Julia Extra Band 0325
wieder küsste, hielt er das durchaus für möglich.
Immer noch berührten sie sich nur mit den Lippen. Aber Emily vertiefte den Kuss mehr und mehr. Bis er nicht mehr sicher war, was ihn mehr erregte – alles, was ihr Kuss ihm gab, oder alles, was sie noch zurückhielt.
Der Augenblick war vorbei, als sich jemand in ihrer Nähe laut räusperte. „Tut mir leid, euch zu unterbrechen“, meinte Anna, „aber fangt nicht zu früh an zu feiern. Wir müssen das Angebot noch unterbreiten.“
„Okay, das war’s“, nickte Anna, als Emily auf der letzten Seite ihre Unterschrift leistete.
Sie hatten sich in das enge Büro des Restaurants zurückgezogen. Nachdem sie die Blätter gestapelt hatte, steckte Anna sie ins Fax und drückte den Knopf, um alles abzuschicken.
„Noch einmal vielen Dank für deine Hilfe. Und es tut mir leid wegen gestern“, entschuldigte sich Emily. „Ich wollte wirklich ein Angebot machen, aber –“
„Hey, kein Grund sich zu entschuldigen. Das ist eine wichtige Entscheidung. Und ich habe auch Eltern, weißt du. Und Brüder und Schwestern. Tanten, Onkel, Cousins …“ Anna verstummte und hob vielsagend eine Augenbraue.
Als Emily den Köder nicht schluckte, erwartete sie ein nicht besonders subtiles Verhör wegen des Kusses. Aber Annas nächster Kommentar traf sie unvorbereitet.
„Ich wollte nicht lauschen, als du dich gestern mit deinen Eltern unterhalten hast. Aber ich habe gehört, wie du gesagt hast, dass du dich von ein paar Sachen trennen musst, wenn du umziehst. Falls du Interesse hast, meine Mutter hilft bei einer Wohltätigkeitsorganisation. Sie sammeln Kleider für Frauen, die nach schlechten Erfahrungen versuchen, wieder auf eigenen Füßen zu stehen. Es ist für einen guten Zweck. Sie würden sich bestimmt über alles freuen, was du loswerden willst.“
„Das klingt großartig. Aber was ist, wenn mein Angebot nicht angenommen wird?“ Emily hasste diesen Gedanken. Aber sie musste sich mit der Möglichkeit auseinandersetzen.
„Erstens habe ich ein richtig gutes Gefühl. Und zweitens bin ich jetzt deine Maklerin oder nicht?“
„Äh, doch, du bist meine Maklerin.“
„Genau. Und ich werde ein Haus für dich finden“, versicherte Anna.
Angesichts dieser Zuversicht musste Emily lächeln. „Wie wäre es, wenn deine Mutter sich bei mir meldet?“, schlug Emily vor.
„Perfekt! Meine Mutter wird begeistert sein.“
„Dann ist es zumindest eine von unseren Müttern“, erwiderte Emily trocken.
„Deine Eltern werden sich schon noch überzeugen lassen. Im Augenblick sehen sie dich nur als ihr kleines Mädchen, das beschützt werden muss. Aber deine Pläne werden sie zwingen, dein neues Ich zu akzeptieren.“
„Ich hoffe, du hast recht.“
„Ganz sicher, du wirst schon sehen. Genau das sage ich auch immer zu Javier. Bevor er nicht ein paar Dinge ändert, wird Maria ihn immer als verantwortungslosen Bengel sehen.“
„Verantwortungslos!“, wiederholte Emily entrüstet. „Wie kann sie das nur denken? So, wie er die Reparaturarbeiten organisiert hat?“
Ein leises Lächeln umspielte Annas Lippen bei Emilys leidenschaftlicher Verteidigung. „Das Problem ist weniger, wie Javier arbeitet. Sondern vielmehr, wie er …“ Mitten im Satz hielt sie inne und verkniff sich eine Bemerkung über das unstete Liebesleben ihres Cousins. „Aber das ist jetzt egal“, fügte Anna bestimmt hinzu.
Nach zwei Tagen in denen Javier nichts anderes getan hatte, als zu hämmern, zu klopfen, Kacheln abzukratzen und wegzuschaffen, zu verlegen und zu verfugen, hatte er das Gefühl, er würde dieses lärmende Chaos in seinem Kopf nie wieder loswerden. Ganz zu schweigen von dem ganzen Staub und Dreck. Für ein heißes Bad und ein kaltes Bier würde er alles geben.
„Wie wär’s, wenn wir für heute Schluss machen?“, schlug er Tommy vor.
„Sicher?“ Tommy wischte sich den Schweiß von der Stirn.
„Ja, auf jeden Fall.“
Wie Alex vorhergesagt hatte, waren sie damit fertig, die Fliesen aus dem Gastraum herauszureißen. Jetzt mussten nur noch Scherbenreste und Staub zusammengefegt werden.
„Geh nach Hause. Ich mache den Rest.“ Auch wenn das hieß, dass sein kaltes Bier noch ein bisschen länger warten musste.
Nach einem eiligen Kopfnicken machte Tommy sich so schnell aus dem Staub, dass der praktisch in einer Wolke hinter ihm her wehte.
„Noch mal neunzehn sein“, murmelte Javier, als seine Muskeln beim Griff nach dem an der Wand lehnenden Besen protestierten. Er war sich
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