Julia Extra Band 0328
ganze Zeit verfolgt.
Er konnte die Augen nicht von der Frau lassen, deren Bild ihn über die Jahre gepeinigt hatte, egal, wohin er sich wandte und mit wem er unterwegs war. Die Frau, die sich nun erdreistete, ihn ohne Rücksicht auf ihre eigene Sicherheit herauszufordern. Tariq hielt sich für einen modernen Menschen, einen aufgeschlossenen König. Doch in diesem Augenblick hätte er am liebsten eines seiner Lieblingspferde aufzäumen lassen, hätte Jessa Heath vor sich über den Rücken des Tieres geworfen und wäre mit ihr durch die Wüste zu seinem Zelt geritten. Die weite Wüste verkörperte seine Heimat auf der arabischen Halbinsel am stärksten.
Tatsächlich würde er daran großen Gefallen finden.
Es war richtig gewesen, herzukommen und dieser Frau endlich in die Augen zu sehen. Obwohl sie ihn nun beschimpfte und ablehnte, empfand er seine Entscheidung als korrekt. Ein wenig recht hatte sie ja. Auch er selbst hatte sie schlecht behandelt vor Jahren. Sein Mund verzog sich zu einem kühlen Lächeln.
Andererseits hatte er jeden Grund, aufgebracht zu sein. Zornig zu sein über die Frau, die ihn auf Armeslänge von sich halten wollte. Das Weib, das es wagte, ihn wie einen abgehalfterten Schwächling herumzustoßen. Er wusste, es war eine Schmach für ihn, dass er, Scheich Tariq bin Khaled Al-Nur, König von Nur, zu der einzigen Frau zurückgekrochen kam, die es jemals gewagt hatte, ihn einfach stehen zu lassen. Zu der einzigen Frau, die er je vermisst hatte. Die nun in unangemessener Kleidung vor ihm stand und ihn wie einen seiner Diener behandelte, anstatt ihn willkommen zu heißen. Außer sich sollte er sein über diese Beleidigung.
Stattdessen begehrte er sie heiß und innig.
So einfach war das. Er hatte es aufgegeben, dagegen anzukämpfen.
Ein einziger Blick auf ihren kurvenreichen Körper, in ihre großen Augen von der Farbe des Zimts, auf ihren sündhaft weichen Mund – und schon war er voll heißem Begehren. Im Geist konnte er ihre Haut ertasten, die Glut auch ihres Begehrens spüren. Oder war es nur die Erinnerung? Wie dem auch sei, er musste sie haben. Wie damals.
„Ein bemitleidenswerter Playboy bin ich also?“, fragte er leichthin. Diese Frau erinnerte ihn an das ausschweifende Leben, das hinter ihm lag, und doch – er wollte sie besitzen. Und normalerweise bekam er, was er wollte. „Wie interessant, mir so einen Vorwurf zu machen“, sagte er lasziv.
Die Gereiztheit war Jessa anzumerken. Sie tauchte ihre Wangen in eine Farbskala von Elfenbein bis Pfirsich. „Das ist kein Vorwurf“, blaffte sie. „Es ist die pure Wahrheit.“
Tariq musterte sie lange. Natürlich konnte sie nicht wissen, wie tief sich die Scham über seine ausschweifende Vergangenheit in sein Herz gebohrt hatte. Wie sehr er sie mit all dem in Zusammenhang brachte, was er hinter sich gelassen und weggeworfen hatte. Jahrelang hatte er sich gegen die Gefühle für sie gewehrt – vergeblich. Hatte sich eingeredet, dass sie nur deshalb durch seine Gedanken vagabundierte, weil sie ihn verlassen hatte. Dass auch er sie verlassen hätte, wenn sie nicht gegangen wäre, so wie er es immer wieder tat.
Doch nun war er bei ihr.
„Wenn es richtig ist, dass ich ein Playboy bin, dann wärst du demnach eine meiner Bettgespielinnen, richtig?“ Er fand Gefallen an der Art, wie immer wieder Farbe ihre Wangen überzog, wenn sie wütend war. Der Krieger in ihm erwachte und wollte zur Tat schreiten. „Gefällt dir diese Vorstellung?“
„Es erstaunt mich keinesfalls, von dir als deine Bettgespielin eingestuft zu werden.“ Sie verzog das Gesicht. „Aber das war ich nie.“
„Das hast du bereits vor fünf Jahren deutlich gemacht“, gab er trocken zurück. Er bemerkte, wie sie sich verkrampfte. „Aber ist das eine Art, wie sich alte Freunde nach langer Zeit begrüßen?“ Er machte ein paar Schritte auf sie zu. Vor ihrem Schreibtisch blieb er stehen.
„Freunde?“, wiederholte sie und schüttelte den Kopf. „Sind wir Freunde?“
Nur eine Armeslänge waren sie voneinander entfernt. Nervös schluckte sie. Tariq lächelte. Genauso hatte sie in seiner Erinnerung gelebt. Kupferlocken und Zimtaugen, Sommersprossen um die Nase und ein verführerischer Mund, wie geschaffen für die Sünde. Und – sie war noch immer empfänglich für ihn, das konnte er über den Tisch hinweg spüren. Würde sie auch jetzt noch unter seiner Berührung erglühen? Er konnte es nicht erwarten, das herauszufinden.
„Was schlägst du vor?“, fragte sie und
Weitere Kostenlose Bücher