Julia Extra Band 0326
erfreuen, und das kann man nicht erlernen. Entweder man besitzt sie, oder man besitzt sie nicht. Du hast die Freundschaft und Loyalität unserer Mitarbeiter mit deinem Herzen gewonnen und nicht durch mein Zutun.“
„Aber dass ich dazu in der Lage war, ist dein Verdienst, Etienne. Du hast mich darin bestärkt, mein Äußeres zu ändern und mir dadurch sehr viel Selbstvertrauen eingeflößt. Daniel hat mir nicht nur eine tolle Frisur gemacht, sondern mir auch noch eine Typberaterin nach Hause geschickt, die mir beigebracht hat, wie ich mich richtig schminken und kleiden soll, um meine Vorzüge zu betonen. Ich fühle mich so wohl in meiner Haut wie noch nie in meinem Leben, und das habe ich vor allem dir zu verdanken.“
„Und warum trägst du dann jetzt ein so schlichtes Beige? Das passt doch nicht zu dir.“
„Es passt zu deiner Stimmung. Du wirkst den ganzen Tag schon so bedrückt, dass ich keine Lust auf bunte Farben hatte.“
„Das solltest du nicht tun, Meg. Bleib immer nur du selbst, und versuche nicht, dich anderen Menschen anzupassen. Das hast du jahrelang getan, und es hat dich nur unglücklich gemacht.“
Damit hatte er recht, und sie wunderte sich immer wieder, wie gut er sich in sie hineinversetzen konnte. Er schien sehr genau zu spüren, was sie brauchte und in ihrem Leben ändern musste. Sie schlenderten in einvernehmlichem Schweigen dahin, und nach einer Weile merkte Meg, dass sie sich immer weiter von Etiennes Wagen entfernten. „Wo gehen wir eigentlich hin?“, erkundigte sie sich. „Wolltest du mich nach dem Essen nicht nach Hause bringen?“
„Schon, aber zuerst will ich dir noch etwas schenken.“
„Was denn?“
„Lass dich überraschen.“
Kurz darauf schob Etienne sie in einen Blumenladen und sah sich dort aufmerksam um. Dann ließ er sich von der Verkäuferin ein hübsches Sträußchen roter und orangefarbener Rosen zusammenstellen, den er Meg draußen überreichte.
„Ja, so hab ich mir das vorgestellt, so stimmt das Bild wieder“, meinte er zufrieden. „Leidenschaftlich, farbenfroh und aufregend – so, wie du wirklich bist, Meg Leighton.“
Sie schüttelte amüsiert den Kopf. „Bist du sicher, dass du wirklich mich damit meinst, oder steht hinter mir vielleicht eine andere Frau, auf die diese Beschreibung passt? So etwas hat nämlich noch nie ein Mann zu mir gesagt.“
„Dann hat dich noch nie einer mit den richtigen Augen gesehen. Für mich bist du die reizvollste und erotischste Frau, die mir je begegnet ist“, erklärte Etienne voller Ernsthaftigkeit.
Meg hatte plötzlich das Gefühl, als würde die Zeit stillstehen, und Hitze durchflutete ihren ganzen Körper. Meinte Etienne das wirklich ernst? Fand er sie tatsächlich so attraktiv, dass er …?
Doch dann fing es an zu regnen, und der Zauber war verflogen. Etienne legte ihr den Arm um die Schultern und zog Meg unter die schützende Markise des Geschäftes.
„Warte mal, ich bin gleich wieder da.“
Ehe sie reagieren konnte, lief er schon davon und verschwand etwa zwanzig Meter weiter in einem Hotel, das er kurz darauf mit einem großen Regenschirm in der Hand verließ.
„Das ist wieder typisch für dich!“, neckte sie ihn. „Ich wusste gar nicht, dass man in Hotels auch Schirme kaufen kann. Was hast du denn dem Portier dafür gegeben?“
Etienne lachte. „Machst du dich etwa lustig über mich, Meg Leighton?“
„Nein, aber ich finde es schon erstaunlich, auf welche Ideen du immer kommst. Kaum gibt es irgendein Problem, findest du dafür auch schon die Lösung. Du bist einfach genial, Etienne Gavard.“
„Nein, das bin ich nicht, ma chère . Ich bin einfach nur ein Mann, der … so verrückt nach dir ist, dass er die Hände nicht von dir lassen kann …“
Und dann zog er Meg erneut an sich und küsste sie so verlangend, dass sie fast vergaß, dass sie auf der Straße standen. Mit den Blumen in der Hand schlang sie ihm die Arme um den Nacken und erwiderte seinen Kuss leidenschaftlich. Darauf hatte sie den ganzen Tag gewartet, oh, wie sehr hatte sie sich das gewünscht! Der Regen prasselte laut auf die Markise herab, doch sie nahmen es kaum wahr. Meg wünschte, dieser Kuss möge niemals enden, und sie könne ewig mit Etienne vor diesem Laden stehen.
Doch das laute Hupen eines Wagens ganz in ihrer Nähe brachte Meg schlagartig in die Realität zurück. Und ihr wurde klar, wozu sie sich schon wieder hatte verführen lassen. Obwohl sie sich fest vorgenommen hatte, auf Distanz zu Etienne zu bleiben,
Weitere Kostenlose Bücher