Julia Extra Band 0328
Schränkchen herum. Dann zog er einen Verbandskasten hervor. „Nein, lass mich das …“
„Setz dich und halt den Mund.“
Angel wurde auf den Toilettendeckel gedrückt und ließ ungläubig zu, wie Leo sich vor sie kniete und die Schnittwunde untersuchte. Und dann nahm er ihren Finger in den Mund und saugte fest daran.
Ihr blieb die Luft weg. Sie wollte zurückweichen, doch er war zu stark. Endlich ließ er von ihrem Finger ab und sagte angespannt: „Ich wollte sichergehen, dass kein Splitter mehr in der Haut steckt. Der Schnitt ist tief, muss aber wohl nicht genäht werden.“
Verwirrt sah sie zu, wie Leo geschickt die Wunde säuberte und dann ein Pflaster um ihre Fingerspitze klebte. Danach führte er sie hinunter ins Wohnzimmer, und Angel setzte sich vorsichtig auf die Sofakante, weil sie glaubte, nicht länger stehen zu können.
Leo goss ihr eine dunkle, goldene Flüssigkeit ein und brachte ihr das Glas. Sein Mund war eine grimmige Linie. Angel nahm das Glas in beide Hände, mied aber Leos Blick. Obwohl sie nur selten Alkohol trank, war sie jetzt froh, ihre Sinne ein wenig damit betäuben zu können.
3. KAPITEL
Leo beobachtete, wie Angel das Glas in beiden Händen hielt. Eine seltsam kindliche Geste, die ihn tief berührte. Eigentlich wollte er ihr den hübschen Hals umdrehen, sie aber gleichzeitig auf die Couch legen, um das zu beenden, was sie im Arbeitszimmer begonnen hatten. Immer noch spürte er, wie seine Zunge sich auf ihrer harten Knospe bewegt hatte, wie sie sich entgegenbog. Und es hatte ihn große Kraft gekostet, sich unter Kontrolle zu halten.
Er hatte Angel nicht mit Gewalt nehmen wollen. Der Impuls, sie zu küssen, kam von seiner sprachlosen Wut darüber, dass sie so starke Emotionen in ihm auslöste. Und das, obwohl er wusste, wer und was sie war. Doch der Kuss war schnell außer Kontrolle geraten. Er konnte sich nicht erinnern, jemals so überwältigt gewesen zu sein, dass jede mahnende Stimme in seinem Kopf verstummte. Bis sie mit rauer Stimme seinen Namen gesagt und ihn aus einer Art Trance gerissen hatte.
Er war erst vor drei Stunden in Athen angekommen und schauderte immer noch bei dem Gedanken, dass er sein Leben bewusst in ganz neue Bahnen gelenkt hatte. Er ging zum Sideboard, schüttete sich einen Drink ein und versuchte, Ordnung in seine wirren Gedanken zu bringen. Seit der Sicherheitsbeamte ihm gesagt hatte, wer draußen vor dem Tor stand, hatte er nicht mehr klar denken können.
Dass sie etwas Verbotenes im Sinn hatte, war sofort klar geworden, als sie nicht vor der Haustür erschien, sondern den Eingang zur Küche nahm. Als sie dann wie eine kleine Diebin durchs Haus geschlichen war, hatte sich seine Brust vor Enttäuschung zusammengezogen.
Mit ihrer dreisten Art hatte sie ihn auch an diesem Abend zum Narren gehalten. Während er seinen Drink in einem Schluck austrank, sagte er sich, dass seine Entscheidung, schnell zurückzukommen, nichts mit der Frau zu tun hatte, die hinter ihm auf der Couch saß. Er wusste genau, was er mit ihr machen würde, um sie loszuwerden, damit er endlich sein neues Leben in Athen aufnehmen konnte.
Angel saß auf der Couch, umklammerte ihr Glas und wartete darauf, dass er sein Urteil verkünden würde. Lange stand Leo mit dem Rücken zu ihr gewandt da, sodass die Spannung in ihrem Körper sich noch steigerte, trotz der beruhigenden Wirkung des Alkohols.
Als er sich endlich umdrehte, gab seine Miene nichts preis. Nicht ein Mal hatte er ein Lächeln für sie gehabt, ein Zeichen von Menschlichkeit … außer in dem Augenblick, als er sich um ihre Wunde kümmerte. Angel dachte daran, wie er an ihrem Finger gesaugt hatte, und ein Zittern durchlief ihren Unterleib.
Sie schluckte. Damals in der Villa hatte sie den harten Unterton in seiner samtweichen Stimme nicht gehört. Aber schließlich war er Leo Parnassus. Gewissermaßen der ungekrönte König von Athen. Und sie war seine erbitterte Feindin. Jetzt umso mehr.
Leo kam zu ihr, setzte sich ihr gegenüber in einen Sessel und lehnte sich zurück.
„Warum bist du am Abend der Party hierher gekommen?“
Angel wollte ihren Ohren nicht trauen. „Das habe ich bereits gesagt. Ich wusste nicht, wohin wir fahren. Ich konnte doch nicht einfach verschwinden, dann hätte ich auf der Stelle meinen Job verloren.“
„Du hast ihn doch sowieso verloren“, erklärte er seidenweich.
Atemlos sah Angel ihn an. Woher wusste er davon? Obwohl es nach ihrem Verhalten an diesem Abend eigentlich klar war. Wusste
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