Julia Extra Band 0325
Wenn ich es nicht besser wüsste …“, Alex lachte, „… würde ich denken, er hat Frauenprobleme. Aber wir wissen ja, dass das nicht sein kann. Das einzige Problem, das Javier je mit Frauen gehabt hat, ist, dass ein Tag zu kurz ist, um mit allen auszugehen.“
Javier runzelte die Stirn. Das war ein alter Witz, er hatte ihn selbst schon gemacht. Trotzdem, ihn jetzt zu hören, klang irgendwie … falsch. Vor allem, wenn vor seinem geistigen Auge schon wieder Emilys Gesicht auftauchte.
Nachdenklich ging er voraus in die Küche und nahm sich eine Wasserflasche aus dem Kühlschrank. Nachdem er die halbe Flasche in einem Zug geleert hatte, fragte er: „Was ist denn los?“
„Es geht um deine Freundin Emily“, fing sie an.
„Hat sie ein Angebot gemacht?“
„Nein.“
Das war nicht die Antwort, die er erwartet hatte. „Was zur Hölle ist passiert? Sie war drauf und dran, das Scheckbuch zu zücken, als wir das Haus besichtigt haben!“
„Ich hatte auch den Eindruck, dass sie ziemlich begeistert war, bis ihre Eltern aufgetaucht sind. Die haben ihr erklärt, dass sie die Entscheidung überstürzt. Dann hat sie gesagt, sie will ein paar Tage nachdenken. Aber ich habe heute mit der Maklerin gesprochen, die die Verkäufer vertritt. Sie zeigt das Haus heute einem Ehepaar. Ich will wirklich nicht drängeln, aber es wäre doch sehr schade, wenn Emily die Gelegenheit verpasst, falls sie das Haus wirklich will.“
„Emily will das Haus.“ Er hatte die Begeisterung in ihren türkisfarbenen Augen leuchten sehen. Und er wusste, dass sie ihr Herz an das Stadthäuschen verloren hatte. Bei dem Gedanken, dass ihre Eltern ihr diesen Wunsch vermiest hatten, wurde er fuchsteufelswild. „Lass mich mal mit ihr reden und –“
„Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist?“, fragte Anna mit einem besorgten Stirnrunzeln.
„Sie muss doch wissen, dass andere Leute sich das Haus ansehen. Ich bin überrascht, dass du sie noch nicht angerufen hast.“
„Ich habe versprochen, ihr ein paar Tage Bedenkzeit zu geben“, verteidigte sich Anna. „Außerdem wollte ich fragen, ob du sicher bist, dass es eine gute Idee ist, wenn du sie anrufst?“
„Was soll das denn heißen?“
„Du hast diese Show, eine Jungfrau aus der Bedrängnis zu retten, schon mal abgezogen, Javier“, erinnerte seine Cousine ihn sanft. „Ich will nicht, dass du wieder verletzt wirst.“
„Du kannst Emily nicht mit Stephanie vergleichen“, widersprach er mit ausdrucksloser Stimme.
Mit zehn Jahren mehr Lebenserfahrung wusste Javier, dass seine Exfreundin wahrscheinlich an Depressionen gelitten hatte. Von einem Augenblick zum nächsten war ihre Stimmung zwischen Wut auf die Vergangenheit, Verzweiflung wegen der Gegenwart und unglaublicher Hoffnungen für die Zukunft – für ihre gemeinsame Zukunft – gewechselt.
Stephanies Eltern hatten praktisch ihre ganze Kindheit vor Gericht verbracht und miteinander und um Stephanie gestritten. Und er hatte ihr versprochen, dass er sie von all dem wegbringen würde. Im Gegenzug hatte sie versprochen, auf ihn zu warten.
Am Ende hatte keiner von ihnen Wort gehalten.
Aber diese Geschichte hatte nichts mit dem Hier und Jetzt zu tun. Und nichts mit Emily.
„Dann glaubst du nicht, dass Emily versucht, der Kontrolle ihrer Eltern zu entkommen, indem sie ein Haus kauft?“, fragte Anna.
„Und wenn schon“, meinte er, „dafür braucht sie mich nicht.“
Emily brauchte ihn nicht. Punktum. Und das war gut so. Er hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, niemanden zu brauchen und von niemandem gebraucht zu werden. Diese Lektion hatte er an dem Tag gelernt, an dem Stephanie mit einem anderen Mann weggegangen war.
„Ach, wirklich?“, zweifelte Anna. „Warum willst du sie dann anrufen?“
Dazu fiel ihm nichts ein. Zum Glück klingelte Annas Handy und erlöste ihn aus seiner Verlegenheit.
„Hallo? Oh, ich verstehe. Ja, ich werde meiner Kundin Bescheid geben.“ Anna sagte noch ein paar Sätze, bevor sie den Anruf beendete und langsam das Telefon wegsteckte. „Das war die Maklerin der Verkäufer.“ Enttäuschung zeichnete sich auf Annas Gesicht ab. „Das Ehepaar hat ein Angebot gemacht.“
Als Emily ihren Eltern versprochen hatte, sich ein oder zwei Tage Zeit zu nehmen, um über den Kauf des Stadthauses nachzudenken, hatte sie nicht damit gerechnet, wie langsam diese Tage vergehen würden.
Sie saß im Wohnzimmer und blätterte in einer Zeitschrift, ohne sich konzentrieren zu können. Wenn sie diese Chance nicht
Weitere Kostenlose Bücher