Julia Extra Band 0325
enttäuscht. Und du auch. Ich hatte nämlich vor, dir meine neuen Dessous vorzuführen.“ Sie schenkte ihm ein Lächeln, bei dem sein Blutdruck bisher immer angestiegen war.
Bryan wartete darauf, dass es auch diesmal passierte, aber der erwünschte Effekt blieb aus. „Ich hoffe, wir können es nachholen“, erwiderte er und versuchte, betrübt zu klingen.
„Mal sehen“, sagte Courtney nur.
Er bezahlte die Rechnung, und sie verließen das Restaurant. Nachdem er Courtney vor ihrem Haus am Lake Shore Drive abgesetzt hatte, hätte er eigentlich auf dem Highway 41 weiter in nördlicher Richtung nach Lake Forest fahren sollen. Stattdessen fuhr er nach Süden. Zurück in die Innenstadt. Zu seinem Penthouse und Morgan.
Kurz nach neun stand er vor der Tür. Er hob die Hand, um anzuklopfen, zögerte jedoch. Warum war er so nervös? Vielleicht hätte er vorher anrufen sollen. Nein, er hätte überhaupt nicht herkommen dürfen. Wie war er nur auf die Idee gekommen? Noch während er sich das fragte, klopfte er dreimal schnell hintereinander. Wenn sie nicht sofort aufmachte, würde er wieder gehen.
Nach einem Moment wurde die Tür geöffnet. Morgan trug Jeans und ein T-Shirt, das sie nicht in den Hosenbund gestopft hatte. Sie war barfuß, die Zehennägel pinkfarben lackiert. Das Haar hatte sie zu einem lockeren Pferdeschwanz gebunden. Abgesehen von einem Schimmer Gloss auf den Lippen sah er kein Make-up.
Bryan war nicht sicher, warum er unwillkürlich den Atem anhielt. Er wusste nur, dass es kein gutes Vorzeichen war.
„Das ist aber eine Überraschung“, sagte Morgan.
„Es ist schon spät, und ich hätte vorher anrufen sollen“, sprach er aus, was er gerade gedacht hatte. „Tut mir leid.“
„Kein Problem. Ich bin ja noch auf.“
„Ich wollte mir nur ein paar Hemden holen.“ Was glatt gelogen war. „Darf ich hereinkommen?“
„Es ist Ihre Wohnung.“ Achselzuckend machte sie ihm den Weg frei. „Erzählen Sie mir nicht, dass Sie gerade von der Arbeit kommen.“
„Nein, ich war … mit einer Freundin essen.“
Ihre Mundwinkel zuckten. „Darf ich Ihr Jackett abnehmen, oder bleiben Sie nicht lange genug?“
Er antwortete nicht, sondern zog die Anzugjacke aus und reichte sie ihr. Während sie sie an die Garderobe im Eingangsbereich hängte, lockerte er seine Krawatte. Als Morgan sich wieder umdrehte, öffnete er gerade den obersten Knopf.
Hastig wandte sie den Blick ab.
„Bringe ich Sie in Verlegenheit?“
„Nein. Jedenfalls nicht, solange Sie es bei dem einen Knopf belassen“, erwiderte sie frei heraus.
„Mehr hatte ich auch nicht vor“, sagte er lachend und wechselte das Thema. „Wie geht es Brice?“
„Prächtig.“ Ihre Miene entspannte sich. „Und er wächst. Seit unserem letzten Besuch beim Kinderarzt hat er noch mal ein paar Pfund zugenommen.“
„Sieht so aus, als hätte er das zugelegt, was Sie abgenommen haben.“ Bryan musterte sie ausgiebig und sagte sich, dass es eine ganz natürliche Reaktion war und nichts mit Morgan selbst zu tun hatte.
„Ich habe mich bemüht“, gab sie zu. „Schließlich habe ich eine komplette Garderobe, in die ich wieder passen möchte. Ob Sie es glauben oder nicht, ich besitze nicht nur ausgeleierte T-Shirts.“ Sie zupfte an dem, das sie anhatte.
„Sie sehen sogar darin gut aus.“
Ihre Wangen verfärbten sich. „Möchten Sie vielleicht einen Drink?“
„Ein Scotch mit Soda wäre nicht schlecht.“ Sie runzelte die Stirn. „Ich hole ihn mir selbst“, fügte er rasch hinzu.
Bryan ging zur Bar an einer Seite des Wohnzimmers. Obwohl er selten Alkohol trank, war sie komplett ausgestattet. Er füllte ein Glas mit Soda und Eis und gab einen Schuss Scotch dazu. Als er sich umdrehte, saß Morgan mit untergeschlagenen Beinen auf der Couch, vor sich einige Papiere. Es waren Notenblätter.
„Was tun Sie da?“, fragte er auf dem Weg hinüber.
„Ich suche ein paar Musikstücke für meine fortgeschrittenen Schüler.“
Erstaunt sah er sie an. „Sie arbeiten?“
Sie hob den Kopf. „An dem Stadtteilzentrum im Süden der Stadt, von dem ich Ihnen erzählt habe.“
„Ich dachte, wir waren uns einig, dass Sie den Job nicht nehmen.“
„Nein. Wir waren uns einig, dass ich in Ihrer Wohnung bleibe, bis Ihre Eltern aus Europa zurückkommen.“
„Aber was ist mit dem Baby?“, fragte er.
„Ich nehme Brice mit. Es sind nur ein paar Stunden am Nachmittag.“ Morgan lächelte. „Meistens schläft er, sogar in meinem Anfängerkurs. Die Kids finden
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