Julia Extra Band 0325
Nun, zumindest hatte sie es versucht, aber natürlich keinen Schlaf gefunden, eben weil sie so intensiv darüber nachdachte. Genau aus diesem Grund war sie nun hellwach. Doch sobald sie für sich beschlossen hatte, zu bleiben, war an Schlaf erst recht nicht zu denken. Deshalb hatte sie versucht, sich mit einem Computerspiel abzulenken.
Dass er sie in seinem Arbeitszimmer überrascht hatte, war ihr ziemlich peinlich gewesen, zumal sie nur ein übergroßes T-Shirt trug. Aber da alle zu Bett gegangen zu sein schienen, hatte sie sich gar nichts dabei gedacht, so leicht bekleidet durchs Haus zu laufen. Clints Schlafzimmer lag in einem anderen Flügel der Ranch, und sie war davon ausgegangen, dass sie sich unbemerkt in sein Arbeitszimmer schleichen konnte. Was für ein Irrtum! Ab sofort waren nächtliche Computerspiele für sie tabu.
Noch einmal atmete sie tief durch. Morgen früh würde sie ihm ihre Entscheidung mitteilen. Und dass gewisse Bedingungen an ihren Entschluss geknüpft waren.
Als Alyssa am nächsten Morgen in die Küche kam, saß Clint bereits am Tisch. Er schien auf sie gewartet zu haben. Gespannt schaute er sie an. Offenbar brannte er darauf, ihre Entscheidung zu hören.
Selbst so früh am Morgen sah Clint geradezu unverschämt gut aus. Das Sonnenlicht, das durchs Fenster fiel, betonte sein markantes Profil. Der Blick seiner dunklen Augen ruhte auf ihr. Alyssa war von seiner blendenden Erscheinung regelrecht verwirrt. War es unter diesen Bedingungen überhaupt möglich, sich nicht zu ihm hingezogen zu fühlen?
Sofort erinnerte sie sich an ihr nächtliches Treffen in Clints Arbeitszimmer. Sein Kuss hatte ihr fast den Verstand geraubt und ein Begehren in ihr entfacht, von dem sie glaubte, dass es nur in den Liebesromanen existierte, die ihre Tante Claudine mit Begeisterung verschlang. Alyssa hatte im Bett gelegen, mit offenen Augen von ihm geträumt und darüber nachgedacht, was sie gerne sonst noch mit ihm tun würde – Dinge, die weit über diesen Kuss hinausgingen. Ihre Gedanken waren ihr fast ein wenig peinlich. So schwer es ihr auch fiel – diese Sehnsüchte mussten Träume bleiben.
Um den Monat ohne größere Gefühlsturbulenzen zu überstehen, war es nötig, sich an bestimmte Regeln zu halten. Andernfalls hätte sie dreißig schlaflose Nächte vor sich. Und tagsüber brauchte sie einen klaren Kopf, um ihrer Arbeit nachgehen zu können.
„Wo ist Chester?“, erkundigte Alyssa sich.
Clint lehnte sich in seinen Stuhl zurück. „Mittwochs hat er seinen freien Tag. Er verbringt den ganzen Tag auf der Kinderstation eines Krankenhauses und spielt dort für die kleinen Patienten den Clown, um sie aufzuheitern.“
„Arbeitet er schon lange auf der Ranch?“, fragt sie voller Bewunderung für Chester und sein Engagement.
„Chester ist hierhergekommen, bevor ich geboren wurde“, antwortete Clint.
Instinktiv spürte Alyssa, dass Chester ihm sehr viel bedeutete. Für Clint war er weit mehr als bloß ein Angestellter. Er gehörte zur Familie – genau wie die anderen Männer, die Clint ihr vorgestellt hatte, als er ihr am Tag zuvor die Ranch gezeigt hatte. Die Älteren hatten viel Erfahrung mit dem Zähmen von Wildpferden. Die Jüngeren mussten noch viel lernen, aber Clint hatte ausdrücklich erklärt, dass er auch auf ihre Hilfe angewiesen war, damit auf der Ranch alles reibungslos funktionierte. Die Männer verhielten sich ihm gegenüber ebenso freundlich wie respektvoll, und als er ihnen Alyssa als eine alte Freundin vorgestellt hatte, schienen sie das sofort zu akzeptieren.
„Greif zu, bevor das Essen kalt wird“, forderte Clint sie nun auf.
Sie schenkte sich Kaffee ein. Anschließend nahm sie sich einen Teller, ging zum Herd und bediente sich.
Clint ließ sie nicht aus den Augen. „Finde ich prima“, sagte er schließlich.
Verwirrt drehte sie sich zu ihm um. „Was?“
„Dass du dich hier wie zu Hause fühlst.“ Als sie nichts darauf erwiderte, fuhr er fort: „Viele Frauen würden das nicht tun. Sie würden sich bedienen lassen.“
Während Alyssa Rührei auf ihren Teller häufte, überlegte sie, ob er möglicherweise Kim kannte. Sie gehörte fraglos zu dieser Sorte Frauen. Onkel Jessie nannte sie immer noch seine Prinzessin, und sie schien das wörtlich zu nehmen. „Das ist nichts für mich“, sagte sie, während sie sich an den Tisch setzte. „Ich bin daran gewöhnt, für mich selbst zu sorgen.“
Noch ehe sie einen Bissen in den Mund stecken konnte, verschränkte Clint die
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