Julia Extra Band 0325
inzwischen über dich.“
Die Art, wie Bryan sie ansah, machte sie verlegen und nervös. „Was weißt du noch über mich?“
„Nicht genug, um meine Neugier zu stillen“, gab er zu. „Aber genug, um zu wissen, dass ich mich bei dir entschuldigen muss.“
„Danke.“
„Sollen wir?“ Noch immer hielt er ihre Hand, und es war nicht nur eine freundliche, sondern auch irgendwie intime Geste. Obwohl er lediglich mit ihr zum Tisch zurückging, hatte Morgan das Gefühl, dass sie eine Brücke überquert hatten.
Auf der Terrasse wurde das Essen serviert. Mae hatte gegrillte Lachsstreifen auf Blattgemüse gemacht und stellte frisch gebackene Brötchen dazu. Eine jüngere, ähnlich wie sie gekleidete Frau schob einen altmodischen Korbkinderwagen aus dem Haus und stellte ihn zwischen Morgan und Julia. Das Weiß war ein wenig vergilbt, aber die Bettwäsche war offensichtlich neu.
„Danke, Carmen.“ Julia sah Morgan an. „Bryan und Dillon haben als Babys darin geschlafen. Und Caden auch.“ Sie errötete und warf ihrem Sohn einen entschuldigenden Blick zu.
Wer war Caden?
Morgan fragte nicht nach. Selbst wenn sie sich getraut hätte, kam sie gar nicht dazu, denn das Gespräch am Tisch drehte sich nur um sie und Brice. Während der nächsten Dreiviertelstunde beantwortete sie Julias und Hughs Fragen. Sie hätte sich wie bei einem Verhör fühlen können, doch das tat sie nicht. Im Gegenteil, die Caliborns machten es ihr leicht, von sich zu erzählen. Vielleicht, weil sie ihr Baby sofort und vorbehaltlos als Dillons Sohn akzeptiert hatten.
Unwohl fühlte Morgan sich nur, als sie erzählte, womit sie ihren Lebensunterhalt verdiente. Sie wollte nicht, dass ihre begrenzten finanziellen Mittel bei ihren Gastgebern falsch ankamen. „Ich bin Lehrerin, aber leider habe ich im Moment keine Vollzeitstelle“, gab sie zu.
Bryan war still gewesen und hatte ihr nur ab und zu aufmunternd zugenickt. „Morgan unterrichtet Musik“, warf er jetzt ein. „Sie hat in Wisconsin an einer staatlichen Schule gearbeitet, ist jedoch entlassen worden, weil der Distrikt sparen musste.“
„Das ist eine Schande für dich und für die Schüler. Die Künste sind ja so wichtig für die Entwicklung eines Kindes.“ Julia schüttelte den Kopf. „Dann spielst du also ein Instrument?“, fragte sie Morgan.
„Ein paar, aber vor allem Klavier.“
„Und Sax auch ganz gut“, ergänzte Bryan, ohne mit der Wimper zu zucken, aber sein Blick war belustigt.
Morgan konnte nur hoffen, dass sie nicht rot wurde. Sie räusperte sich. „Ich habe eine klassische Ausbildung. Meine Eltern haben gehofft, dass aus mir eine Konzertpianistin wird, zumal sie jeden Cent zusammengekratzt haben, um mich nach Juilliard zu schicken.“
„Juilliard?“, wiederholte Bryan. Er wusste, dass Juilliards die renommierteste Musikhochschule des Landes war. „Sie hat schon zweimal in der Carnegie Hall gespielt.“
„Wir würden dich sehr gern spielen hören“, sagte Julia.
„Leider habe ich lange kein Konzert mehr gegeben. Heutzutage spiele ich nicht Beethoven oder Mozart, sondern sitze nur am Klavier, um Kindern Noten und Tonleitern beizubringen. In der Woche arbeite ich nachmittags für ein paar Stunden in einem Stadtteilzentrum.“ Sie lächelte Bryan zu. „Windy City Industries will uns neue Instrumente spendieren.“
Hugh nickte. „Ja, Bryan hat es uns kürzlich beim Abendessen erzählt.“
„Aber er hat nicht erwähnt, dass du dort arbeitest“, fügte Julia verwirrt hinzu.
„Es dient einem guten Zweck“, sagte Bryan.
„Einem sehr guten“, pflichtete Julia ihm bei. „Bestimmt gibt es viele Familien, die sich Privatunterricht und eigene Instrumente nicht leisten können.“
„Genau. Ich liebe die Arbeit. Die Kinder sind toll“, schwärmte Morgan. „Und wenn der Unterricht sie von der Straße fernhält und vor Schaden oder Ärger bewahrt, umso besser.“
„Leider wird es nicht sonderlich gut bezahlt“, meinte Bryan.
„Bryan, sei nicht so indiskret“, tadelte seine Mutter ihn.
Morgan nippte an ihrem Eistee. „Ich fürchte, er hat recht. Deshalb bewerbe ich mich auch anderswo.“
„An Schulen in Chicago?“, fragte Julia hoffnungsvoll.
„Nicht nur dort. Das Leben hier ist etwas teurer als in anderen Städten.“
„Für das Problem habe ich eine Lösung.“ Bryan legte die Gabel hin, griff in die Gesäßtasche und zog einen zerknitterten Umschlag hervor. „Der ist für dich.“
„Was ist das?“
„Mach ihn auf.“
Morgan tat es
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