Julia Extra Band 0327
Miami.
Wann konnte sie sich ein eigenes Haus leisten? Ein Heim, das ihr niemand nehmen konnte.
Verzweifelt drängte Louisa die aufsteigenden Tränen zurück. Erinnerungen wurden in ihr wach, unerwünschte Erinnerungen, die sie seit fünf Jahren verdrängt hatte. Erinnerungen an Matthias … und an Katie. Es tut mir leid, Louisa. Es war nicht meine Absicht, schwanger zu werden.
Würde sie eines Tages genug Abstand haben? Oder würden die Vorfälle der Vergangenheit sie ihr ganzes Leben lang verfolgen?
Sie spürte, wie Rafael ihre Wange streichelte und sah auf.
„Was ist los, Louisa?“, fragte er leise und musterte sie besorgt. „Woran denkst du?“
Sie atmete tief durch und wich seinem Blick aus. Über ihre Vergangenheit hatte sie nie mit ihm gesprochen. Mit niemandem hatte sie je darüber geredet.
Vor fünf Jahren hatten ihr die beiden Menschen, die ihr die liebsten auf der Welt waren, das Herz gebrochen. Hals über Kopf war sie aus den USA geflohen, um ein neues Leben anzufangen. Ihre farbenfrohe, figurbetonte Kleidung hatte sie durch unauffällige graue, viel zu große Anzüge und Kostüme ersetzt. Sie hatte keinen Appetit mehr und nahm rasant ab. Statt Kontaktlinsen trug sie nun eine dunkle Hornbrille und das lange kastanienfarbene Haar zu einem strengen Knoten gesteckt. Sie hatte sich alle Mühe gegeben, mausgrau und unscheinbar zu wirken.
In Paris fand sie eine neue Stelle. Für Rafael zu arbeiten machte ihr keine Angst. Sie wusste, dass sie vor dem charmanten Playboy sicher wäre. Sie hatte praktisch rund um die Uhr gearbeitet und sogar am Arbeitsplatz gewohnt. Wie im Bewerbungsgespräch vereinbart nahm sie nie Urlaub. Nicht einen einzigen Tag hatte sie sich freigenommen.
Verzweifelt hatte sie versucht, sich nicht in Rafael zu verlieben. Doch irgendwie war es ihm gelungen, ihr Herz zu erobern.
Zärtlich streichelte er noch immer ihre Wange. „Nie bekomme ich eine Antwort von dir“, sagte er leise. „Aber eines Tages wirst du mir alles erzählen.“
Um sie von ihren trüben Gedanken abzulenken, küsste er sie lange und zärtlich. Louisa wusste, dass sie ihm niemals von dem Mann erzählen würde, in den sie sich damals verliebt hatte. Auch er war ihr Boss gewesen. Jedenfalls hatte sie es für Liebe gehalten. Wie unglaublich jung und naiv sie doch gewesen war.
Der Schmerz der Vergangenheit erinnerte sie an ihre Zukunft, und die machte ihr wirklich Angst.
„Gefällt es dir hier?“, fragte Rafael an ihrem Mund.
Sie hob den Kopf und schaute ihn an.
„So sehr, dass ich mit dem Gedanken spiele, hier zu arbeiten“, sagte sie, halb im Spaß. „Braucht dein Freund, dem die Insel gehört, vielleicht eine Haushälterin? Wie heißt der Typ doch gleich?“
Ärgerlich funkelte Rafael sie an. „Er ist nicht besonders nett zu Frauen.“
Sie hatte doch nur einen Scherz gemacht. Wieso nahm Rafael das so ernst? Louisa stützte sich auf einen Ellbogen und rieb Rafaels Schulter. „Das könnte man auch von dir sagen.“ Sie lächelte kokett.
Er biss die Zähne zusammen. „Ja, das könnte man wohl“, gab er widerwillig zu.
War er etwa eifersüchtig? Nein, ganz sicher nicht! „Du weißt aber schon, dass ich das nicht ernst gemeint habe, oder, Rafael?“
„Ich mag es nicht, wenn du solche Witze machst. Und es gefällt mir nicht, wenn du andere Männer erwähnst“, sagte er unmissverständlich. „Du gehörst mir.“
Erstaunt hielt sie in der Bewegung inne und schaute ihn forschend an. „Ich gehöre dir?“
Ungeduldig schüttelte er den Kopf. „Du weißt, wie ich das meine. Du bist meine beste Angestellte. Du …“
„Nein!“ Sie unterbrach ihn und setzte sich auf. Plötzlich war sie so wütend, dass sie kaum noch klar denken konnte. „Du glaubst nur, dass ich zu dir gehöre. Du bildest dir ein, ich würde dir gehören. Du meinst, dass ich dein Eigentum bin.“ Und sie hatte sich eingebildet, er betete sie an! „Du denkst wohl, ich habe gar keine Gefühle.“ Wütend schlug sie auf den Tisch neben sich. „Ich bin doch kein Möbelstück.“
„Nun mach doch keine Staatsaffäre daraus. Ich zahle dir ein gutes Gehalt, natürlich gehörst du mir. Du arbeitest für mich, weil dir die Situation gefällt.“
„Und jetzt?“ Ärgerlich blickte sie um sich. All der Luxus hatte plötzlich seinen Reiz verloren. „Arbeite ich jetzt auch für dich?“
Ungehalten verdrehte er die Augen. „Nein, und das weißt du ganz genau.“
„Was bin ich denn dann für dich?“
„Hier bist du meine Geliebte.
Weitere Kostenlose Bücher