Julia Extra Band 0331
Mann. Wie konnte er sie so demütigen.
„Entschuldige bitte“, gab sie zurück. Doch nicht fügsam dieses Mal, sondern voller Spott. „Ich hatte leider keine Zeit, mir vor meiner Ehe Gedanken darüber zu machen. Schließlich wurde ich sehr kurzfristig vor vollendete Tatsachen gestellt.“
Sein Gesichtsausdruck blieb unverändert, nur sein Griff schloss sich noch eiserner um ihren Rücken, sodass Gabrielle kurz aufstöhnte.
Sie versuchte, ein unverfängliches Thema zu finden. „Du bist vierzig, nicht wahr?“
„Was soll das Geplapper, Gabrielle?“ Seine Stimme war gefährlich leise.
„Ich versuche nur, dich ein bisschen kennenzulernen“, verteidigte sie sich.
„Dafür hast du den Rest deines Lebens Zeit. Und ob dir gefällt, was du siehst, oder nicht: Finde dich damit ab – ich bin dein Ehemann.“
Hasserfüllt sah sie ihn an. „Du scheinst Angst davor zu haben, dass ich deine dunklen Seiten entdecke. Warum sonst solltest du schon auf einfache Fragen so zornig reagieren?“
Innerlich wappnete sie sich gegen einen Wutausbruch. Aber Luc warf nur den Kopf zurück und lachte. Seine Augen glitzerten, und sie sah die kleinen Lachfältchen, die ihn noch männlicher wirken ließen.
Dieser Moment erschien ihr magisch.
Sie erkannte, dass sie diesem Mann nicht würde widerstehen können.
Alles in ihr sehnte sich nach ihm. Und als er sie ansah, das Lachen noch in den Augenwinkeln, durchzog sie ein wohliger Schauer.
Die viele Aufregung heute, die ist daran schuld, sagte sie sich. Und der viele Champagner.
2. KAPITEL
Während der Trubel und das Gelächter aus dem Ballsaal hinaufschallte, saß Gabrielle in ihrem Ankleidezimmer vor dem kunstvoll vergoldeten Spiegel und betrachtete ihr ebenmäßiges Gesicht.
Das ist lächerlich, rief sie sich zur Ordnung. Die Fantasie ging mit ihr durch. Einzig das eng geschnürte Mieder war daran schuld, dass sie atemlos und schwindlig war. Kein Mann der Welt konnte das jemals bewirken.
Gerade hatte sie sich mehr oder weniger beruhigt, als die Tür leise geöffnet wurde.
Luc trat ein.
Ein Frösteln ließ Gabrielle kurz zusammenzucken.
Bisher waren sie sich nur in der Kapelle und in dem geräumigen Ballsaal begegnet. Nun aber waren sie zum ersten Mal gemeinsam in der privaten Atmosphäre eines kleinen Zimmers.
Als Luc die Tür schloss, schien der Raum durch ihn ausgefüllt.
Zwar drehte sie sich nicht zu ihm um, doch im Spiegel sah sie, wie intensiv er sie betrachtete und den Blick über ihren Körper gleiten ließ. Es war fast so, als berühre er sie. Brennendes Verlangen ergriff sie.
„Ich …“ Doch sie hatte keine Ahnung, was sie ihm sagen wollte. Unsicher legte sie die Perlenohrringe auf die Glasplatte des Spiegeltisches und wandte sich zu ihm um.
Noch immer stand er im Türrahmen, hochgewachsen und muskulös, und sie empfand seine Nähe so intensiv, als hielte er sie bereits in seinen Armen.
„Ich kann nicht …“ Das verführerische Glitzern in seinen Augen ließ sie verstummen. Der Raum schien angefüllt mit heißer Lust. In seinem Blick erkannte sie befriedigten Stolz, als gehöre sie ihm, mit Leib und Seele. Selbstgefällig und zerstörerisch, das ist er, dachte sie wütend. Dennoch fühlte sie sich unsäglich stark von ihm angezogen.
Es war unerträglich.
„Ganz sicher erwartest du nicht …“ Auch dieser Satz blieb unvollendet. Als er auf sie zutrat, sah sie seine kraftvolle entschlossene Miene, die sein Gesicht noch etwas männlicher machte. Plötzlich wusste sie genau, was er wollte. Und dass sie sich nicht dagegen wehren konnte – nicht wehren wollte .
„Was hast du vor?“, protestierte sie schwach, doch ihre Stimme klang in ihren eigenen Ohren lächerlich. Schon stand er direkt vor ihr, sodass sie den Kopf in den Nacken legen musste, um ihn ansehen zu können.
Ihre Gedanken rasten. Er hatte gesagt, traditionelle Werte seien ihm wichtig. Aber wie traditionell? Er erwartete doch wohl nicht, dass sie die Hochzeitsnacht mit ihm verbrachte? Mit einem Mann, den sie heute zum ersten Mal gesehen hatte!
Wortlos umfing er sie mit seinen starken Armen und zog sie hoch. Im Ballsaal, vor all den Leuten, hatte sie sich sicher gefühlt. Doch hier war ihr die Nähe viel zu gefährlich. Die weiche Seide ihres Mieders berührte den festen Stoff seines weißen Hemdes, und ihr Herz klopfte schneller. Ein Stöhnen kam über ihre Lippen – vor Angst, aus Protest? Gabrielle wusste es nicht.
„Keine Angst, ich werde dich heute Nacht zu nichts drängen“,
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