Julia Extra Band 0327
Und wenn wir nicht auf dieser Insel weilen, bist du meine beste Hausangestellte. Du leitest und koordinierst alle meine Häuser und stimmst dich mit meinen anderen Haushälterinnen ab. Ohne dich wäre ich verloren.“
Louisa zuckte zusammen, als hätte er sie geohrfeigt. „Vielleicht wird es wirklich Zeit, mich nach einer anderen Stelle umzusehen.“ Sie fühlte sich wie betäubt. Dabei hatte sie doch die ganze Zeit gewusst, dass es so enden würde!
„Nein!“, rief Rafael wütend. „Du wirst ganz sicher nicht für den Besitzer dieser Insel arbeiten. Und auch nicht für irgendeinen anderen Mann. Du gehörst zu mir.“ Dieses Mal hatte er es richtig gesagt.
Besitzergreifend umfasste er ihre nackte Taille. Louisa fing seinen Blick auf, er flößte ihr beinahe Angst ein. Sie spürte, wie sehr Rafael sich zusammenreißen musste. Der Griff seiner Hände wurde schmerzhaft, doch dann lockerte er ihn und küsste sie.
Der Kuss war hart und intensiv, als würde etwas aus ihm herausbrechen, was Rafael viel zu lange unterdrückt hatte. Es schien, als wäre der Meister selbst nicht mehr Herr seiner Leidenschaft.
Fast unmerklich veränderte sich der Kuss, wurde zärtlich, einschmeichelnd und so sinnlich, dass Louisa jeden Widerstand aufgab. Sehnsüchtig schlang sie die Arme um seinen Nacken. Rafael stöhnte erregt und zog sie auf sich. Ihr blieb nicht verborgen, wie sehr er sich schon wieder nach ihr sehnte.
„Du gehörst zu mir“, flüsterte er. „Sag es.“
„Niemals.“
Doch ihre Widerspenstigkeit entfachte seine Leidenschaft nur noch mehr. Wieder liebten sie sich unter dem strahlend blauen griechischen Himmel, so wild und hemmungslos wie nie zuvor.
„Du bist die einzige Frau, der ich vertraue“, sagte Rafael später, als die Wogen der Leidenschaft verebbt waren, und streichelte ihre Wange. „Die einzige Frau, der ich seit langer, langer Zeit wieder vertraue.“
Zärtlich hielt er sie in den Armen und schloss die Augen, während Louisa Tränen über die Wangen kullerten.
Sie saß in der Falle.
Es blieb ihr nichts anderes übrig, als den Tatsachen ins Auge zu blicken. Natürlich wusste sie, dass es dumm und gefährlich war, aber sie hatte keine Handhabe dagegen. Sie liebte Rafael, und sie konnte nichts daran ändern. In der zweitägigen Idylle war ihre Liebe zu ihm gewachsen. Niemals würde sie von diesem Mann genug bekommen.
Sie gehörte tatsächlich zu ihm. Ganz und gar, mit Haut und Haar.
4. KAPITEL
Wieder zurück in Istanbul stolperte Louisa am Nachmittag des nächsten Tages aus einer Privatklinik, die nordöstlich des Taksimplatzes lag. Blindlings trat sie auf die Straße.
Aufgeschreckt durch eine schrille Hupe wich sie hastig zurück, sonst hätte sie unter den Vorderrädern eines Taxis gelegen. Wütend schrie der türkische Fahrer sie an. Zitternd stand Louisa auf dem Bürgersteig und wusste nicht weiter.
Schwanger.
Sie erwartete ein Baby von Rafael. Dabei hatte sie ihm geschworen, unmöglich schwanger werden zu können.
In den vergangenen Tagen hatte sie die Befürchtung, schwanger zu sein, systematisch verdrängt. Der Test sorgte nun für ein jähes Erwachen.
Wie würde Rafael auf die Neuigkeit reagieren? Sollte er überhaupt davon erfahren?
Besorgt machte Louisa sich auf den Weg zu ihrem Kleinwagen, der dem Personal zur Verfügung stand, und atmete einige Male tief durch. Durch dichten Verkehr fuhr sie zurück zur Villa.
Rafael war nach der Ankunft aus Griechenland sofort in seinem Arbeitszimmer verschwunden und gab verschiedenen Assistenten barsche Anweisungen zu dem Immobiliengeschäft, das er am Abend abzuschließen hoffte. Das Hauspersonal hatte sich mit Fragen zu letzten Vorbereitungen für die Dinnerparty auf sie gestürzt.
Louisa war wieder in die Rolle der Angestellten geschlüpft, und Rafael war ihr Boss.
Ihre Liebesbeziehung hatten sie auf der Insel zurückgelassen. Für immer.
Was soll ich nur tun? Verzweifelt überlegte Louisa hin und her. Die mahnenden Worte ihrer Großtante, immer ehrlich zu sein, fielen ihr ein.
Bisher hatte sie sich daran gehalten. Doch sie war sich nicht sicher, ob sie Rafael ihr großes Geheimnis wirklich verraten sollte.
In den fünf Jahren ihrer Tätigkeit für ihn hatte sie ihr Gehalt nicht angerührt. Wofür hätte sie das Geld ausgeben sollen? Ihr wurde alles zur Verfügung gestellt, was sie zum Leben brauchte, und Urlaub bekam sie ja nicht. Also hatte sie beschlossen, das Geld zu sparen, und sich irgendwann die Sehenswürdigkeiten Europas
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