Julia Extra Band 0331
Pullover und eine schwarze Hose, dennoch war er nicht weniger attraktiv als im eleganten Hochzeitsanzug, musste sie zugeben. Groß und kraftvoll stand er vor ihr, und sie konnte sich seiner unglaublichen Ausstrahlung nicht entziehen.
Gleichzeitig aber wirkte er bedrohlich auf sie.
Ich hätte mich hier niemals in Sicherheit wiegen dürfen, wusste sie plötzlich.
„Hallo, Gabrielle.“ Obwohl er eher amüsiert klang, zuckte sie zusammen. „Du hast etwas vergessen, als du fortgegangen bist.“ Er kam näher, und dabei fiel ihr wieder auf, dass er sie um mehr als Haupteslänge überragte.
„Ich … habe etwas vergessen?“, wiederholte sie unsicher.
Sein Mund verzog sich zu einem kaum sichtbaren Lächeln. „Deinen Ehemann.“
Ungeniert trat er ein und ignorierte, dass ihr das Glas aus den blutleeren Fingern glitt und klirrend auf dem Steinboden zersprang. Er machte einfach einen großen Schritt über die Scherben und wandte den Blick nicht von ihr.
Was erlaubt sie sich, mich so anzuschauen? fragte Luc sich. Sie hatte ihn unglaublich gedemütigt, indem sie einfach verschwunden war – und das, nachdem er sie mit Samthandschuhen angefasst hatte! Diesen Fehler würde er nicht wiederholen.
Mit einem kurzen Blick musterte er sie. Seine widerspenstige Prinzessin – und seine Frau. Er hatte sich offensichtlich völlig in ihr getäuscht.
Die Gabrielle, die jetzt vor ihm stand, hatte nichts gemeinsam mit der fügsamen nachgiebigen Braut, die seinen Beschützerinstinkt geweckt hatte. Vermutlich hatte sie ihm auch an jenem Abend nur etwas vorgespielt. Ungebändigt und wild glänzten ihre langen honigblonden Locken im Licht. Ebenso ungezähmt wie sie selbst, dachte er missbilligend, während er sie musterte. Die engen Jeans zeichneten die Kurve ihrer schmalen Hüften nach und schmeichelten ihren langen schlanken Beinen. Ohne es zu wollen, stellte Luc sich vor, wie sie diese Beine um seinen Körper schlang, und sofort war er erregt. Er wollte sie. Jetzt. Und er hasste sich dafür.
Sie hatte ihn zum Narren gehalten. Niemals hätte er sich von dem unschuldigen Blick ihrer großen Augen blenden lassen dürfen, niemals Rücksicht nehmen auf ihre Unerfahrenheit. Er hätte sich sofort nehmen sollen, was ihm zustand.
„Was tust du hier?“, wollte Gabrielle wissen.
Sie versuchte, ihm möglichst immer ein paar Schritte voraus zu sein. Unaufhaltsam folgte er ihr in den Salon. Schnell stellte sie sich hinter das am nächsten stehende Sofa, als ob sie sich verschanzen wolle.
Am liebsten hätte er sie gepackt, doch er verschränkte die Arme vor der Brust, um sich zurückzuhalten. Er wollte nichts tun, was er vielleicht später bereute.
„Was ich hier will?“, wiederholte er ihre Frage. „Ich konnte wohl kaum zulassen, dass meine Braut die Flitterwochen allein verbringt, oder?“
„Ich verstehe nicht …“
„Ist dir klar, in welch eine Verlegenheit du mich gebracht hast?“, fragte er sanft, aber mit einem drohenden Unterton. „Alle Gäste haben mitbekommen, dass du verschwunden bist.“
„Es tut mir leid“, flüsterte sie und atmete tief durch.
Ihre Brust hob und senkte sich dabei, und er konnte den Blick kaum abwenden. Wohl wissend, dass sie nicht weiter ausweichen konnte, trat er noch näher.
„Es tut dir leid? Das ist alles?“
„Kannst du mich nicht verstehen? Ich musste fort – es ging alles viel zu schnell.“
Nein, er konnte sie nicht verstehen. Alles, was er wollte, war sie. Seit sie geflohen war, hatte er voller Verlangen an sie gedacht. Und jetzt, da sie vor ihm stand, konnte er sich kaum mehr bezähmen.
„Warum hast du nicht mit mir darüber gesprochen?“, wollte er wissen. Lässig lehnte er sich an den gemauerten Kaminsims. „Du hast mich geheiratet, und halb Europa war bei dieser Trauung dabei. Und dann packst du einfach deine Sachen und gehst.“
„Du bist ein Fremder für mich.“
„Das wusstest du vorher. Und dennoch hast du eingewilligt“, widersprach er ungeduldig. „Du bist die Thronfolgerin von Mazzanera. Steh zu deiner Verantwortung.“
„Es ist wahr, ich hätte dieser Hochzeit niemals zustimmen dürfen“, räumte sie leise ein. „Aber ich bin es einfach nicht gewohnt, meinem Vater zu widersprechen.“
„Oh ja“, gab Luc bitter zurück. „Die demütige, folgsame Prinzessin Gabrielle. So bist du mir angekündigt worden. Als du verschwunden warst, haben alle befürchtet, du seist entführt worden. Niemand konnte sich vorstellen, dass du einfach gegangen bist.“
„Ich
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