Julia Extra Band 0331
vorzubereiten. Auf einem Tablett stand eine Schale mit verführerisch duftenden Früchten und ein Korb mit ofenfrischem Gebäck.
„Setz dich. Möchtest du einen Kaffee?“, erkundigte er sich.
„Gern“, erwiderte Gabrielle und setzte sich mit einer unnachahmlichen Grazie, die Luc faszinierte.
Wortlos reichte er ihr eine Tasse mit dampfendem Kaffee und sah sie an.
„Ein wunderschöner Morgen“, stellte sie fest und plauderte höflich über das Wetter in Kalifornien und Mazzanera.
Luc war bewusst, dass sie sich bemühte, ein harmloses Gespräch in Gang zu bringen. Als seien wir vollkommen Fremde, die zufällig am gleichen Tisch sitzen, dachte er.
Befriedigt und amüsiert beobachtete er sie. Unglaublich, wie gut sie sich beherrschen konnte. Er fragte sich, ob es ihr schwerfiel – nach dieser Nacht, in der sie jegliche Kontrolle über sich verloren hatte. Und fast musste er über sich selbst lachen, denn es war nicht seine Art, sich über die Gefühle einer Geliebten Gedanken zu machen.
Die einzige Frau, deren Befindlichkeiten ihn je interessiert hatten, war seine Mutter gewesen. Bei ihr allerdings war es fast überlebenswichtig gewesen, ein Gespür für Stimmungen zu entwickeln. Vittoria Giacinta Garnier war genauso theatralisch gewesen, wie es ihr Name versprach. Mit ihrer Launenhaftigkeit hatte sie ihre Familie ebenso tyrannisiert wie das Hauspersonal. Niemand war vor ihren Wutausbrüchen und ihrer überdrehten Fröhlichkeit sicher gewesen. Schon als kleiner Junge hatte Luc sich bemüht, seiner Mutter möglichst aus dem Weg zu gehen.
„Weißt du, ich kann mir nicht vorstellen, so weit entfernt von Mazzanera zu leben“, riss Gabrielle ihn aus seinen Gedanken. „Obwohl Los Angeles längst nicht so unzivilisiert ist, wie ich dachte.“
„Und dein Ehemann?“ Die Frage war heraus, ehe Luc weiter darüber nachdenken konnte. „Ist er so unzivilisiert, wie du befürchtet hast?“ Er war fest davon überzeugt, ihre Antwort zu kennen. Die Erfahrungen der vergangenen Nacht mussten für Gabrielle, unschuldig wie sie war, ein Schock gewesen sein. Doch er bedauerte keine Sekunde ihres lustvollen Zusammenseins. Sie war seine Frau, und er würde sie lehren, eine wunderbare Geliebte zu sein.
Sie errötete, dennoch überraschte ihn ihre Antwort.
„Ich hatte nicht den Eindruck“, sagte sie leise. Dann, ohne weiter darauf einzugehen, wechselte sie das Thema.
Doch Luc gab nicht so schnell auf. „Das beherrschst du perfekt“, unterbrach er sie. „Sobald du nicht über etwas reden möchtest, wechselst du einfach das Thema.“
Statt zu protestieren, lachte sie nur. Ein offenes, natürliches Lachen.
Nie zuvor hatte er diesen Ausdruck in ihrem Gesicht gesehen, stellte er erstaunt fest. Plötzlich wirkte sie nicht mehr zurückhaltend, sondern freundlich und warmherzig. Sie ist atemberaubend schön, noch viel attraktiver als sonst, dachte er.
„Eine Eigenschaft, die in meiner Position unverzichtbar ist, findest du nicht?“, gab sie zurück. „Es kann sehr hilfreich sein, über alles zu reden, nur nicht über die wirklich wichtigen Punkte. Bei Männern nennt man das übrigens Diplomatie.“
„Genießt du es eigentlich, Thronerbin zu sein?“ Luc wusste, dass diese Frage eigentlich viel zu persönlich war. Doch er hatte den Wunsch, sich endlich ein vollständiges Bild von seiner Frau zu machen. Sie war die schüchterne Braut, die aufsässige Ausreißerin, die hemmungslose, hingebungsvolle Geliebte und die unerschütterliche kühle Prinzessin. Doch wer war sie wirklich? Was steckte hinter der Fassade? Es reizte ihn unendlich, das herauszufinden.
„Ich habe nie darüber nachgedacht, ob es mir gefällt“, erwiderte Gabrielle langsam, während sie an ihrem Kaffee nippte. Ernst sah sie Luc an. „Schon als ich ein Kind war, wusste ich, dass ich mit allem, was ich tue, unser Land vertrete. Niemals war ich nur ich selbst, sondern immer die Fürstentochter.“ Einen Augenblick dachte sie nach. „Ja, ich genieße es“, ergänzte sie dann. „Und was ist mit dir? Als Chef eines Firmenimperiums stehst du ebenso in der Öffentlichkeit wie ich.“
„Nein. Da irrst du dich.“ Als er sah, dass sie wieder ihre eiserne Miene aufsetzte, wünschte Luc, er hätte nicht so harsch reagiert. „Auch für mich wird sich das Leben nach unserer Hochzeit ändern, nicht nur für dich. Das war mir vorher nicht so bewusst“, fügte er versöhnlich hinzu.
„Ich habe geglaubt, du gehörtest zu den Männern, die immer genau wissen,
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