Julia Extra Band 0325
Flasche.“
Bryan lächelte, versprach ihr jedoch nichts. Seit seiner Scheidung machte er Frauen keine Zusagen mehr. Vielleicht war er auch nur keiner Frau begegnet, die ihn dazu verleiten konnte. Bis jetzt.
6. KAPITEL
Unruhig wartete Morgan darauf, dass Bryan anrief. Nicht weil – so redete sie sich es jedenfalls ein – er ihr eine Erklärung schuldete. Natürlich hätte sie gern gewusst, wie er sie so leidenschaftlich küssen konnte, ohne zu erwähnen, dass er eine Freundin hatte. Noch dazu eine, die aussah, als wäre sie gerade von Fotoaufnahmen für ein Modemagazin gekommen. Aber viel wichtiger war Morgan, ob er schon mit seinen Eltern über Brice gesprochen und wie sie darauf reagiert hatten.
Ihr hatte auch so schon vor der Begegnung mit den Caliborns gegraut. Jetzt fürchtete sie sich doppelt so sehr davor. Sie war im Urlaub in Aruba von einem ihrer beiden Söhne schwanger geworden, und jetzt, nur wenige Monate nach der Geburt, fand sie den anderen attraktiver, als es sich gehörte.
Was würden seine Eltern in ihr sehen, wenn sie vor ihnen stand? Eine berechnende Frau, die nur hinter ihrem Geld her war? Eine Opportunistin? Eine Frau ohne Charakter?
Und wen würden sie sehen, wenn sie Brice, ihr Enkelkind betrachteten? Würden auch sie an Dillons Vaterschaft zweifeln und vielleicht sogar einen Test verlangen? Morgan wunderte sich darüber, dass Bryan nicht längst darauf bestanden hatte. Denn trotz allem, was zwischen ihnen passiert war, blieb er zum Baby auf Distanz.
Am Freitag war sie ein reines Nervenbündel. Die Arbeit im Stadtteilzentrum lenkte sie ab, daher blieb sie länger und übte mit einem jungen Mädchen Tonleitern. Carla war zehn und nahm erst seit einer Woche Musikunterricht. Sie war schüchtern und verschlossen, aber wie die anderen Kinder auch äußerst motiviert.
Unsicher tasteten sich ihre Finger über die Tasten des alten Klaviers, das Morgan zur Verfügung gestellt hatte, Carla verpasste ein paar Noten, holte sie hastig nach und zog eine Grimasse, als sie die falschen erwischte.
„Entschuldigung.“
„Du musst dich nicht entschuldigen. Mach es einfach noch mal. Der einzige Unterschied zwischen uns besteht darin, dass ich mehr geübt habe als du. Ich hatte viele Jahre Zeit dafür.“
„Glauben Sie, dass ich irgendwann mal so gut wie Sie spielen kann?“
„Vielleicht sogar noch besser, wenn du dabei bleibst. Denk dran, mich einzuladen, wenn du in der Carnegie Hall ein Konzert gibst?“
„Haben Sie schon mal dort gespielt?“
„Zweimal. Jetzt spiel weiter.“
Das Mädchen lächelte Morgan an und gehorchte. Dieses Mal machte Carla nur ein paar kleinere Fehler. Als sie fertig war, krähte Brice begeistert. Er saß neben dem Klavier in seinem Babysitz.
„Siehst du, selbst das Baby findet, dass du Fortschritte machst.“
„Danke, Miss Stevens. Ich bin wirklich froh, dass Sie mir Nachhilfe geben.“
„Keine Ursache. Es macht mir Spaß. Holt dich jemand ab?“, fragte Morgan.
„Meine Mom. Sie hat gesagt, ich soll am Eingang auf sie warten, damit sie keinen Parkplatz suchen muss.“
„Gute Idee. Ich wünsche dir ein schönes Wochenende.“
Morgan stand auf und nahm einige Noten vom Ständer. Als sie sich umdrehte, sah sie Bryan. Er lehnte an der Tür, durch die Carla gerade hinausgegangen war. Sein Jackett hing lässig über einer Schulter, und er beobachtete sie mit einem Gesichtsausdruck, den sie nicht deuten konnte.
„Wie lange stehst du schon so da?“
„Lange genug. Zwei Auftritte in der Carnegie Hall, hm? Dann musst du wirklich sehr gut sein.“
Sie zuckte mit den Schultern. „Willst du auch Nachhilfe?“
„Das kommt darauf an.“
„Worauf?“, fragte sie.
„Worin du mich unterrichten könntest.“
Bei seiner Antwort bekam Morgan eine Gänsehaut. Sie räusperte sich und wich seinem Blick aus. „Außer Klavier spiele ich auch Oboe und Klarinette. Und Sexo … Saxofon ganz passabel.“
Er zog die Augenbrauen hoch, doch zu Morgans Erleichterung ließ er den Versprecher unkommentiert. Er stieß sich vom Türrahmen ab und betrat den Raum. „Meine Eltern sind wieder da. Ich habe gestern Abend mit ihnen gesprochen. Sie wollen Brice unbedingt kennenlernen. Und dich natürlich auch.“
Brice gab einen Laut von sich, und Bryan blickte kurz zu ihm.
Das Baby schlug mit den winzigen Fäusten gegen die bunten Ringe, die Morgan am Griff des Sitzes befestigt hatte. Bryans Miene entspannte sich, und Morgan beobachtete, wie er heftig schluckte, bevor er sich
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