Julia Extra Band 0327
Wüste zu schicken. Doch heute kam das für ihn nicht mehr infrage. Louisa bereicherte sein Leben in jeder Hinsicht. Warum sollte er sie loswerden?
Dann würde er sich eben anders an ihr rächen. Und anschließend würden sie in Paris ein neues Leben beginnen.
„Ach, übrigens kommt meine Mutter nachher zum Abendessen“, sagte er unvermittelt.
Louisa blieb erstaunt stehen, dann erhellte ein Strahlen ihr schönes Gesicht. „Das ist ja wunderbar, Rafael!“ Übermütig kitzelte sie das Baby, das sofort vergnügt gluckste. „Dann lernt sie ihren süßen, kleinen Enkel kennen.“
O ja, das würde sie. Und bei dieser einen Begegnung würde es bleiben!
Rafael verkniff sich ein triumphierendes Lächeln, griff sich eine Handvoll Kekse und ließ sie sich schmecken. Köstlich! Rache schmeckte so süß …
„Guten Abend, Mama.“
Louisa beobachtete, wie Rafael seine Mutter zur Begrüßung auf beide Wangen küsste. Da die Frau einen krummen Rücken hatte, musste er sich weit hinunterbeugen. Agustina Cruz war nicht die schlanke, elegante Dame der Gesellschaft, die Louisa sich vorgestellt hatte, sondern eine vollschlanke, grauhaarige Frau mit einem zurückhaltenden Lächeln auf den korallenrot geschminkten Lippen.
„Buenas tardes, mi hijo“, begrüßte sie Rafael. „Ich freue mich sehr, dich zu sehen.“ Sie musste sich auf die Zehenspitzen stellen, um ihren Sohn zu umarmen. Louisas Schulspanisch war nach all den Jahren in Frankreich etwas eingerostet, doch sie konnte verstehen, was Agustina unter Tränen hinzufügte. „Du hast dich viel zu lange nicht gemeldet. Seit ich dir nach dem Tod deines Vaters den Brief geschickt habe, habe ich nichts mehr von dir gehört.“
„Ich weiß.“ Kühl bat er sie herein.
Warum behandelt er seine Mutter so abweisend, überlegte Louisa, die gehofft hatte, Rafael würde ihr selbst verzeihen, dass sie ihm Noah vorenthalten hatte. Doch jetzt kamen ihr Zweifel.
Sie setzte sich das Baby auf die Hüfte und sagte lächelnd: „Willkommen in unserem Zuhause, Señora Cruz. Es freut mich sehr, Sie endlich kennenzulernen.“
Die ältere Frau musterte Louisa verwundert, die sich extra ein hübsches weißes Kleid angezogen hatte, und betrachtete dann den kleinen Noah, der zur Feier des Tages ein weißes Hemd mit einer kleinen Krawatte und eine schwarze Hose trug. Nur Rafael hatte sich nicht umgezogen, sondern trug noch immer ein schwarzes Hemd zur schwarzen Jeans.
Agustina wirkte etwas ratlos. „Danke, Kindchen. Aber darf ich fragen, wer Sie sind?“
„Ich bin Rafaels Frau.“
Vorwurfsvoll wandte Agustina sich an ihren Sohn. „Du hast mir gar nicht erzählt, dass du geheiratet hast.“
Er zuckte nur achtlos mit den Schultern.
Um die Situation zu retten, schaltete Louisa sich schnell ein. „Und das ist unser Sohn Noah.“
Die Frau starrte das Baby an. „Das ist … mein Enkel?“ Tränen der Rührung schimmerten in ihren Augen.
Lächelnd legte Louisa den Kleinen in die Arme seiner Großmutter.
„ Mi nieto, mi pequeño angelito “, flüsterte Agustina ergriffen.
Die Freude ihrer Schwiegermutter rührte auch Louisa, im Gegensatz zu Rafael, der die Szene mit ausdruckslosem Blick beobachtete.
„Kommt, wir wollen zu Tisch gehen“, schlug er in reserviertem Ton vor.
Das Abendessen bereitete Noah, seiner Mutter und seiner Großmutter viel Vergnügen. Agustina Cruz war eine warmherzige, charmante Frau, die Louisa ein wenig an ihre eigene Mutter erinnerte, die ihr noch immer sehr fehlte.
„Das war köstlich“, sagte Agustina, als sie den letzten Bissen des Desserts verzehrt hatte.
„Freut mich.“ Louisa strahlte. Sie hatte sich auch alle Mühe gegeben, die Wohnung gemütlich herzurichten und ein schmackhaftes Abendessen zu servieren. Alles, um Rafael glücklich zu machen. Der Bodyguard hatte ihr im Vertrauen verraten, dass Rafael die Nacht allein im Hotel gewesen war – sehr zu Louisas Erleichterung. Doch sie ließ sich nicht anmerken, dass sie Bescheid wusste. Sollte er ruhig glauben, es wäre ihr egal, ob er sich mit anderen Frauen vergnügte. Das würde ihn verunsichern. Vielleicht würde sie dann endlich erreichen, was sie sich so sehr wünschte: eine glückliche Familie zu haben.
Agustina legte die Dessertgabel auf den Teller. „Was für ein fantastisches Menü.“
„Louisa hat es dir zu Ehren zubereitet“, erklärte Rafael trocken.
Seine Mutter strahlte dankbar. „Vielen Dank, euch beiden. Ich hatte schon befürchtet, du würdest mir nie verzeihen, dass ich
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