Julia Extra Band 0325
gesagt zu haben. Was wusste sie schon darüber, was Schüler einer Modeschule tun konnten oder nicht?
„Wunderbar!“, rief Angela. „Emily, das machen Sie doch für uns möglich, oder?“
Als beide Frauen sie erwartungsvoll ansahen, was konnte sie da schon anderes sagen, als ja.
Als Angela und Lauren weg waren, sammelte Emily die leeren Kleiderbügel ein. Sie hatte nicht erwartet, an diesem Nachmittag so viel Spaß zu haben.
Ob sie sonst noch etwas tun könnte, um der Wohltätigkeitsorganisation zu helfen? Derart in Gedanken versunken merkte Emily gar nicht, wie ihre Mutter das Schlafzimmer betrat, bis Charlene meinte: „Ich habe die beiden Frauen gesehen, als sie gegangen sind. Hast du überhaupt noch etwas zum Anziehen übrig?“
„Natürlich. Die Sachen habe ich seit Monaten nicht mehr getragen. Und es war für einen guten Zweck.“
Noch mehr Kleidung zu spenden würde der Wohltätigkeitsorganisation helfen. Aber gab es vielleicht einen Weg, die Kleiderspende beispielsweise mit einer Modenschau zu verbinden, um Geldspenden zu sammeln? Emily überhörte beinahe, was ihre Mutter sagte, bis zwei Worte bei ihr die Alarmglocken schrillen ließen.
„Ich habe beschlossen, die Dinnerparty für Dan Rogers nächstes Wochenende abzuhalten.“
„Nächstes Wochenende?“ Die Wiedereröffnung vom Delgado’s war auch an dem Wochenende. Und darauf freute sie sich genauso sehr, wie sie sich vor der Dinnerparty ihrer Mutter graulte. „An welchem Abend?“
Charlene runzelte die Stirn. „Freitag. Warum?“
„Weil ich für Samstag schon Pläne habe“, erwiderte Emily mit einem Seufzer der Erleichterung. Sie versuchte mühsam, Interesse zu heucheln. „Wie viele Leute kommen denn?“
„Sechs. Ich habe an ein Meeresmenü gedacht – Hummercremesuppe, Krabben …“
„Hm, meine Lieblingsspeisen.“
„Und zufällig auch die von Dan.“
Sie unterhielten sich noch ein paar Minuten und diskutierten, ob ein Caterer oder ein privater Koch besser sei, und welche Desserts passen würden.
„Halte ich dich von irgendetwas ab?“, fragte ihre Mutter, als Emily auf die Uhr schaute.
Natürlich hatte Emily gewusst, dass ihr diese Unterhaltung bevorstand. Wenn sie vorhatte, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen, musste sie lernen, mit der Missbilligung ihrer Eltern umzugehen. „Ich habe heute Abend eine Verabredung.“
„Eine Verabredung? Mit wem denn?“
„Mit Javier Delgado. Connors Trauzeuge.“
„Emily, bist du sicher, dass du dafür bereit bist? Was weißt du überhaupt über diesen Mann?“
„Ich weiß, dass ich gern mit ihm zusammen bin.“
„Wenn du ausgehen willst, dein Vater und ich kennen eine Menge junge Männer aus gutem Hause –“
„Männer wie Todd?“ Emily konnte einfach nicht anders.
„Geht es darum? Willst du uns bestrafen, weil wir dich nicht vor Todd beschützt haben?“
„Nein. Natürlich nicht. Todd hat uns alle zum Narren gehalten.“ Und sie konnte nur sich selbst Vorwürfe dafür machen, dass sie es so weit hatte kommen lassen. „Das ist nicht deine Schuld. Entschuldige. Ich hätte das nicht erwähnen sollen.“
„Aber ich bin froh, dass du es getan hast, Emily. Ich bin sicher, die Erfahrung mit Todd hat dir gezeigt, dass es Männer gibt, die dich nur benutzen wollen …“
Weil sie wusste, worauf ihre Mutter hinaus wollte, schüttelte Emily den Kopf. „Nicht Javier.“
„Woher willst du das wissen?“
Sie holte tief Luft. „Weil er mir gesagt hat, dass er nie wieder Geld von unserer Familie annehmen wird.“
„Wieder?“
„Das Geld, das ihr Connor bezahlt habt, damit er die Stadt verlässt …“ Ihre Mutter fuhr zusammen. „Er hat es den Delgados gegeben, damit sie ihr Restaurant nach einem Brand retten konnten.“
„Und was wollte er damit erreichen, dir das zu erzählen?“
„Nichts. Er hat gedacht, ich wüsste Bescheid“, erwiderte Emily spitz.
Charlene seufzte. „Als Connor weg war, gab es keinen Grund, dir davon zu erzählen.“
„Mir nichts zu sagen ist das geringste Problem! Warum habt ihr mir niemals zugetraut, eigene Entscheidungen zu treffen?“
„Einschließlich der Entscheidung durchzubrennen, als du achtzehn warst?“
„Das geht doch viel weiter zurück. Ich habe schon mein ganzes Leben lang das Gefühl, als ob ihr nur darauf wartet, dass ich irgendeinen furchtbaren Fehler mache.“
„Das ist doch albern“, behauptete Charlene, obwohl sie Emily dabei nicht in die Augen sehen konnte.
„Nein, das ist es nicht.“ Aber sie konnte
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