Julia Extra Band 0326
Laune. Worüber grübelst du denn die ganze Zeit schon nach?“
Etienne fühlte einen Stich im Herzen. Sah Meg ihm denn so deutlich an, dass er sich Gedanken machte? „Über dich“, antwortete er nach leichtem Zögern.
„Über mich?“
„Meinetwegen hast du dir gestern wehgetan, ma chère . Wenn ich besser aufgepasst hätte, wären wir nicht zusammengestoßen und du hättest dich nicht verletzt. Du hättest dir das Bein brechen oder gar eine Kopfverletzung zuziehen können, und ich wäre Schuld daran gewesen.“ Er atmete tief durch. „Ich habe dich in letzter Zeit einfach zu stark unter Druck gesetzt, das ist mir gestern klar geworden. Du hast dich beim Spielen völlig verausgabt, nur um allen ein Vorbild zu sein, und das hätte ich nicht zulassen dürfen. Sieh dich nur mal an: Du humpelst durch die Gegend und bist fix und fertig. Ich hätte wissen müssen, dass das alles zu viel für dich wird, aber stattdessen habe ich …“
„Etienne …“ Sie legte ihm den Finger auf den Mund, um seinen Redeschwall zu stoppen. „Mir geht es wirklich gut, das musst du mir schon glauben. Erstens humple ich nicht durch die Gegend, sondern mir tut nur der Fuß ein bisschen weh, und zweitens war ich schon lange nicht mehr so glücklich wie bei diesem Baseballspiel.“
Er sah sie zweifelnd an. „Ist das wirklich wahr?“
Sie nickte, und da konnte er einfach nicht mehr anders, als sie zu küssen. Schließlich löste er sich widerstrebend von ihr und nahm ihre Hand. „Und nun komm, lass uns endlich gehen.“
Zehn Minuten später saßen sie in einem kleinen, gemütlichen Bistro, doch Meg konnte ihr Essen nicht so recht genießen, weil sie spürte, dass Etienne immer noch angespannt war. Nach dem Kuss in ihrer Wohnung wirkte er noch bedrückter als zuvor, und sie dachte krampfhaft darüber nach, wie sie ihn aufmuntern könnte.
Als sie später Hand in Hand durch die Straßen schlenderten, fragte er unvermittelt: „Sag mal, warum hast du dieses Baseballspiel wirklich angezettelt, hm? Doch nicht etwa, um mich von irgendetwas abzulenken?“
Meg tat ganz überrascht. „Wie kommst du denn darauf?“
„Na komm schon, Meg, gib’s zu. Du lässt dir in den letzten Tagen ständig etwas einfallen, um mich in irgendeiner Weise aufzumuntern, hab ich recht?“
Sie seufzte auf. „Also gut, ich geb’s zu, ich wollte nicht nur unseren Mitarbeitern, sondern auch dir etwas Gutes damit tun. Aber du machst ja das Gleiche auch mit mir. Meinst du, ich hätte nicht gemerkt, dass meine Gegner sich total zurückgehalten haben, nachdem ich den Ball geschlagen hatte? Lily hat ihn einfach nur so liegen lassen und gewartet, bis ich eine Basis nach der anderen passierte.“ Sie zog die Nase kraus. „Aber eure Mühe war vergebens, den Punkt hab ich trotzdem nicht gemacht.“
„Aber nur, weil ich dir in die Quere kam und dich zu Fall gebracht habe. Die anderen hätten dir den Punkt so sehr gegönnt.“
„Das hab ich auch gemerkt, aber das wäre dann Betrug gewesen.“
Etienne blieb stehen und sah sie zärtlich an. „Nicht, wenn beide Teams das gleiche Ziel im Auge hatten, und genau das war der Fall. Der Sinn und Zweck dieses Spieles lag ja darin, dass wir alle unseren Spaß dabei haben, und das ist uns voll gelungen. Dazu kommt, dass du das Eis für Paula gebrochen hast, und so kann sie sich von nun an in Ruhe und voller Energie auf ihre Arbeit konzentrieren.“
Meg verzog missmutig das Gesicht. „Und auf dich.“
„Wieso auf mich?“
„Sag bloß, du hast noch nicht gemerkt, wie sie dich anhimmelt. Jedes Mal, wenn du an ihr vorbeigehst, kriegt sie leuchtende Augen.“
Etienne lachte. „Jetzt übertreibst du aber. Ich glaube, sie ist im Moment nur ein bisschen einsam. Wenn sie wieder einen netten Mann gefunden hat, legt sich das von ganz allein.“
„Das will ich hoffen. Aber jetzt noch mal zurück zum Spiel“, sagte sie, um das Thema Paula zu beenden. „Es war sehr nett von euch, dass ihr mich gewinnen lassen wolltet, und mir war schon klar, dass ich nicht gepunktet hatte, aber das wollte ich den anderen nicht zeigen.“
„Heißt das, du willst sie in dem Glauben lassen, du hättest nichts gemerkt?“
„Ja, denn ich hatte das Gefühl, dass es sie glücklich macht. Und das ist im Grunde ja mein eigentlicher Sieg, nicht wahr? Dass ich die Menschen glücklich machen konnte.“
Etienne war voller Bewunderung für diese Frau. „Das tust du, Meg, und zwar jeden Tag aufs Neue. Du hast eine ganz besondere Gabe, Menschen zu
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