Julia Extra Band 0331
reagierte er auf ihre unausgesprochenen Befürchtungen.
„Danke“, stammelte Gabrielle und war wütend auf sich selbst. Schließlich war es nicht allein seine Entscheidung, wann sie ihre erste Liebesnacht miteinander verbrachten!
„Allerdings finde ich, wir sollten unsere Hochzeitsnacht auf jeden Fall zelebrieren“, erklärte er in einem schmeichlerischen Ton.
Mit klopfendem Herzen blickte Gabrielle auf seinen Mund und erinnerte sich, wie sie seine Lippen auf ihren gespürt hatte. Fest und herrisch. Dennoch wurden ihre Knie weich, als sie an den ersten Kuss dachte.
„Es wäre schade, diesen Augenblick verstreichen zu lassen, oder?“, fuhr er fort.
„Ich möchte nicht …“
Aber es war nicht wirklich eine Frage gewesen.
Unnachgiebig und fordernd nahm er ihre weichen Lippen in Besitz. Noch ehe sie protestieren konnte, ließ er von ihrem Mund ab und fuhr mit seiner Zunge sanft über ihre Halsbeuge, dann küsste er ihren Nacken, ihr Dekolleté. Als heiß und verlockend empfand Gabrielle seine Berührungen. Ohne es zu wollen, öffnete sie sich seiner Zärtlichkeit. Ihr Körper antwortete auf seine Liebkosungen mit einer heißen Woge der Erregung.
Obwohl ihr Verstand sich dagegen auflehnte, konnte sie sich nicht dagegen wehren, voller Verlangen auf ihn zu reagieren. Ich bin nicht sein Eigentum! dachte sie trotzig. Und doch strich sie mit ihren Händen langsam über seine breiten Schultern, fühlte die starken Muskeln an seinen Armen und gab sich seinen Berührungen hin.
Plötzlich aber löste er sich von ihr und sah sie mit einem Ausdruck tiefster Befriedigung an.
„Du gehörst zu mir. Vergiss das niemals“, sagte er. Behutsam strich er ihr eine Haarsträhne, die sich gelöst hatte, hinter das Ohr.
Die liebevolle Geste passte so wenig zu seinen harschen Worten, dass Gabrielle ihn vollkommen verwirrt ansah.
„Zieh dein Kleid aus“, befahl er. Als sie widersprechen wollte, wiederholte er amüsiert: „Zieh dein Kleid aus und tausche es gegen bequemere Sachen. Wir werden gleich losfahren. Diese Nacht verbringen wir nicht hier, sondern auf einer kleinen Insel in der Nähe.“ Kurz hielt er inne und musterte sie. „Meine Frau.“
Nachdem er gegangen war, stand sie lange einfach nur da, die Arme fröstelnd um ihren Körper geschlungen. Erst nach einigen Minuten begann ihr Herz wieder normal zu schlagen, und ihre Hände zitterten nicht mehr.
Doch tief in ihrem Inneren war eine neue Entschlossenheit gereift.
Dieser Mann würde sie zerstören. Und das lag nicht daran, dass er wusste, was er wollte und es sich einfach nahm. Nein, ihre eigene Schwäche war das Problem. Sie hatte Luc Garnier nichts entgegenzusetzen.
Ihre Feigheit, der Wunsch, ihrem Vater zu gefallen, hatte sie zu dieser unsäglichen Hochzeit getrieben. Ihr Leben lang hatte sie geglaubt, er werde sie anerkennen und lieben, wenn sie tat, was er von ihr verlangte. Doch genau das Gegenteil war geschehen. Ihr Vater verachtete sie und hatte sie ohne mit der Wimper zu zucken zur Opferbank geführt. Niemals hatte er Rücksicht auf ihre Gefühle genommen.
Es war schmerzhaft, das zu erkennen – jetzt, wo es zu spät war.
Mit einem tiefen Seufzer lehnte Gabrielle sich an das kühle Glas des Spiegels. Wenn sie Luc gegenüber fügsam und schwach war, würde sie sich selbst vollkommen aufgeben, erkannte sie mit einer plötzlichen Klarheit. Mit seiner Hitze und finsteren Entschlossenheit konnte sie nicht umgehen. Sie würde den Verstand verlieren.
Niemals hatte sie ihre eigene Meinung vertreten. Stets hatte sie ihre Bedürfnisse verleugnet und zugelassen, dass ihr Vater über ihr Leben bestimmte. Und künftig würde ihr Mann das Gleiche tun – schlimmer noch, er verlangte weit mehr von ihr. Ein Mann wie Luc Garnier würde die vollständige Unterwerfung seiner Ehefrau erwarten und sie damit zerstören.
Als sie sich in dem kleinen Ankleidezimmer umsah, in dem sie jeden Morgen verbrachte, schien sie den Raum mit neuen Augen zu sehen. Er war ein Gefängnis.
Und es wurde Zeit, die Flucht vorzubereiten.
Als Luc die Tür hinter sich geschlossen hatte, blieb er aufstöhnend stehen. Sein ganzer Körper sehnte sich danach, zurückzukehren und zu vollenden, was er angefangen hatte.
Es hatte ihn eine unglaubliche Überwindung gekostet, sich von ihr zu lösen.
Der Duft ihrer Haut war so verführerisch, ihre Lippen süß und verlockend. Wie gern hätte er ihr bewiesen, wie sehr sie ihn wollte. Mit geschlossenen Augen stellte er sich vor, wie sie sich
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