Julia Extra Band 0326
für dich tun.“
„Das ist lieb von dir, aber du brauchst dir wirklich keine Gedanken um mich zu machen. Ich bin es gewöhnt, mit Problemen umzugehen, das ist mein Job“, erwiderte Etienne lächelnd.
„Es geht jetzt aber nicht um deinen Job, sondern um dein Seelenleben. Ich möchte, dass du dir am dreißigsten August freinimmst, und damit basta.“
Dass Meg sogar das genaue Datum seines schwarzen Tages kannte, hatte er nicht erwartet, und ihre Anteilnahme berührte ihn tief. Um seine Gefühle jedoch zu verbergen, versuchte er zu scherzen. „Soll das etwa heißen, dass meine persönliche Assistentin mir Vorschriften macht?“
„Ich meine es ernst, Etienne. Du hast deine Frau und dein Kind verloren und solltest dir eine Zeit der Trauer gönnen.“
Etienne fuhr sich mit der Hand durch die Haare und musste sich räuspern, bevor er sprechen konnte. „Weißt du, Meg, so einfach ist das nicht. Ich habe es dir neulich schon erzählt: Ich war alles andere als ein guter Ehemann, sonst hätte ich gemerkt, dass Louisa krank war und sie nie zu einer Schwangerschaft gedrängt.“
Er sah Meg an, und tiefer Schmerz lag in seinen Augen. „Ich fühle mich an ihrem Tod schuldig, und deshalb habe ich auch kein Recht, um sie zu trauern. Meine Arbeit war mir wichtiger als sie, und das hat Louisas Tod verursacht. Doch genau diese Arbeit ist es jetzt, die mich am Leben hält und zum Weitermachen zwingt.“
„Aber das ist der falsche Weg, Etienne. Du kannst nicht funktionieren wie ein Roboter, der keine Gefühle kennt. Und ich sage es dir erneut: Du trägst keine Schuld an Louisas Unfall. Niemand konnte ahnen, dass sie nicht gesund war. Du kannst nicht die ganze Welt beschützen. Jeder Mensch ist für sich selbst verantwortlich. Das gilt übrigens auch in Bezug auf mich.“
„Siehst du, Meg, genau das ist der Punkt. Du weißt, dass ich dich begehre, aber ich darf meinem Verlangen nicht nachgeben, weil ich dich dann nur verletzen würde. Wir würden beide etwas tun und es später bereuen.“
„Was sollten wir denn bereuen, Etienne? Ich genieße jede Minute mit dir, und selbst wenn ich dich vermissen sollte, wenn du wieder in Frankreich bist, dann ist das eben mein Problem, und ich muss damit fertig werden. Ich möchte nicht, dass du mich in Watte packst, denn ich kann selbst entscheiden, was gut für mich ist und was nicht.“
Etienne sah ihr in die Augen, und der Wunsch, mehr für sie zu sein als nur ein Freund, wurde übermächtig. Aber dem durfte er auf keinen Fall nachgeben, denn in kurzer Zeit würde er seine Zelte in Amerika abbrechen und Meg nie wiedersehen. Und dann würde er sich wenigstens damit trösten können, dass er ihr nicht das Herz gebrochen hatte.
13. KAPITEL
Die nächsten Wochen vergingen wie im Flug, und schließlich stand die Messe vor der Tür. Alles für die Ausstellung in Paris war sorgfältig vorbereitet, und Meg war erstaunt, wie ruhig und gelassen sie sich so kurz vor ihrem ersten internationalen Auftritt fühlte. Früher war sie immer schrecklich aufgeregt gewesen, wenn sie vor vielen Menschen hatte sprechen müssen, und oft genug hatte sie sich gerade dadurch selbst in Schwierigkeiten gebracht. Durch ihre Narbe im Gesicht, die vollschlanke Figur und ihre Ungeschicklichkeit hatte Meg kaum Selbstvertrauen gehabt, doch diese Zeiten waren nun vorbei. Etiennes professionelles Training hatte wahre Wunder gewirkt und aus ihr eine selbstbewusste und willensstarke Frau gemacht.
„Sag mal, was hast du eigentlich vor, wenn Etienne zurück nach Frankreich geht?“, fragte Edie eines Morgens beim gemeinsamen Frühstück. „Wirst du ihn sehr vermissen?“
Megs Magen zog sich zusammen, und ihr verging schlagartig der Appetit. Sie mochte gar nicht daran denken, dass diese wunderbare Zeit mit Etienne schon bald vorüber sein würde. Und dass Edie bemerkt hatte, wie vernarrt sie in ihn war, schockierte sie noch obendrein. „Ach, ich glaube nicht“, erwiderte sie gespielt gelassen, um ihren Kummer zu überspielen. „Man gewöhnt sich schnell daran, allein zurecht zu kommen.“
Edie berührte sie sanft am Arm. „Na komm schon, Meg, du bist verliebt in ihn, das sehe ich dir doch an.“
Meg seufzte tief. Es hatte keinen Sinn, Edie etwas vorzumachen, dazu kannte die Freundin sie viel zu gut. „Du hast recht, ich bin total verknallt in ihn, bloß nützt mir das nicht allzu viel. Etienne möchte keine feste Beziehung, und an eigene Kinder will er überhaupt nicht denken. Also wäre er sowieso nicht der
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