Julia Extra Band 0325
denkst.“
Bryan wartete, bis sie das nasse Geschirrtuch ins Spülbecken gelegt hatte. „Warum sollte ich anders über ihn denken?“
Morgan setzte sich wieder auf ihren Hocker. „Na ja, da ist die Sache mit dem Vornamen, dass er sich für dich ausgegeben hat. Manche Menschen würden sich darüber aufregen. Zumal ich das Gefühl habe, dass er es nicht nur einmal getan hat.“
„Das stimmt.“ Seufzend nahm er Platz. „Nach seinem Unfall in Vail hat die Polizei meine Eltern darüber informiert, dass ich tot bin. Da ich gerade mit ihnen zu Abend aß, wurde uns sofort klar, was passiert sein musste. Trotzdem haben wir gehofft, dass alles nur ein Irrtum war und Dillon gleich hereinkommen würde.“
„Es tut mir leid.“
„Ich bin nach Vail geflogen, um ihn zu identifizieren.“ Er schluckte schwer.
„Mein Gott, wie schrecklich!“
„Ja, aber besser ich, als wenn es meine Eltern getan hätten. Keine Mutter und kein Vater sollte so etwas durchmachen müssen.“
„Sie sollten auch kein Kind verlieren müssen.“
Der Schmerz in seiner Brust nahm zu. Ein Kind konnte man auch auf andere Weise verlieren. Morgan legte eine Hand auf seinen Arm. Wie konnte es sein, dass eine schlichte Berührung so guttat?
„Vermutlich fragst du dich, warum Dillon dir einen falschen Vornamen genannt hat.“ Als sie nickte, entschied Bryan sich, es ihr zu erzählen. Sie hatte ein Recht darauf, es zu wissen. „Er war ziemlich pleite.“
Ihr war nicht anzusehen, ob die Neuigkeit sie enttäuschte. Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich kein bisschen.
„Er hatte ein Treuhandvermögen von unseren Großeltern geerbt, genau wie ich. Ich habe mein Geld investiert. Er hat sein Geld ausgegeben. Das meiste davon war weg, als er das College hinter sich hatte.“
„Hat er nicht gearbeitet?“ Erst jetzt sah Morgan enttäuscht aus.
„Er hatte einen Job in der Firma.“ Ihr Vater hätte seinen Bruder nur zu gern in die Firmenleitung geholt, wenn er Interesse gezeigt hätte. „Manchmal kam er ins Büro, aber hat nie regelmäßig dort gearbeitet. Dillon war … er ist nie richtig erwachsen geworden.“
„Und deshalb hast du zugelassen, dass er deinen Namen benutzt und dein Geld ausgibt?“ Sie klang ungläubig und vorwurfsvoll zugleich.
„Er war mein Bruder. Ich habe auf ihn aufgepasst.“ Bryan dachte an die letzte Nachricht, die er auf Dillons Anrufbeantworter hinterlassen hatte. War seine Stimme deshalb so heiser, als er weitersprach? „Das habe ich schon getan, als wir Kinder waren.“
„Vielleicht ist er genau deshalb nie erwachsen geworden“, sagte Morgan leise. „Er hat nie für das geradestehen müssen, was er getan hat.“
Schlagartig wurde Bryan wütend, denn ihm ging auf, dass diese Frau für ihn tabu war. Sie war die Eroberung seines verstorbenen Bruders. Die Mutter von Dillons Kind. „Ich habe dich nicht um eine Analyse gebeten“, sagte er scharf, obwohl sie nur das ausgesprochen hatte, was auch er manchmal dachte. Dass er und seine Eltern es Dillon zu leicht gemacht hatten.
„Tut mir leid“, erwiderte Morgan. „Du hast recht. Ich wollte ihn nicht verurteilen. Wir alle haben Fehler. Wie du gesagt hast, war Dillon trotzdem ein guter Mensch.“ Sie sah zu Brice. „Ich werde dafür sorgen, dass mein Sohn das von seinem Vater weiß.“
Als sie mit ihrem Sohn zum Windelwechseln hinausging, hatte Bryan keinen Appetit mehr. Er beschloss, lieber zu gehen, bevor sie ihm noch mehr Fragen stellte, die er nicht beantworten wollte. Fragen, bei denen er nicht mehr sicher war, ob er die Antwort darauf überhaupt kannte.
Er war auf dem Weg zum Schlafzimmer, um sich von Morgan zu verabschieden, als es an der Tür klopfte. Er konnte hören, wie Morgan leise auf Brice einsprach. Da sie beschäftigt und dies noch immer sein Penthouse war, ging er nach vorn und öffnete.
Vor ihm stand Courtney, in einem tief ausgeschnittenen schwarzen Kleid und Stiletto Heels. Das war genau das, was er mal gebraucht hatte, aber in diesem Moment reizten ihre verführerisch lächelnden Lippen ihn kein bisschen.
„Der Portier hat mir gesagt, dass du zu Hause bist. Ich hoffe, ich störe nicht. Ich feiere gerade den fünften Jahrestag meiner Scheidung.“ Sie hielt eine Flasche Champagner hoch. „Möchtest du auch ein Glas? Ich hasse es, allein zu trinken.“
Er schaute über die Schulter und verstand nicht, warum er plötzlich so nervös war. „Ich … ich wollte gerade gehen.“
„Lass uns noch eine Weile bleiben“, säuselte sie und
Weitere Kostenlose Bücher