Julia Extra Band 0325
herausgefordert“, entgegnete Javier.
„Ich vermute, es ist so ähnlich, wie wenn du frisches Obst und Gemüse zum Kochen verwendest. Deine Mutter hat gedacht, so gehört sich das. Und du kochst so, wie sie es dir beigebracht hat, ohne weiter darüber nachzudenken.“
Nach so vielen Jahren ging es Emily mit ihren Bemühungen, ihre Eltern zufriedenzustellen genauso – es war einfach Gewohnheitssache. „Meine Eltern haben mir beigebracht, dass sie alles am besten wissen. Irgendwie habe ich mir angewöhnt zu tun, was man mir sagt. Und mir dabei eingeredet, wenn meine Eltern glücklich sind, bin ich es auch.“
„Aber du warst es nicht.“ Das war eine Feststellung, keine Frage.
„Nein. Und jetzt, wo ich versuche, mein eigenes Leben zu führen, ist es immer noch schwierig für mich, wenn ich das Gefühl habe, sie zu enttäuschen.“
„Sie sind nicht enttäuscht. Nur überrascht und ein wenig besorgt. Du hast die Spielregeln geändert, die dein Leben lang gegolten haben. Du musst ihnen die Chance geben, sich daran zu gewöhnen.“
„Ja? Und wie lange würde es deiner Meinung nach dauern, bis deine Mutter sich daran gewöhnen würde, dass du Tortillasuppe aus der Dose isst?“
„Okay, das würde nie passieren. Aber das ist nicht dasselbe. Meine Mutter und ich sind vielleicht nicht immer einer Meinung. Aber mit dem frischen Gemüse hat sie recht.“ Er nahm einen Tortillachip aus der Tüte, die neben ihm lag, und tunkte ihn in die Guacamole, die er gerade gemacht hatte. „Frisch schmeckt es wirklich am besten. Probier mal.“
Natürlich hätte sie die Hand ausstrecken und den Chip nehmen können. Aber das Glitzern in seinen dunklen Augen war eine Herausforderung, der sie nicht widerstehen konnte. Also lehnte Emily sich vor und nahm einen Bissen direkt aus seiner Hand. Die Aromen explodierten förmlich auf ihrer Zunge – knuspriger Tortillachip, kühle, weiche Avocado, knackige Zwiebel, scharfe Chilis, alles in einer perfekten Mischung vereint.
Aber sobald er mit den Fingern über ihre Lippen streichelte, hätte sie genauso gut Pappkarton essen können. Denn nun sehnte sie sich nur noch nach dem Geschmack seiner Küsse.
Seine Augen wurden nachtschwarz, als er langsam mit dem Daumen über ihre Unterlippe fuhr. Voller Ungeduld erwartete sie seinen Kuss.
Aber Javier küsste sie immer noch nicht. Wie ein Gourmetkoch, der erst Appetithäppchen serviert, um den Hunger auf den Hauptgang zu wecken, reizte er sie nur. Er ließ die Finger an ihrem Kinn entlang um ihren Hals gleiten. Dann legte er die Hand um ihren Nacken.
Der Hautkontakt brachte ihr Blut zum Kochen. Und er hatte sie noch nicht einmal geküsst. Javier trat noch näher an Emily heran, bis sie seine Körperwärme spürte. Und endlich, endlich küsste er sie.
Dieses Mal war es ganz anders als die geübte Verführung am Abend der Hochzeit oder die Küsse, in denen er ihr vorgegaukelt hatte, sie hätte die Kontrolle. Dieser Kuss war wild, unvorhersehbar, heißer und besser als alles, was sie je zuvor erlebt hatte. Als sie stöhnend den Kopf in den Nacken legte, vergrub er die Finger in ihrem Haar.
Sie ertastete den Saum seines Hemds und schob die Hände darunter. Seine Haut war seidenweich und fühlte sich heiß an. Aber das reichte ihr nicht. Sie wollte noch mehr. Das Verlangen, das tief in ihrem Inneren pulsierte, sagte ihr, dass sie alles wollte.
Javier hauchte ihren Namen, als er mit dem Mund ihre Wange, ihr Ohr und schließlich ihren Hals streichelte, bis Emily vor lauter Lustgefühl ganz benommen war. Jedes Mal, wenn sie nach Luft rang, stießen ihre Brüste gegen seinen Oberkörper, und diese Berührung raubte ihr erneut den Atem.
Das schrille Kreischen des Feueralarms zerschnitt die Stille und die Verbindung zwischen ihnen. Javier machte einen Satz rückwärts und fluchte, als er die rauchenden Paprika- und Zwiebelstückchen erblickte. Alle Farbe wich aus seinem Gesicht, und er biss die Zähne so fest zusammen, dass sie knirschten.
Emily schaffte es nicht, sich zu bewegen. Ihr war immer noch schwindelig von dem Kuss. „Javier –“
„Ich habe alles im Griff“, knurrte er. Mit zwei Schritten knallte er die Pfanne in den Ausguss, drehte das Wasser auf und schaltete den Dunstabzug ein.
Der Feueralarm stockte. Nach ein oder zwei letzten Heultönen verstummte er. Zurück blieb eine rauchgeschwängerte Stille.
Emilys Herz klopfte ihr immer noch bis zum Hals. Javier dagegen schien mit einem heftigen Kopfschütteln alles abgeschüttelt zu
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