Julia Extra Band 0327
Sprache wiederfand. „ Natürlich nicht! Niemals würde ich so etwas …“ Wieder fehlten ihr die Worte, und sie schloss hilflos den Mund.
Aristoteles bemerkte, dass er Lucy verletzt hatte. Plötzlich hätte er sich am liebsten entschuldigt. Doch dann sah er sie wieder vor sich, in dem knappen Röckchen und mit ihren unwiderstehlichen Beinen, und seine Gedanken begannen sich einmal mehr zu überschlagen. Er sah Lucy mit ihm zugewandtem Rücken am Schreibtisch stehen, und er stellte sich vor, wie er hinter sie trat, mit beiden Händen ihre Taille umfasste und ihren runden Po fest an seine Lenden zog. Dann würde er ihren Oberkörper nach vorn auf den Schreibtisch drängen und dabei ihren Rock nach oben schieben. Was zum Geier war eigentlich mit ihm los? Noch nie in seinem Leben hatten ihn derartige erotische Fantasien mitten im Alltag überrascht. Und das, obwohl seine Assistentin ihn nicht im Geringsten reizte.
Verärgert wandte er sich an Lucy und erinnerte sie daran, alle wichtigen Dokumente einzupacken. Dann ging er in sein Privatbadezimmer, schloss die Tür hinter sich ab und atmete tief durch. Doch statt der erwarteten Beruhigung wurde er nur noch kribbeliger, als ihm auch hier der Duft von Lucys verführerischem Parfum in die Nase stieg. Als Aristoteles bemerkte, dass seine Erregung dadurch nur noch stärker wurde, blieb ihm nichts anderes übrig, als hastig unter die kalte Dusche zu springen. Ob das ausreichte, würde er dann später sehen.
Lucy zuckte zusammen, als sie hörte, wie nebenan im Büro ihres Chefs der Telefonhörer aufgeknallt wurde. Aristoteles hatte mit seinem Halbbruder in Athen telefoniert, und üblicherweise verärgerten ihn diese Gespräche. Allerdings hatte Aristoteles jetzt schon seit mehr als zwei Wochen richtig schlechte Laune. Seit jenem Morgen, bei dem sie beide vom Regen überrascht worden waren. Lucy fühlte sich jedes Mal unbehaglich in ihrer Haut, wenn sie sich daran erinnerte, wie Aristoteles sie auf ihren kurzen Rock angesprochen hatte. Er glaubte also, dass sie so ein knappes Teil im Büro aus Berechnung trug.
Seitdem hatte Aristoteles sie entweder wie Luft behandelt oder aber sekundenlang angestarrt, als sei sie ein Geist.
Lucy musste sich selbst immer wieder versichern, dass nichts passiert war! Aristoteles’ Umgangsformen waren ihr auch vorher nicht als besonders galant oder umgänglich aufgefallen. Er sagte, was er dachte, und bemühte sich selten um Diplomatie. Was hatte sie denn erwartet? Dass er ein warmherziger, humorvoller Mensch war? Unruhig rutschte Lucy auf ihrem Stuhl hin und her. Das Unangenehme war nur das Gefühl , das sie jedes Mal beschlich, wenn er sich in ihrer Nähe aufhielt. Ein Kribbeln und Prickeln am ganzen Körper, das sie oftmals erröten ließ und sogar ins Schwitzen brachte. Zuerst hatte sie ernsthaft gedacht, dass eine Erkältung oder gar die Grippe im Anflug sein könnte. Doch mittlerweile vermutete Lucy, dass es etwas anderes war. Dabei wünschte sie sich so sehr ein angenehmes Arbeitsverhältnis, so wie das mit ihrem alten Chef. Doch dieser war mit fast siebzig Jahren in den Ruhestand gegangen und wollte sich fortan nur noch seiner Familie widmen.
„Und, gibt es was Interessantes im Internet?“
Lucy fuhr erschrocken herum. Schnell klickte sie das leere Dokument weg, das gerade noch auf ihrem Bildschirm zu sehen gewesen war. Dann bemühte sie sich darum, Haltung zu wahren.
„Nein. Ich bin nur gerade noch einmal die E-Mail der Parnassus Corporation durchgegangen.“
Innerlich machte Lucy drei Kreuze und atmete erleichtert auf, denn sie hatte sich tatsächlich mit den Verhandlungsdetails des Parnassus-Deals befasst. Allerdings bevor sie das leere Dokument geöffnet und minutenlang nur angestarrt hatte.
Aristoteles trat an ihren Schreibtisch heran. „Lügnerin“, flüsterte er beinahe, mit einer ungewohnt freundlich klingenden Stimme.
„ Wie bitte?“
Aristoteles kam noch näher und stützte sich auf ihrem Schreibtisch ab. „Dann verrat mir doch bitte, was Parnassus für die Abschlussverhandlungen vorschlägt.“
Sprachlos blickte Lucy ihn an. Doch wie durch ein Wunder kehrten plötzlich die Daten und Fakten in ihr Gedächtnis zurück.
Obwohl sie immer noch nicht in der Lage war, den Blickkontakt zu Aristoteles abzubrechen, begann sie unvermittelt und mit überraschend fester Stimme zu sprechen. „Ähm, sie schlagen vor, dass die Abschlussverhandlungen zur Fusion in Athen stattfinden, weil dies vor einhundert Jahren die
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