Julia Extra Band 0326
Worte übersetzt.“
„Das glaube ich nicht.“
„Gut, ich gebe zu, ich habe sie ein wenig abgeändert …“
„Und?“, hakte sie kühl nach.
„Ich habe Enrique klargemacht, dass Sie kleine Jungen wie ihn zum Frühstück verspeisen würden.“
„Und wenn er jetzt denkt, dass Sie es ernst gemeint haben?“
„Wer sagt Ihnen, dass es nicht so war?“, forderte er sie mit einem frechen Lächeln heraus.
Maggie spürte einen heißen Schauer über ihren Rücken rinnen und senkte rasch den Blick.
„Sie sind eine ausgesprochen begehrenswerte Frau, Maggie.“
Verzweifelt suchte sie nach irgendetwas Witzigem oder Frivolem als Antwort auf seine Neckerei, damit Rafael nicht glauben musste, sie sei völlig naiv oder irgendwie zurückgeblieben. Doch so sehr sie sich das Hirn zermarterte, es wollte ihr nichts einfallen. Frustriert sprang sie auf die Füße.
„Ich glaube, ich esse noch einen Happen, bevor wir losfahren“, platzte sie heraus und rannte fast zu der langen Tafel hinüber, wo immer noch genügend Essen stand, um eine ganze Kompanie satt zu bekommen. Was Rafael jetzt wohl von ihr denken mochte? Wahrscheinlich hielt er sie für ein überängstliches Kaninchen, das vor der Schlange flieht, bevor die es überhaupt bedroht hatte.
Unfähig, ihre Neugierde zu bezwingen, schaute Maggie über die Schulter nach hinten und musste frustriert feststellen, dass es ihm offensichtlich egal war, was sie tat. Denn ihren Platz hatte inzwischen eine attraktive Frau in einem weiten bunten Kleid mit tiefem Ausschnitt eingenommen, die gerade ihre dunklen Haare so theatralisch zurückwarf, dass die goldenen Kreolen, die sie trug, leise klimperten und nun ihrem Gegenüber feurige Blicke zuwarf.
Einen stärkeren Kontrast zu ihrer fast kindlichen Unbeholfenheit hätte Maggie sich nicht ausmalen können. Doch den scharfen Schmerz, der sie angesichts dieser Szene durchfuhr, als Eifersucht zu akzeptieren, weigerte sie sich rundheraus. Warum sollte sie auch eifersüchtig sein? Rafael gehörte ihr nicht. Ja, er interessierte sich ja nicht mal wirklich für sie! Er hatte ihr das Leben gerettet, war ein wenig nett zu ihr gewesen und damit basta!
Während Maggie noch überlegte, ob sie überhaupt an den Tisch zurückkehren sollte, erweckte eine Bewegung, die sie aus dem Augenwinkel wahrnahm, ihre Aufmerksamkeit. Ehe sie noch erfassen konnte, worum es sich handelte, lief sie auch schon instinktiv los.
Später, als sie den beklemmenden Moment noch einmal zu analysieren versuchte, wusste sie nur noch, dass sich ihre alberne Eifersucht auf die schöne Fremde an Rafaels Seite mit einem Gefühl drohender Gefahr und aufsteigender Panik mischte und sie antrieb wie ein starker Motor.
Warum sie überhaupt zu den gefällten Pinienstämmen oberhalb des Feierplatzes hinaufgeschaut hatte, konnte sie sich nicht erklären. Doch ihr zweiter Blick galt einer Gruppe spielender Kinder unterhalb der liegenden Baumriesen. In der nächsten Sekunde ertönte ein lautes Rumpeln. Wie paralysiert blieb Maggie stehen und sah mit wachsendem Horror, dass sich die Stämme in Bewegung setzten. Wie ein Kartenhaus fiel der aufgeschichtete Stapel in sich zusammen und rollte, todbringend auf die ahnungslosen Kinder zu.
Maggie ließ ihren Teller fallen. Später sagte man ihr, dass sie laut geschrien und damit andere auf das drohende Unglück aufmerksam gemacht hätte, doch daran konnte sie sich nicht erinnern. Nur daran, dass sie rannte, so schnell sie konnte und betete, nicht zu spät zu kommen.
Sobald sie die Kinder erreichte, beugte sie sich hinab, nahm zwei von den Kleineren auf den Arm, sprintete aus der Gefahrenzone und übergab sie einer Frau, die ihr laut klagend entgegengelaufen kam. Dann lief sie sofort zurück, doch als sie bei den größeren Kindern ankam, hatten die sich bereits, durch laute Schreie und Zurufe alarmiert, selbst in Bewegung gesetzt. Nur ein kleiner Junge war zurückgeblieben und reckte ihr flehend die Ärmchen entgegen. Maggie riss ihn vom Boden hoch, barg den dunklen Kopf an ihrer Brust und versuchte loszurennen, aber ihre Beine versagten ihr den Dienst. Verzweifelt kämpfte sie gegen die lähmende Schwäche, doch sie kam nur quälend langsam voran.
Sie hörte die Gefahr nahen, wagte aber nicht, hinter sich zu schauen. Überzeugt, es selbst nicht mehr zu schaffen, stieß Maggie das Kind mit letzter Kraft so weit wie möglich von sich, in Richtung eines jungen Mannes, der ihnen entgegengeeilt war. Sobald sie den Jungen in Sicherheit
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