem schien vom Marmorboden widerzuhallen. Und weil er sie wieder an sich ziehen wollte, hob er das Jackett auf, riss die Tür auf und ging davon.
Morgan konnte nicht fassen, dass Bryan sie geküsst hatte. Und erst recht nicht, wie sie reagiert hatte. Wie sollte er ihr glauben, dass sie kein Flittchen war, wenn sie den Kuss nicht nur zugelassen, sondern jede Sekunde davon genossen hatte?
Sie stand da und wartete darauf, dass die Scham einsetzte, aber die kam nicht. Und als sie später am Abend im Bett lag, zu aufgewühlt, um zu schlafen, bereute sie den Kuss nicht. Sie bedauerte nur, dass Bryan ihr noch immer nicht traute, und dass sie für den Vater ihres Babys nicht das empfunden hatte, was sie ganz offenbar
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