Julia Extra Band 0326
wusste, stoppte der Adrenalinstrom, der sie die ganze Zeit über angetrieben hatte, und mit einem erstickten Schrei fiel sie kraftlos zu Boden. Ihr Gesicht brannte höllisch, als Maggie versuchte, wieder auf die Beine zu kommen. Plötzlich wurde sie von irgendetwas getroffen.
Zunächst hielt sie es für einen der Pinienstämme, doch es erwies sich als eine solide warme Männerbrust.
Rafael!
Augenblicklich hörte Maggie auf zu kämpfen und ließ sich von ihm in Sicherheit bringen.
7. KAPITEL
Rafaels Sprint auf den höher gelegenen Teil des Plateaus katapultierte sie förmlich durch die Menge der Umstehenden, die sie mit lautem Applaus und freudigen Zurufen empfingen.
Er versuchte den Schwung abzumildern, doch das Tempo war zu groß, sodass sie beide zu Boden fielen und übereinanderrollten. Sekundenlang konnte keiner von ihnen sprechen.
Maggie konnte es kaum glauben. Sie lebte! Und gerettet hatte sie zum zweiten Mal dieser Spanier, der sie mit seinem ganzen Körpergewicht ins Gras drückte …
Rafael lag auf ihr! Er atmete so schwer wie ein Marathonläufer.
Dann fühlte sie einen Finger unter ihrem Kinn und begegnete seinem besorgten Blick, mit dem er ihre Schrammen und Kratzer abtastete, die ihr blasses Gesicht verunzierten.
„Alles in Ordnung mit dir, Maggie? Kannst du mich hören?“
„Natürlich kann ich dich hören, ich bin doch nicht taub.“ Sie war etwas atemlos, aber das vertraute Du ging ihr nach diesem einschneidenden Erlebnis problemlos über die Lippen. Und dass sie so kurzatmig war, lag nicht allein an Rafaels Gewicht auf ihrem Körper …
Ohne den Blickkontakt abzubrechen, senkte er den Kopf und presste verlangend seine Lippen auf ihre. Dann rollte er sich wortlos zur Seite.
„Du hast mir jetzt schon zum zweiten Mal das Leben gerettet. Danke schön …“
„Ich will nicht, dass du mir dankst“, wehrte er brüsk ab, kam mit einem athletischen Sprung auf die Füße und strich das dunkle Haar aus dem Gesicht, ehe er ihr seine Hand entgegenstreckte. Maggie zögerte kurz, ehe sie die Hilfe akzeptierte. Kaum war sie auf den Beinen, da zog er sie so dicht an sich heran, dass sie seinen heißen Atem auf ihrer Haut spürte.
„Was hast du dir bei deiner leichtsinnigen Aktion gedacht?“, herrschte er sie an. „Suchst du vielleicht den Tod?“
Maggie war völlig perplex, wurde jedoch einer Antwort enthoben, weil die umstehenden Dorfbewohner ihr zujubelten. Ebenso verlegen wie überwältigt ließ sie alles mit sich geschehen.
Bald konnte sie die Danksagungen und Sympathiebezeugungen nicht mehr zählen, die ihr von allen Seiten entgegengebracht wurden. Ihre Versuche, bescheiden abzuwehren, wurden im Keim erstickt. Schließlich war es Rafael, der dem Spektakel ein Ende machte, indem er nüchtern darauf hinwies, dass die Heldin des Tages kurz davor sei, zusammenzubrechen und endlich Ruhe brauche. So wurde Maggie von einem riesigen Menschenpulk zu Rafaels Wagen eskortiert.
Natürlich bedankte man sich auch bei ihm, doch mit jedem Dankeschön schien sich seine Laune zu verschlechtern. Deshalb fragte Maggie sich, ob sein Eingreifen vielleicht eher auf Frustration als Besorgnis um sie zurückzuführen war. Andererseits hatte sie bei ihrem Sturz den Eindruck gehabt, dass Rafael versuchte, sie mit seinem Körper zu schützen. Die Schürfwunden und Prellungen in seinem Gesicht zeigten deutlich, dass er viel mehr abbekommen hatte als sie.
Die letzten Meter zur Limousine legte Maggie unter Protest auf Rafaels Armen zurück. „Das war unnötig“, murmelte sie, nachdem er sie auf den Beifahrersitz verfrachtet hatte. „Ich hätte auch laufen können.“
„Schon gut …“
Rafael wurde zur Seite gedrängt. Eine der Frauen aus dem Dorf legte Maggie eine weiche Decke über den Schoß. Sobald sie zurücktrat, umfasste ein alter Mann ihre Hände und sagte etwas auf Spanisch. Maggie lächelte hilflos, und der Mann schaute Rafael auffordernd an.
„Der kleine Junge, den du gerettet hast, ist Alfredos Enkel“, übersetzte er. „Für ihn bist du ein Engel, den Gott gesandt hat.“
Maggie hob verlegen die Schultern, schaute auf die schwieligen Hände des Greises und drückte sie. „Ich bin froh, dass niemand verletzt wurde …“ Als ihr Blick auf Rafaels geschundenes Gesicht fiel, biss sie sich verlegen auf die Unterlippe. „Kannst du das bitte übersetzen?“
„Was …?“, fragte er, abgelenkt durch ihren anbetungswürdigen Mund. Maggie überlegte, ob sie ihn unabsichtlich beleidigt hatte und
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