Julia Extra Band 0326
verfiel sie immer wieder seinem Reiz. Etienne begehrte sie, aber er liebte sie nicht, und mehr als Sex und Freundschaft konnte er ihr nicht bieten, das hatte er ihr selbst gesagt.
Widerstrebend löste Meg sich aus der Umarmung und sah ihn an. „Was wir hier tun, das ist nicht gut, Etienne.“
„Ich weiß, aber ich kann mich einfach nicht beherrschen, wenn ich allein mit dir bin.“ Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Herrgott, anstatt dafür zu sorgen, dass es dir gut geht, mache ich dir das Leben schwer. Ich will nicht, dass du meinetwegen …“
„Etienne, hör zu“, unterbrach sie ihn sanft. „Du kannst mich nicht vor allem Unheil dieser Welt bewahren, das ist unmöglich. Wenn ich einen Fehler mache, muss ich selbst die Konsequenzen dafür tragen, und es ist nicht deine Schuld. Ich will einfach nur die Zeit mit dir genießen, das ist alles. Und jetzt lass uns nach Hause gehen, ja?“
„Aber dein Fuß tut doch noch weh. Soll ich nicht den Wagen holen, und du wartest hier auf mich?“
„Ach wo, das ist nicht nötig. Außerdem gehe ich sehr gern mit dir spazieren.“
Etienne nahm ihre Hand, und Meg dachte mit Wehmut daran, wie schwer es ihr fallen würde, ihm adieu zu sagen, wenn die Zeit dafür gekommen war.
12. KAPITEL
Etienne stellte mit Besorgnis fest, dass er mehr und mehr die Kontrolle über seine Gefühle verlor. Wenn er mit Meg zusammen war, schienen all seine Vorsätze, nie wieder eine Beziehung einzugehen, vergessen. Er war zwar ein erfolgreicher Geschäftsmann, aber mit seinem Privatleben auf ganzer Linie gescheitert. Und auch wenn er sich nichts mehr wünschte, als mit Meg zusammen zu sein, war seine Angst doch viel zu groß, auch ihr Leben zu zerstören, so wie er damals Louisas zerstört hatte.
Er hoffte für Meg, dass sie bald einen liebevollen Partner fand, der immer für sie da war und sie glücklich machte. Er, Etienne, war jedenfalls nicht der Richtige für sie, und deshalb musste er sich dazu zwingen, endgültig die Finger von ihr zu lassen.
Aber wie sollte ihm das gelingen, wenn er sich vor Verlangen nach ihr beinahe verzehrte? Es gab nur eine Möglichkeit, sich abzulenken, und das war Arbeit, harte Arbeit. Und so widmete Etienne sich unermüdlich seinen Aufgaben, gönnte sich kaum Pausen und schaffte es mit dieser Strategie tatsächlich, Meg, von einigen wichtigen Besprechungen abgesehen, eine ganze Woche lang aus dem Weg zu gehen. Doch es kostete ihn übermenschliche Anstrengungen, und er fühlte sich schrecklich. Er sehnte sich so sehr nach Meg, dass er es kaum noch aushielt, aber er musste standhaft bleiben und so weitermachen, wenn er sie schützen wollte. Das ging so lange gut, bis sie eines Nachmittags in sein Büro kam und ihn zornig anfunkelte.
„Was ist los, Meg?“, fragte er erschrocken. „Ist etwas passiert?“
„Das wollte ich eigentlich dich fragen.“
„Wieso? Was hab ich denn gemacht?“
„Das fragst du noch? Glaubst du, ich hätte nicht gemerkt, dass du rund um die Uhr arbeitest und dir keine Verschnaufpause gönnst? Schau dich nur mal an: Du bist unrasiert, hast dunkle Ringe unter den Augen und siehst aus, als hättest du drei Nächte nicht geschlafen.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn herausfordernd an. „Ich möchte jetzt wissen, was mit dir los ist.“
Etienne fühlte sich von diesem „Überraschungsangriff“ völlig überrumpelt. „Also, ich … ich weiß nicht, was du meinst, mir geht es gut“, erwiderte er stockend. Er konnte Meg doch unmöglich gestehen, dass er ihretwegen kaum noch schlief!
Doch sie ließ sich nicht beirren. „Komm schon, Etienne, mach mir doch nichts vor. Mit dir stimmt etwas nicht, das sehe ich dir schon von Weitem an. Außerdem haben wir abgemacht, dass wir immer ehrlich zueinander sind, hast du das vergessen?“
Was soll ich jetzt nur sagen? überlegte Etienne fieberhaft. Wenn Meg wüsste, wie sehr er sich nach ihr sehnte, würde sie genau das tun, was nicht passieren durfte: Sie würde ihn küssen, und dann wäre es um seine Selbstbeherrschung geschehen.
„Geht es dir nicht gut, weil du ständig an Louisa denken musst?“, fragte sie unvermittelt, und ihre Stimme wurde dabei sanfter. „Wenn du eine Auszeit brauchst, dann nimm sie dir, Etienne. Wir kommen hier schon eine Weile ohne dich zurecht, und du musst auch keine Angst haben, dass der ganze Laden gleich zusammenbricht, nur weil du ein paar Tage weg bist. Du hast schon so viel für mich getan, und jetzt möchte ich gern etwas
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