Julia Extra Band 0325
stieg und sie überwältigte und das sie nicht beim Namen nennen wollte.
„Morgen Abend“, sagte Javier noch mal. Seine Stimme war rau und verheißungsvoll. Emily konnte es kaum erwarten, bis er sein sinnliches Versprechen erfüllen würde.
6. KAPITEL
Emily beobachtete lächelnd, wie Angela Delgado einen Regenbogen aus Röcken, Blusen und Hosen durchsah, den sie auf ihrem Doppelbett ausgebreitet hatte.
Als sie erfahren hatte, dass ihr Angebot für das Stadthaus angenommen worden war, hatte sie keine Zeit verschwendet und noch am selben Tag einen Termin mit Annas Mutter gemacht.
„Lauren wird begeistert sein. Ich habe sie gebeten vorbeizukommen. Das ist doch in Ordnung?“, fragte Angela.
„Ja, natürlich.“
Kaum eine Minute später klopfte es leise und die Schlafzimmertür ging auf. Eine junge Frau mit großen Augen und kurzem braunen Haar streckte den Kopf zur Tür herein. „Tut mir leid, dass ich so spät komme. Ich habe nicht geglaubt, dass das hier das richtige Haus ist und …“
Als sie den türkisfarbenen Kaschmirpullover erblickte, den Angela hochhielt, verstummte sie. „Ist das … Sind das die Kleider?“
„Alles, was Ihnen davon gefällt“, bot Emily an.
„Lauren hat gerade einen Job bei einer Anwaltskanzlei bekommen“, erklärte Angela und sah so stolz aus, als ob sie über ihre eigene Tochter sprechen würde.
„Ich bin nur Mitarbeiterin am Empfang“, stellte Lauren mit ruhiger Stimme klar.
„Es ist ein guter Job“, sagte Angela, „und entsprechend musst du auch aussehen.“
Emily nickte. „Wenn wir fertig sind, haben Sie eine perfekte Garderobe dafür. Und vielleicht noch ein paar Outfits, um freitagabends mal Spaß zu haben.“
„Irgendwie glaube ich nicht, dass ich hier einen Jogginganzug und ein Spucktuch finden werde. Für mich heißt Spaß am Freitagabend, mit meinem zweijährigen Sohn zu spielen.“ Mutterglück leuchtete in ihren Augen. „Möchten Sie ein Bild sehen?“
Als Emily nickte, zog Lauren ihren Geldbeutel heraus und zeigte ein paar Fotos von einem lächelnden Kleinkind mit runden Wangen.
„Er ist wunderschön“, erklärte Emily.
„Für ihn arbeite ich so hart. Er ist der Grund, warum ich ein besseres Leben will. Und ich habe solches Glück, dass ich Angela getroffen habe. Ohne sie …“ Die junge Frau verstummte.
„Haben Sie keine Familie, die Ihnen helfen kann?“, fragte Emily.
Während sie mit dem Daumen über das Gesicht ihres Sohnes fuhr, schüttelte Lauren den Kopf. „Als ich Bens Vater getroffen habe, war ich im letzten Jahr auf der High School. Meine Eltern mochten ihn nicht. Sie meinten, er nutzt mich nur aus, und ich solle mich von ihm fernhalten. Wie man sieht, habe ich nicht zugehört“, sagte sie mit einem schiefen Lächeln und steckte die Fotos weg. „Ich bin mit ihm abgehauen. Nur leider hatten meine Eltern recht. Aber als ich das erkannte, war es zu spät – und ich schwanger. Und was meine Familie angeht, also, ich habe damals meine Entscheidung getroffen. Jetzt muss ich damit leben.“
Emily versuchte sich vorzustellen, dass ihre Eltern sich von ihr abwenden würden. Aber sie wusste, dass ihre Eltern sie immer wieder zu Hause willkommen heißen würden. Wo sie dann ihre Fehler dazu benutzen würden, um dafür zu sorgen, dass ihre Tochter nicht noch mal aus der Reihe tanzte.
Mit einem Griff in den Schrank zog Emily ein Paar dunkelgraue Kostümhosen heraus, die zu dem türkisfarbenen Pullover passten. „Hier. Probieren Sie die mal.“
Ein paar Sekunden später kam Lauren aus dem Bad, um ihre neuen Kleider vorzuführen. „Wie sieht das aus?“
Als sie Lauren ansah, musste Emily sich ein Lächeln verbeißen. Es war eine wirklich hübsche Kombination. Aber die Ärmel reichten bis über Laurens Fingerspitzen. Mit ihren zarten Gesichtszügen sah sie aus wie ein kleines Mädchen, das Verkleiden spielt.
„Ich glaube, das wird toll aussehen, sobald es geändert ist –“, lächelte Emily.
„Sie kann die Ärmel hochkrempeln, und ein neuer Saum reicht für die Hosen“, meinte Angela. Denn natürlich hatte Lauren kein Geld, um die Sachen ändern zu lassen.
„Wissen Sie was, meine Cousine hat eine Freundin, die Modeschöpferin ist“, sagte Emily. „Sie hat auf einer Modeschule hier in der Gegend gelernt. Vielleicht können wir es ja arrangieren, dass ein paar der Schüler die Sachen ändern.“
„Glauben Sie, das wäre möglich?“, fragte Lauren. Ihre Augen leuchteten hoffnungsvoll. Emily wünschte sich, nie ein Wort
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