Julia Extra Band 0325
der Ranch waren unsere Familie. Was ist mit deiner Mutter? Du hast gesagt, sie hat dich zu deinem Großvater und deiner Tante gegeben. Hast du noch Kontakt zu ihr?“
Alyssa wünschte, er hätte diese Frage nicht gestellt. Dass ihre Mutter sie so einfach weggegeben und sich überhaupt nicht mehr um sie gekümmert hatte, machte sie noch immer traurig.
„Nein. Seit dem Tag, als sie mich weggegeben hat, habe ich nichts mehr von ihr gehört.“
Um das unangenehme Thema zu beenden, stand sie auf. „Ich muss noch ein paar Telefonate erledigen. Ich muss mich ja auch um meine Arbeit kümmern. Hast du etwas dagegen, wenn ich deinen Computer benutze?“
„Überhaupt nicht.“
Alyssa nickte. „Schön.“ Sie stellte ihren Teller und ihre Tasse in die Spüle. „Ich kümmere mich um den Abwasch, sobald ich telefoniert habe. Schließlich hat Chester ja heute frei.“
Mit diesen Worten verließ sie die Küche.
Clint blieb am Tisch sitzen und dachte über seine Situation nach. Hatte er zunächst noch geglaubt, dass eine Unterschrift genügen würde, um seine Ehe mit Alyssa aufzulösen, musste er nun einsehen, dass er sich getäuscht hatte. So einfach war es ganz und gar nicht. Das lag nicht nur daran, dass sich sein ehemaliger Arbeitgeber als ausgesprochen stur erwies. Es hatte vor allem damit zu tun, dass seine ihm gesetzmäßig angetraute Gattin verdammt attraktiv war. Und jetzt hatte er sich auch noch verpflichtet, die Finger von ihr zu lassen.
Wenn er an die dreißig Tage dachte, die vor ihm lagen, beschlich ihn ein mulmiges Gefühl. Warum konnte er nicht einfach Sex mit ihr haben? Das war doch nun wirklich keine große Sache – einfach nur Sex. Sie waren vernünftige Erwachsene mit ganz normalen Bedürfnissen. Sie würden keine Verpflichtungen eingehen und nicht mehr voneinander erwarten als ein bisschen Spaß. Richtig? Falsch!
Er erinnerte sich an ihre Worte, die tief in ihre Seele blicken ließen: Für Beziehungen, in denen es nur um Sex geht, sei sie nicht zu haben. Bei ihrer Unterhaltung am Frühstückstisch hatte er sie genau beobachtet und aus ihrem Verhalten und ihren Gesten mehr erfahren, als sie ihm mit Worten gesagt hatte – besonders als es um ihre Familie ging.
Der Texas Ranger in ihm spürte sofort, wenn ihm jemand etwas verschwieg. Da er nicht neugierig sein wollte, hatte er nicht tiefer gebohrt. Aber: Warum hatte ihre Mutter sie mit dreizehn fortgeschickt und sich nie mehr um sie gekümmert? Über ihre Cousins und Cousinen hatte sie auch nicht mit dieser Warmherzigkeit gesprochen, mit der er stets von seinen erzählte. Zugegeben, nicht jede Familie war wie die Westmorelands, aber ein Mindestmaß an Zusammengehörigkeit konnte man doch wohl erwarten. Nur von ihrem Großvater und ihrer Tante sprach sie voller Liebe und Respekt.
Vielleicht interpretierte er auch zu viel in ihre Worte hinein. Vermutlich war sie einfach nur zurückhaltend und wollte nicht viel von sich und ihren Nächsten preisgeben. Er konnte schließlich nicht erwarten, dass sie nach all den Jahren ihr ganzes Leben vor ihm ausbreitete – ob Ehefrau oder nicht.
Ratlos fuhr er sich mit der Hand durchs Gesicht. Warum kümmerte es ihn überhaupt? Warum wollte er unbedingt mehr von und über Alyssa erfahren? Während er noch darüber nachdachte, klingelte sein Handy.
„Hallo?“, meldete er sich.
„Was höre ich da – du hast eine Frau?“
Unwillkürlich musste er grinsen, als er die Stimme seiner Schwester hörte.
„Chester hat wohl wieder den Mund nicht halten können“, antwortete er halb amüsiert, halb verärgert. Höchste Zeit, ein ernstes Wort mit dem alten Mann zu reden. Obwohl kaum zu hoffen war, dass es etwas nützte.
„Er meinte, ich hätte ein Recht, es zu erfahren“, fuhr Casey fort. „Also, ich will alles über sie wissen.“
Er seufzte. Da sie ihn nicht danach gefragt hatte, wieso er überhaupt auf einmal verheiratet war, konnte er davon ausgehen, dass Chester ihr die Vorgeschichte vermutlich ebenfalls erzählt hatte. „Was willst du denn hören?“
„Alles. Wie heißt sie? Woher kommt sie? Wie alt ist sie? Ist es eine Kollegin? Habe ich sie schon mal gesehen? Und so weiter und so weiter …“
Unwillkürlich musste Clint grinsen. Sie stellte genauso viele Fragen wie Alyssa.
„Sie heißt Alyssa Barkley. Sie stammt aus Waco und ist siebenundzwanzig. Und nein, du hast sie noch nicht gesehen. Nach dem College ist sie sofort zu den Rangers gekommen und hat gekündigt – kurz nachdem wir diesen Auftrag
Weitere Kostenlose Bücher