Julia Extra Band 0326
fantastischen Körper, Maggie.“
„Mit einer geschickten Garderobe kann man kleine Sünden prima verbergen“, versuchte sie, einen leichten Ton anzuschlagen.
„Das kommt ganz auf die Sünden an“, konterte Rafael sofort und brachte sie damit schon wieder zum Erröten. „Wollen wir einen kleinen Erfahrungsaustausch machen?“
„Ich würde lieber tanzen“, versuchte Maggie, sich zu retten.
Rafael lachte über den geschickten Themenwechsel und dachte, dass er sehr gern sehen würde, was sich unter dem weiten Leinenhemd und den engen Jeans verbarg. „Das ist nicht meine Art von Musik.“
„Und warum tippen Sie dann mit der Fußspitze im Takt?“ Vielleicht wollte er ja nur mit ihr nicht tanzen?
Rafael unterdrückte einen Seufzer. Er hätte zwar längst Angelina anrufen und sie über die drohende Gefahr aufklären müssen, aber warum sollte er die erzwungene Wartezeit nicht nutzen, indem er einen weichen, warmen Körper in den Armen hielt und egal zu welcher Musik bewegte?
Doch wie es aussah, war er nicht der Einzige mit dieser verlockenden Idee.
Rafael kannte den jungen Mann, der unter anfeuerndem Gelächter und Neckereien der Freunde in bester Don-Juan-Manier auf seinen Tisch zusteuerte.
„Enrique …“, begrüßte er ihn mit gedämpftem Enthusiasmus.
Enriques Clique verstummte. So viel Schneid hatten sie ihrem Kumpel gar nicht zugetraut. Maggie beobachtete die beiden Männer, während sie miteinander sprachen, und der jüngere ihr immer wieder glühende Seitenblicke zuwarf, die sie zum Lachen reizten. Ungeachtet der körperlichen Unterschiede – ihr neuer Verehrer war mittelgroß und dunkel, Sam und Ben riesig und blond – erinnerte er sie fatal an ihre Brüder.
„Enrique würde Sie gern zum Tanz auffordern.“
Warum nicht du? hätte sie am liebsten gefragt. „Und Sie haben nichts dagegen?“
„Warum sollte ich?“ Das klang arrogant und irgendwie anmaßend. „Viel Spaß.“
Galten spanische Männer nicht als besonders besitzergreifend und eifersüchtig? Offenbar machte er sich absolut nichts aus ihr.
„Keine Angst, den werde ich haben“, versicherte sie mit einem strahlenden Lächeln, ehe sie an Enriques Arm in Richtung Tanzfläche entschwand.
6. KAPITEL
Rafael trommelte ungeduldig mit den Fingerspitzen auf die Tischplatte, während er sein Handy herausnahm, Angelinas Nummer wählte und darauf wartete, dass sie das Gespräch entgegennahm. Er spürte einen seltsamen Stich in der Magengrube, als Maggie, die ihre Hemmungen immer mehr zu verlieren schien, ihm aus einer wilden Drehung heraus ein herausforderndes Lächeln zuwarf. Er lächelte automatisch zurück, aber nur kurz, da ihr Tanzpartner sie aus der Pirouette heraus viel zu dicht an seine Brust zog und eine komplizierte Schrittfolge anschloss, die sie mühelos kopierte.
Die beiden scheinen wirklich Spaß zu haben, dachte er grimmig. Sie müssten eigentlich ziemlich im gleichen Alter sein – und damit etwa zehn Jahre jünger als ich.
Über Maggies fröhliches Lachen hinweg drang Angelinas dunkle Stimme an sein Ohr. „Rafael? Bist du auf einer Party? Hast du uns deshalb so früh verlassen? Alfonso schwört, du bist vor dem Fotografen geflüchtet.“
Rafael zwang sich, den Blick von dem tanzenden Pärchen abzuwenden. „Ich beabsichtige, die Nacht im Castillo zu verbringen“, erklärte er unmotiviert. „Ist Alfonso in der Nähe?“
„Ja, möchtest du ihn sprechen?“
„Nein. Sag kein weiteres Wort und hör einfach zu.“
Ich bin gerade dabei, deinen perfekten Tag in einen Albtraum zu verwandeln.
Rafael holte noch einmal tief Luft. „Deine Tochter ist bei mir.“
Das Schweigen am anderen Ende der Leitung dauerte mindestens dreißig Sekunden. „Das … das ist unmöglich, Rafael …“, stammelte Angelina heiser. Und im nächsten Moment: „Wie ist sie?“
„Wie du“, sagte er leise und wünschte, er hätte nicht das schmerzliche Verlangen in Angelinas Stimme gehört. Angesichts einer zweiten, männlichen Stimme im Hintergrund, riss er sich zusammen und zwang sich, die bestürzenden Nachrichten so knapp wie möglich zu halten. „Sie war drauf und dran, eure Feier zu ruinieren. Wenn sich die Gelegenheit ergeben sollte, werde ich versuchen, es ihr auszureden. Aber das wird nicht leicht sein …“
Er dachte an ihr festes kleines Kinn und den wachen, kritischen Blick.
„Du solltest Alfonso lieber früher als später die Wahrheit gestehen, Angelina. Und jetzt muss ich Schluss machen“, fügte er hastig hinzu, und
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