Julia Extra Band 0325
zusammen erledigt hatten. Sie war nur ein Jahr dabei“, berichtete er.
„Du hast also damals keinen besonderen Eindruck bei ihr hinterlassen, stimmt’s?“
„Das hatte ich auch gar nicht vor. Damals war ich doch mit Chantelle zusammen.“
„Bitte erwähne diesen Namen nicht.“ Seine Schwester klang regelrecht angewidert.
Clint lachte glucksend. Casey und Chantelle hatten sich nie ausstehen können. Seine Schwester hatte ihn vor ihr gewarnt. Natürlich hatte er nicht auf sie gehört. Später bereute er es. Chantelle hatte allen Männern den Kopf verdreht. Alyssa tat das allerdings auch … Nach einer Stunde in Alyssas Gesellschaft war er jedoch felsenfest davon überzeugt, dass sie ganz anders war als Chantelle.
Alyssa war nicht egoistisch. Sie nahm sich selbst nicht besonders wichtig. Im Gegensatz zu Chantelle, die glaubte, dass die Sonne allein für sie aufgehe. Aber da er bis über beide Ohren verliebt war, hatte er ihr wahres Wesen nicht erkannt.
„Was habt ihr beiden denn jetzt vor, da das State Bureau eure Ehe nicht annulliert?“
Caseys Frage brachte ihn in die Gegenwart zurück. „Wir erfüllen ihre Bedingung und leben dreißig Tage zusammen“, antwortete er.
„Da verlangen sie aber eine Menge von euch“, meinte Casey. „Wollt ihr euch nicht lieber an einen Anwalt wenden?“
„Daran haben wir auch schon gedacht, aber am Ende könnte es alles nur noch hinauszögern.“ Jared, mit dem er in der vergangenen Nacht noch telefoniert hatte, hatte seine Befürchtungen bestätigt. „Alyssa hat sich inzwischen auch damit abgefunden. Außerdem kann sie überall arbeiten. Sie ist Webdesignerin.“
„Hm. Vielleicht kannst du sie ja überreden, die Website für Onkel Sids Stiftung zu gestalten“, schlug Casey vor.
„Warum nicht? Ich habe mit ihr schon über die Stiftung gesprochen. Vielleicht macht sie es ja, wenn sie Zeit hat.“
„Dann wird sie also auf der Ranch sein, wenn McKinnon und ich dich demnächst besuchen kommen.“ Casey schien laut zu denken. „Ich bin schon ganz gespannt auf sie.“
Sofort schrillten bei ihm sämtliche Alarmglocken. Er kannte seine Schwester. Nach dem Fiasko mit Chantelle war sie für seinen Geschmack etwas überfürsorglich geworden. Einerseits amüsierte es ihn, andererseits war es ihm auch ziemlich lästig. „Vergiss nicht, wer der Älteste ist“, erinnerte er sie.
Er hörte ein verächtliches Schnauben durchs Telefon. „Nur vierzehn Minuten. Ich wäre die Älteste, wenn Cole mich nicht zurückgehalten hätte.“
Clint lachte. Das erzählte Casey jedem. Die Geschichte hatte Chester ihr eingeredet. Er hatte behauptet, normalerweise wäre sie die Erste gewesen, wenn Cole sich nicht vorgedrängt hätte – und damit den Weg für Clint freigemacht hatte. „Hör zu, ich muss Schluss machen. Ich erwarte eine Lieferung mit neuen Wildpferden …“
„Sehr schön. Bis demnächst auf der Ranch.“
Nachdenklich klappte Clint sein Handy zu. Casey verfügte über eine sehr gute Menschenkenntnis. Was mochte sie wohl von Alyssa halten?
Alyssa schaute sich in Clints Büro um, das so viel größer war als ihr eigenes zu Hause. Eigentlich liebte sie ihre kleine Wohnung. Im Prinzip brauchte sie nur eine Küche, ein Schlafzimmer, ein Bad und ein Arbeitszimmer. Alles andere war Luxus – wie ihr Wohn- und Esszimmer.
Sie betrachtete die Bilder an der Wand. Auf einem erkannte sie Sid Roberts. Ein anderes zeigte eine Frau mit drei kleinen Kindern, die fünf oder sechs Jahre alt waren: Clints Mutter mit ihm und seinen Geschwistern. Clint kam eindeutig nach seinem Vater, den sie auf einem weiteren Foto erkannte. Er hatte die markanten Züge seines Vaters geerbt. Er und Cole, die wie ein Ei dem anderen glichen, hatten die hohe Stirn ihres Vaters, das scharf geschnittene Kinn und seine dunklen Augen. Darüber hinaus hatten sie von ihm auch die vollen Lippen, die ihr an Clint so gefielen.
Sie zuckte zusammen, als ihr Handy klingelte. Kürzlich hatte sie eine neue Nummer bekommen. Hoffentlich hatte Kim sie nicht herausgefunden. Sie klappte das Handy auf und war erleichtert, als sie die Nummer erkannte. „Hallo, Tante Claudine …“
„Hallo, Liebes. Ich wollte dir nur sagen, dass deine Sachen bereits auf den Weg sind. In ein paar Tagen müssten sie bei dir sein.“
„Danke, dass du das für mich getan hast.“
„Kein Problem. Übrigens war Kim heute Morgen bei mir und hat versucht herauszubekommen, wo du bist. Ich habe ihr gesagt, du seist unterwegs zu einem Kunden.
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