Julia Extra Band 0325
Hochzeitsreise geworden.“
Javier hatte den Eindruck, das Elend hätte sich weit über die Flitterwochen hinaus erstreckt. Er nahm ihren Arm. „Warum, Emily?“
„Er hatte alles geplant und –“
„Ich rede nicht von deiner Hochzeitsreise. Ich meine – alles. Die Verlobung, die Hochzeit. Oder ist das auch alles für dich geplant worden? War es einfacher, es allen recht zu machen, als einen Augenblick darüber nachzudenken, was dich glücklich macht?“
„Natürlich nicht. Ich hätte Todd nicht geheiratet – ich würde niemanden heiraten –, nur um meine Eltern glücklich zu machen.“
„Warum hast du dann der Heirat zugestimmt?“
„Weil ich ihn geliebt habe. Und sag mir jetzt nicht, dass es nicht so ist! Du kennst mich nicht. Du weißt nicht, was ich empfinde. Und ich weiß zwar nicht viel über dich, aber ich vermute stark, dass du keine Ahnung hast, was Liebe eigentlich ist. Du wechselst Frauen doch schneller als CDs.“
Javier biss die Zähne zusammen, als er daran dachte, wie falsch sie damit lag. Aber er zwang sich zu entspannen und schenkte ihr ein lässiges Lächeln. „Geht’s dir jetzt besser?“
„Ich … nein.“ Das Funkeln in ihren Augen verschwand, und ihre Entrüstung wich Scham. „Nein. Es tut mir leid. Ich weiß gar nicht, was in mich gefahren ist.“
Ihr Bedauern rührte Javier. Er spürte das Bedürfnis, alles wiedergutzumachen. Er wollte sie lächeln sehen. Aber die Erinnerung an Stephanie ging ihm immer noch durch und durch. Er musste an sein Versagen denken, an die Versprechen, die er gebrochen hatte. Und daran, warum er sich von allen Frauen fernhielt, die mehr wollten als Spaß. Denn mehr hatte er nicht zu geben.
Emily wandte sich ab. „Ich habe ja gewusst, dass alle über mich reden werden, weil ich die Hochzeit abgesagt habe. Dass allen klar sein würde, dass Todd mich betrogen hat.“
Plötzlich fuhr sie herum. So schnell, dass er keine Chance hatte, seine Gesichtszüge unter Kontrolle zu bekommen. „Du hast auch Bescheid gewusst, oder?“
„Ja. Gleich nachdem Connor zurückgekommen ist, hat er mir gesagt, dass seiner Meinung nach an Todd irgendwas faul ist“, gab er zu. Als Emily bei diesen Worten ein trauriges Gesicht machte, legte er die Hand unter ihr Kinn, damit sie ihn ansah. Ihre Haut fühlte sich unter seinen Fingerspitzen wie Seide an. Er musste sich dazu zwingen, sich auf seine Worte zu konzentrieren und nicht auf ihre leuchtenden Augen oder ihre blassrosa Lippen. „Und als ihr die Verlobung gelöst habt, hat Connor mir erklärt warum. Todd ist derjenige, der sich schämen sollte, Emily. Nicht du.“
„Das versuche ich mir selbst auch zu sagen.“
„Irgendwann wirst du es glauben. Verdammt, das ist wahrscheinlich der ganze Grund für das Gerede. Niemand kann glauben, dass Todd dumm genug war, dich zu betrügen.
Ihr rechter Mundwinkel deutete ein Lächeln an, das er zu gern mit einem Kuss kosten würde.
„Weißt du was“, sagte Javier, „und bitte nimm mir das nicht übel – aber ich habe nicht gedacht, dass ich dich mögen würde. Ich habe geglaubt, du bist das typische verzogene, reiche Gör.“
„Bin ich auch“, gab sie zu.
„Reich vielleicht, aber nicht verzogen.“
Wenn überhaupt, dann strahlte Emily eine süße Unschuld aus, die Todd Dunworthys Betrug noch schlimmer wirken ließ. Noch ein Grund, warum Javier sich von ihr fernhalten sollte. Süß war nicht sein Ding. Unschuld auch nicht. Und trotzdem war er jetzt hier … allein mit ihr in dem mondhellen Garten.
Weil sie es nicht schaffte, ihm zu widerstehen, sah Emily Javier an. Mit dem dunklen Haar und den pechschwarzen Augen schien er ein Teil der Nacht zu sein. Geheimnisvoll und vielleicht sogar ein bisschen gefährlich. Sein Blick glitt zu ihren Lippen, und Emily musste schwer schlucken. Sehr gefährlich sogar.
Sie wich zurück. „Ich muss gehen.“
„Emily –“
„Nein, wirklich. Vielen Dank. Für den Tanz, für deine Hilfe, für … alles. Aber ich muss gehen.“
Als sie wegrannte, dachte sie für den Bruchteil einer Sekunde, dass Javier ihr nachkommen würde. Aber das Klappern ihrer Absätze war das einzige Geräusch, das sie hörte.
Emily und ihre Eltern übernachteten in einer Bungalowsuite etwas abseits von den Hauptgebäuden des Hotels. Beinahe hatte sie ihre Zimmertür schon erreicht, als sie bemerkte, dass sie ihre Handtasche mit ihrem Schlüssel irgendwo vergessen hatte.
Übelkeit drehte ihr den Magen um. Wenn sie Glück hatte, musste sie nur den ganzen
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