Julia Extra Band 0325
ihre Mutter auch nicht zu einer Aussprache zwingen. „Obwohl es schon beinahe komisch ist. Ihr vertraut mir nicht einmal genug, um mir zu sagen, warum ihr mir nicht vertraut. Und jetzt entschuldige mich bitte, ich muss mich für meine Verabredung fertig machen.“
Javier freute sich mit so viel Ungeduld auf den Abend mit Emily, wie es sich für ein erstes Rendezvous gehörte – wäre er dreizehn Jahre alt. Für einen erwachsenen Mann mit seiner Erfahrung hätte es ein ganz normaler Abend sein sollen. Aber er konnte das Gefühl nicht ignorieren, dass es diesmal mehr sein könnte, wenn er es nur zuließ …
Als er dem Hausmädchen der Wilsons durch das Foyer folgte, um Emily abzuholen, kam er sich vor wie in einem Museum. Wunderschöne Vasen standen auf handgeschnitzten Säulen. Skulpturen posierten sich in erleuchteten Nischen.
Der museumsähnliche Eindruck hielt auch beim Betreten des Arbeitszimmers an. Nicht so sehr wegen der Mahagonimöbel, sondern weil Gordon Wilson hinter einem riesigen Schreibtisch saß und ihn anstarrte, als ob Javier mit seinem kostbarsten Gemälde türmen wollte.
„Dein Freund Connor hat vor einer Woche hier gesessen“, begann Gordon ohne Umschweife. „Wir waren beide erleichtert, dass Emily der Hochzeit mit einem Mann entkommen konnte, der sie verletzt hätte.“
„Ich habe nicht vor, Emily zu verletzen“, erwiderte Javier. „Ich bin nicht Emilys Exverlobter. Ich habe nebenher keine schwangere Freundin. Und ich habe kein Interesse an Ihrem Geld. In der Tat, ich glaube, das ist jetzt die perfekte Gelegenheit, um Ihnen das hier zu geben.“
Damit zog er seine Brieftasche heraus, nahm ein gefaltetes Blatt Papier heraus und legte es auf Gordon Wilsons Schreibtisch.
Der ältere Mann hob die silbergrauen Augenbrauen. „Was ist das?“
„Ein Scheck“, erklärte Javier. „Über zehntausend Dollar. Ich nehme an, als mein Freund Connor vor einer Woche auf diesem Stuhl saß, hat er sich nicht die Mühe gemacht, Ihnen zu erzählen, dass er seine finanzielle Abfindung damals mir gegeben hat, damit ich das Restaurant meiner Familie retten konnte. Er hat mir die ganze Geschichte erst vor Kurzem erzählt. Und weil er mir nie erlaubt hat, ihm das Geld zurückzuzahlen, dachte ich, ich zahle es Ihnen zurück.“
Gordon faltete bedächtig den Scheck auseinander. Seine grimmigen Züge verrieten keine Gemütsregung, als er den Scheck weglegte. „Soll mir das irgendetwas beweisen?“
„Nur, dass Sie mich nicht kaufen können.“
„Bedauerlicherweise ist mehr nötig als das …“, Emilys Vater deutete mit seinem Kinn auf den Scheck, „… um mich davon zu überzeugen, dass Sie meiner Tochter nicht wehtun werden.“
„Es tut mir so leid, dass mein Vater dich so lange aufgehalten hat“, entschuldigte sich Emily, als Javier aus der kreisförmigen Auffahrt der Wilsons fuhr.
Sie trug ein jeansblaues Kleid mit Nackenband, das die Haut ihrer Schultern und ihres Rückens wunderbarerweise enthüllte. Als sie die Beine kreuzte, lenkte sie Javiers Aufmerksamkeit auf noch mehr nackte Haut und ein Paar strassbesetzte Riemchensandalen, sodass er sich kaum noch auf die Straße konzentrieren konnte.
„Das Warten hat sich gelohnt. Du siehst fantastisch aus.“
„Man sollte meinen, es wäre einfacher für mich, etwas zum Anziehen zu finden, nachdem ich meinen Kleiderschrank so gelichtet habe. Aber … nein.“ Sie lächelte. „Es hat mir übrigens viel Freude gemacht zu helfen. Und ich habe gedacht, dass ich vielleicht ein paar Modeschüler mit einbeziehen könnte. Sie könnten die gespendeten Kleidungsstücke ändern.“
„Das hört sich großartig an.“
Emily seufzte und spielte mit dem Reißverschluss ihrer Handtasche. „Ich wünschte nur, diese großartige Idee wäre jemand anders eingefallen. Nun habe ich etwas dahingesagt, ohne viel darüber nachzudenken. Und jetzt zählt Angela auf mich.“
„Du machst das schon, Emily.“
Sie lachte leise. „Ich weiß nicht, wie du das machst.“
„Was?“
„Wie du mich dazu bringst, an mich selbst zu glauben, auch wenn es sonst keiner tut.“ Nach einem kurzen Zögern fuhr Emily fort, über ihre Ideen zu sprechen. „Ein Mädchen namens Lauren hat deine Tante begleitet. Als ich zugesehen habe, wie sie die Sachen anprobiert hat, hatte ich die Idee, eine Modenschau zu veranstalten. Nur nicht mit Models, die berühmte Designersachen tragen, sondern mit ganz normalen Leuten. Am Ende werden die Outfits dann der Wohltätigkeitsorganisation
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