Julia Extra Band 0327
wirkte größer, mächtiger als die Menschen um ihn herum. Seine Ausstrahlung war enorm. Und er war unglaublich attraktiv. Aber allein .
Lucy gefielen die warmen Gefühle nicht, die bei diesen Gedanken in ihr aufkamen.
In diesem Moment kam eine elegant aussehende Frau mittleren Alters auf sie zu. Parnassus stellte sie Lucy als seine Frau vor. Dann entschuldigte er sich, wünschte Lucy eine gute Nacht und zog sich zusammen mit seiner Frau ins Haus zurück.
Lucy genoss weiterhin die atemberaubende Aussicht auf das nächtliche Athen, als sie plötzlich eine warme Hand auf ihrer Schulter spürte. Sie fuhr herum, in diesem Moment wurden ihre Schultern auch schon von Aristoteles’ Jackett bedeckt. Ganz offensichtlich musste ihm ihre Körperhaltung verraten haben, dass sie zu frieren begonnen hatte.
Er lächelte sie an. „Ich denke, wir sollten dann los. Morgen steht uns ein anstrengender Tag bevor.“
Lucy gefiel der Gedanke nicht, wieder mit Aristoteles im Wagen zu fahren. Doch was blieb ihr anderes übrig? Sie willigte ein, und kurz darauf verließen sie das Fest.
Tatsächlich rückte Aristoteles ganz auf seine Seite der Rückbank und vermied es, Lucy anzusehen oder gar zu berühren. Um das unangenehme Schweigen zu durchbrechen, wandte sich Lucy schließlich an ihn: „Sag mal, warum übernachtest du eigentlich nicht bei deiner Familie. Die leben doch hier in Athen, oder?“
Sie realisierte, wie sich Aristoteles’ Körper anspannte. Ohne sie anzusehen murmelte er: „Ja, schon. Aber ich wohne lieber im Hotel.“
Und noch bevor Lucy sich zurückhalten konnte, hatte sie auch schon die nächste Frage gestellt. „Warum hast du deiner Familie nichts von dem bevorstehenden Firmenzusammenschluss gesagt?“
Aristoteles zuckte förmlich zusammen. Sein Gesicht verzog sich vor Wut. „Was geht dich das eigentlich an?“, zischte er.
Lucy zuckte beschwichtigend die Schultern. „Nichts. Ich dachte nur …“
„Ich habe dir schon einmal gesagt, dass es meine Familie nicht zu interessieren hat, wie ich das Unternehmen führe“, entgegnete er böse. „Sie wissen, dass ich aus geschäftlichen Gründen für drei Wochen in Athen bin. Das muss reichen.“
Lucy war so eingeschüchtert von seiner aufbrausenden Art, dass sie mit den Tränen kämpfte. Sie lehnte sich mit der Stirn gegen die kühle Fensterscheibe und starrte stumm nach draußen.
Als sich Aristoteles wieder an sie wandte, klang seine Stimme versöhnlicher. „Sieh mal, das ist eine komplizierte Angelegenheit. Ich habe nicht so ein gutes Verhältnis zu meiner Familie. Deshalb dachte ich, dass du nichts darüber wissen musst. Es spielt ja für die Fusion keine Rolle.“
„Das hättest du auch einfach sagen können“, antwortete Lucy spitz. Dann reichte sie ihm seine Jacke herüber. Sie konnte den aufregenden, männlichen Geruch, den diese verströmte, nicht länger ertragen. „Bitte schön, deine Jacke. Ich brauche sie nicht mehr.“
Gegen Ende der ersten Woche hatte sich Lucy an ihr neues Arbeitsumfeld gewöhnt. Niemand bei Levakis Enterprises durfte etwas von der Fusion wissen. Dennoch gab es immer wieder heimliche Meetings mit Parnassus und seinem Team, um die entsprechenden Verträge auszuarbeiten.
Im Laufe der Woche hatte Lucy auch Aristoteles’ Stiefmutter Helen und seinen Halbbruder Anatolios bei einer Vorstandssitzung kennengelernt. Helen war eine große, schlanke Frau mit einem verbissenen Gesicht, die aus ihrem Desinteresse an Lucy keinen Hehl machte. Anatolios entsprach in etwa dem Gegenteil von Aristoteles: Er war klein, dicklich und hatte ein ausdrucksloses Gesicht. Während der Sitzung schüttelte er zu allem, was Aristoteles sagte, den Kopf, ohne selbst auch nur einen einzigen eigenen Vorschlag zu präsentieren.
Lucy konnte es Aristoteles nun nicht länger übel nehmen, dass er seine Familie auf Abstand halten wollte.
„… beim Wohltätigkeitsball heute Abend.“
Lucy bemerkte erst jetzt, dass Aristoteles etwas zu ihr gesagt hatte. „Wie bitte?“ Sie drehte sich zu ihm um und erschrak, als sie ein unruhiges Blitzen in seinen Augen sah. Aristoteles und sie hatten schon den ganzen Vormittag über nebeneinander in seinem Athener Büro gesessen. Ihre Schreibtische waren über und über mit Unterlagen bedeckt. Und Lucy war dankbar dafür, dass es so viel zu tun gab. So hatte sie kaum Gelegenheit dazu, darüber nachzudenken, was am ersten Abend zwischen ihnen passiert war.
Doch plötzlich war es wieder da, dieses nervöse Kribbeln in
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