Julia Extra Band 0331
Gefühlen und Ängsten.
Als sie daran dachte, wie er im Vorbeigehen über ihren Arm gestrichen hatte, erschauerte sie.
7. KAPITEL
Gabrielle stand auf der großen eleganten Terrasse, von der man einen atemberaubenden Blick über San Francisco hatte. Die Sonne war gerade untergegangen und tauchte die Stadt in ein weiches Dämmerlicht, das nur von ersten Lichtern, die hier und dort angingen, durchbrochen wurde. Obwohl es kühl wurde, wollte Gabrielle noch nicht hineingehen. Fröstelnd schlang sie ihren Seidenschal um die Schultern.
Leise hörte sie Lucs Stimme aus der Bibliothek, in die er sich zurückgezogen hatte, um in Ruhe einige Telefonate zu führen. Sie war froh darüber, nach den vergangenen turbulenten Wochen endlich einen Augenblick zur Ruhe zu kommen.
War es wirklich erst einen Monat her, dass Luc plötzlich in Cassandras Haus aufgetaucht war und sich alles verändert hatte? Ihr erschien es wie eine Ewigkeit. Auch sie selbst hatte sich gewandelt. Doch sie konnte nicht beschreiben, in welcher Hinsicht. War es eine Veränderung zum Guten? Oder hatte sie sich tatsächlich aufgegeben und war nur noch ein Schatten ihres Ehemannes? Sie konnte es nicht sagen.
Voller Zorn war Luc damals erschienen, doch jene erste Liebesnacht hatte ihn besänftigt. Fast schien es ihr, als sei er am nächsten Morgen nicht mehr derselbe gewesen. Nicht, dass er auf einmal entspannt und lebenslustig gewesen wäre – er war immer noch der kühle, unnahbare Luc Garnier – aber sie hatte eine völlig neue Seite an ihm entdeckt. Ihr gegenüber war er plötzlich höflich, ja, sogar regelrecht besorgt.
An jenem ersten gemeinsamen Tag in Hollywood hatte er sie zu einem Ausflug eingeladen. Zunächst waren sie die unbeschreiblich schöne Küste entlanggefahren, dann hatte er einen Hubschrauberflug organisiert. Abends waren sie durch Santa Barbara geschlendert und hatten in einem gemütlichen spanischen Restaurant gegessen. Die kleinen verwinkelten Straßen und die mediterran anmutenden Häuser hatten Gabrielle an ihre Heimat Mazzanera erinnert. Nach dem Dinner hatten sie Santa Barbara verlassen und waren weiter in die Berge gefahren. Hier, mitten in der unberührten Natur, lag die San Ysidro Ranch, ein Luxushotel, dessen Stil ebenso schlicht wie elegant war. Luc hatte ein kleines Landhaus auf dem Gelände der Ranch gemietet, und Gabrielle war entzückt gewesen. Das romantische Holzhaus mit einer breiten Veranda lag versteckt in einem kleinen Wäldchen, ein Bach schlängelte sich direkt am Haus entlang. Von außen wirkte es einfach, doch innen war es komfortabel und liebevoll eingerichtet.
In dieser Idylle, abgeschirmt vom Rest der Welt, fanden Luc und Gabrielle zueinander. Luc zeigte sich liebevoll und zugänglich, und Gabrielle empfand eine Zuneigung für ihn, die sie selbst erstaunte. Der Aufenthalt begann vielversprechend – bis Gabrielle entdeckte, dass Luc ihr gesamtes Gepäck in das Landhaus hatte bringen lassen.
„Was soll das?“, wollte sie verwirrt wissen. „Warum sind all meine Sachen hier?“ Sie war gerührt gewesen, dass Luc sie mit dem Aufenthalt auf der Ranch überraschte, und hatte erwartet, er habe Wechselkleidung für einige Tage für sie mitgenommen. Doch hier, an der Wand gestapelt, fand sie all ihre Habseligkeiten.
„Ich habe Uma beauftragt, deine Koffer ins Hotel zu schicken“, erklärte Luc, als sei das Antwort genug. Irritiert sah er sie an. „Du könntest dich ruhig ein bisschen mehr darüber freuen, dass ich daran gedacht habe.“
„Aber ich brauche doch nur ein paar Kleidungsstücke“, entgegnete Gabrielle, und plötzlich erwachte ihr Misstrauen. „Wie lange werden wir hierbleiben? Eine Nacht? Zwei? Dafür hättest du nicht alles aus Cassandras Haus holen lassen müssen.“
Luc hatte sich abgewandt und beschäftigte sich mit seinem Mobiltelefon. „Wir gehen nicht zurück“, sagte er, ohne sie anzusehen. Stattdessen konzentrierte er sich auf eine Nachricht, die er auf dem Handy erhalten hatte, beantwortete sie und steckte das Gerät zurück in seine Jackentasche. Ungerührt steuerte er auf den gut bestückten Barschrank zu und mixte sich einen Drink. Nicht ein einziges Mal suchte er dabei ihren Blick.
Das Unbehagen, mit diesem Mann verheiratet zu sein, kehrte so plötzlich zurück, dass es Gabrielle den Atem nahm. Wie hatte dieser eine Tag, den sie ungezwungen und liebevoll miteinander verbracht hatten, ihr so den Blick für die Wirklichkeit vernebeln können? Nicht einen Augenblick lang durfte
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