Julia Extra Band 0325
finden.
„Können wir sonst noch mit irgendwas helfen?“, fragte einer der Möbelpacker.
Emily zögerte. Die Männer hatten ihre Arbeit getan. Aber sobald sie weg waren, wäre sie zum ersten Mal allein in ihrem Haus.
Sie holte tief Luft, lächelte die jungen Männer an und ging zur Tür. „Vielen Dank für die ganze Hilfe. Sie haben wirklich großartige Arbeit geleistet. Ich bin Ihnen für die harte Arbeit wirklich dankbar.“
Einen Augenblick später röhrte der Motor des Möbelwagens, und der Geruch von Diesel lag in der Luft. Und Emily vergaß plötzlich zu atmen. Denn draußen, die dunklen Augen hinter einer Sonnenbrille verborgen, kam Javier auf sie zu.
Sie saugte seinen Anblick auf – das dichte Haar, die breiten Schultern, die langen Beine, der schnelle Schritt. Nichts entging ihr. Nicht das Stirnrunzeln, das auch die Sonnenbrille nicht verstecken konnte, noch die Schrammen und Schnitte an seinen Händen von der Arbeit im Restaurant.
„Hey! Anna hat mir erzählt, dass du schon eingezogen bist“, sagte Javier. Sein Tonfall war beinahe anklagend.
„Ich habe mir ein paar von meinen Sachen und die Möbel liefern lassen.“
„Du hättest mich anrufen können“, sagte er.
„Du warst beschäftigt“, entgegnete Emily.
„Es tut mir leid. Ich war …“ Javier unterbrach sich.
Sein Stirnrunzeln verschwand, als er die Hand ausstreckte und ihr eine widerspenstige Locke hinters Ohr zurückstrich. Das erinnerte Emily daran, dass sie ihr Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte, kein bisschen Make-up im Gesicht hatte und außerdem nur ein Tanktop und eine Stretchhose trug. So hatte sie eigentlich nicht aussehen wollen, wenn er sie zum ersten Mal nach ihrer schiefgelaufenen Verabredung wiedersah.
„Jetzt bin ich hier. Und ich würde gern sehen, was du aus dem Haus gemacht hast“, fuhr er fort.
Das Haus war nicht bereit für Besucher. Und sie war nicht bereit für Javier. Und nach seinem Verhalten in den letzten Tagen konnte sie nur schließen, dass es für ihn schon fast vorbei war. Wenn sie klug wäre, würde sie die Sache jetzt beenden und sich selbst schützen.
Aber er war jetzt hier. Stand genau vor ihr. Nahe genug, um ihn zu berühren.
„Komm rein“, flüsterte sie und hielt ihm die Tür zu ihrem Haus auf. Dabei war sie sich genau bewusst, wie nahe daran sie war, ihn auch in ihr Herz zu lassen.
Bevor er eintrat, nahm er die Sonnenbrille ab. Als er sich im Wohnzimmer und in der Küche dahinter umsah, war Emily merkwürdig nervös. Nach all den Jahren mit den repräsentativen Möbeln ihrer Eltern hatte sie sich bewusst Sachen in einem lässigeren, gemütlichen Design ausgesucht.
„Emily“, sagte er schließlich, „das sieht großartig aus. Das hast du toll gemacht.“
Erleichtert ließ sie sich auf die Couch fallen und drückte ein grün-weiß-kariertes Kissen an sich. „Ich bin nur einkaufen gegangen. Die Spediteure haben den Rest erledigt.“
„Tu das nicht.“
Er setzte sich neben sie und zog ihr das Kissen weg.
„Mach nicht das herunter, was du hier geleistet hast. Das Haus sieht toll aus. Es sieht aus wie …“ Eine Weile blickte er sich im Zimmer um, dann sah er Emily wieder an. „Es sieht aus wie du.“
Auch Emily sah sich in ihrem Wohnzimmer um. Sie fand, dass der Raum bequem und gemütlich aussah. Also konnte sie sich kein schöneres Kompliment wünschen. „Danke. Ich fühle mich jetzt schon sehr wohl hier“, lächelte sie und ignorierte den Anflug von Unsicherheit, der ihr kurz zuvor noch zugesetzt hatte.
Als sie bemerkte, wie Javier ihren Mund ansah, machte sich eine ganz andere Art von Nervosität in ihrem Magen breit.
„Javier …“
„Wir sind heute mit dem Restaurant fertig geworden“, unterbrach er sie. „Morgen müssen wir nur alles noch einmal putzen und dann die Tische und Stühle wieder einräumen.“
„Das ist großartig. Ihr seid einen ganzen Tag früher fertig als geplant.“
„Ja. Und nun, also, weil wir so einen zusätzlichen Abend vor der Wiedereröffnung gewonnen haben, wollen wir uns morgen Abend treffen. Nur Freunde und Familie. Chips und Salsa und die besten Margaritas, die du je getrunken hast. Wenn du gern mit mir hingehen würdest, heißt das.“
Ein leichtes Zögern lag in seinem sonst so zuversichtlichen Lächeln. Der Anblick dieser unerwarteten Verletzlichkeit stieg Emily zu Kopf, wie es Tequila niemals könnte.
Er wollte sie immer noch sehen. Hatte sie während seiner Abwesenheit in den letzten Tagen einfach überreagiert?
Weitere Kostenlose Bücher