Julia Extra Band 0328
sah ihm direkt in die Augen. „Sollen wir einen Kaffee trinken gehen? Über alte Zeiten reden? Das ist nicht mein Ding.“
„Ich bin am Boden zerstört“, sagte er. Sein Blick ließ sie nicht los. „Meine bisherigen Gespielinnen waren wesentlich einfühlsamer als du.“
Seine Worte gefielen ihr nicht. Ihre Wangen glühten, ihre Augen verdunkelten sich. Sie straffte sich.
„Warum, in aller Welt, bist du herkommen, Tariq?“, fragte sie ihn forsch. Gleichzeitig irritiert und belustigt verschränkte sie die Arme vor der Brust. „Möchtest du eine Wohnung anmieten? Dann komm doch bitte wieder, wenn die Makler im Büro sind. Momentan sind sie mit Kunden unterwegs, und ich bin hier nur die Büroleiterin.“
„Was glaubst du wohl, warum ich gekommen bin, Jessa?“
Er beobachtete ihr Gesicht genau, um herauszufinden, wie sie reagierte. Sie legte ihre Hand an den Hals, als wollte sie den eigenen Pulsschlag erfühlen.
„Mir fällt kein einziger Grund für deine Anwesenheit ein“, sagte sie erregt. Sie hüstelte und straffte die Schultern, als würde sie sich auf einen Kampf mit ihm vorbereiten. „Du solltest gehen. Und zwar jetzt.“
Was war das? Sie warf ihn wie einen Diener hinaus? Tariq balancierte auf den Hacken und dachte kurz nach, wie er ihr diese Kränkung heimzahlen könnte. Er war schließlich ein König und sollte sie lehren, wie man mit einem König umzugehen hat. Vielleicht sollte sie vor ihm auf die Knie fallen. Und ihm Lust bereiten, verführerisch und zärtlich zugleich. Wäre das nicht ein guter Anfang?
„Wenn du mir nicht sagen kannst, was du wirklich willst …“, meinte sie mit gerunzelter Stirn.
„Dich“, unterbrach er sie. Er setzte sein charmantestes Lächeln auf. „Dich will ich.“
2. KAPITEL
„Mich?“ Jessa war sprachlos. Sie war unfähig, sich zu bewegen. „Du bist wegen mir hierher gekommen?“
Sie konnte es nicht glauben. Nicht mit dem Ärger in Tariqs Augen und seinem Lächeln, das nichts Freundliches an sich hatte. Und trotzdem hatte ihr Herz einen Sprung getan.
„Selbstverständlich!“, bestätigte er. Seine Augen sprühten Feuer. „Oder hältst du es für reinen Zufall, dass ich ausgerechnet in ein Immobilienbüro in der Grafschaft York hineinstolpere?“
„Vor fünf Jahren konnte es dir nicht schnell genug gehen, aus meinem Blickfeld zu verschwinden“, erklärte sie. „Nun ist es dir offensichtlich gelungen, die Gegend auszukundschaften und mich ausfindig zu machen. Du wirst verstehen, dass es mir schwerfällt, diesen Sinneswandel zu begreifen.“
„Da muss eine Verwechslung vorliegen“, brachte Tariq mit seidenweicher Stimme vor. „Du warst diejenige, die verschwunden ist, Jessa. Nicht ich.“
Jessa blinzelte. Einen Moment lang wusste sie nichts zu erwidern. Doch dann holte die Vergangenheit sie wieder ein. Bei einer Routineuntersuchung hatte sie erfahren, dass sie schwanger war. Schwanger! Sie hatte sich keine Illusionen über Tariqs Einstellung dazu gemacht. Er würde es, gelinde ausgedrückt, nicht begrüßen. Damals hatte sie ein paar Tage Auszeit nehmen müssen, um nachzudenken.
Kann sein, dass sie ihn nicht informiert hatte. Aber ihn verlassen? Nein.
„Wovon sprichst du eigentlich?“, fragte sie. „Ich war doch nicht diejenige, die das Land verlassen hat.“
Sein Mund wurde schmal. „Du wolltest einen Arzt aufsuchen. Danach warst du verschwunden. Tagelang bliebst du verschollen, und – ja, dann habe ich das Land verlassen, wie du es nennst.“
„Ich bin zurückgekommen“, sagte Jessa. In ihrer Stimme klang der Herzschlag mit und der längst vergessen geglaubte Schmerz. „Du hingegen bliebst weg.“
Erwartungsvolle Stille.
„Du hast selbstverständlich vom Tod meines Onkels gelesen“, meinte Tariq schließlich mit verschleiertem Blick. Sein Ton verriet nichts über seinen Gefühlszustand.
„Ja“, räumte sie ein. „Es stand in allen Zeitungen. Es muss ein schrecklicher Unfall gewesen sein.“ Sie bemühte sich um einen unbeteiligten Tonfall. „Und stell dir meine Überraschung vor, als ich hören musste, dass der Mann, der sich mir als einfacher Sohn eines Doktors vorgestellt hatte, nichts weniger war als ein Mitglied der königlichen Familie und nun der neue König von Nur ist.“
„Mein Vater wartatsächlich Arzt.“ Er hob die Brauen. „Oder denkst du, ich würde nach seinem Tod seine Ehre beschmutzen nur des Vergnügens wegen?“
„Ich bin überzeugt, du hast mich absichtlich getäuscht“, erwiderte sie
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