Julia Extra Band 0331
Glanz in ihren Augen. Mehr brauchte es nicht, um ihn glücklich zu machen und ihm den Hauch eines Triumphes zu verschaffen.
Keine Maske, keine Rüstung. Sie brauchte sich vor ihm nicht mehr zu verstellen. Niemals.
„Ihre Frau ist ein Juwel, Luc“, bemerkte einer der Männer leise, während das Dessert aufgetragen wurde. Er war der älteste und einflussreichste der drei Brüder, ohne Franz Federers Zustimmung kam keine Geschäftsbeziehung zustande. Sein Wohlwollen war wichtig, und dies war der einzige Grund, aus dem Luc es hinnahm, dass er Gabrielle in ihrem ärmellosen, tief dekolletierten Kleid aus dunkelblauer Seide mit lüsternen Blicken bedachte. „Wer hätte gedacht, dass der berüchtigte Luc Garnier tatsächlich einmal heiraten würde?“
Luc war klar, dass Federer weniger die Tatsache meinte, dass er verheiratet war, sondern vielmehr, mit wem . Und er hörte den feinen Unterton, mit dem der Geschäftspartner ihn als berüchtigt bezeichnet hatte. Als Kompliment war dies keineswegs gemeint. Luc erinnerte sich an Gabrielles Worte über Furcht und Respekt vor dem Chef. Und zum ersten Mal ging Luc auf, dass sie recht gehabt hatte. Es gab diesen Unterschied. Und er war längst nicht so unwichtig, wie er bisher angenommen hatte. Vielleicht wurde es Zeit, seinen Ruf zu verbessern.
„Selbst der überzeugteste Junggeselle wird irgendwann schwach“, lachte er und schwenkte den rubinroten Wein in seinem Glas.
„Insbesondere, wenn er eine Prinzessin erobern kann“, ergänzte Federer. „Noch dazu eine solch charmante.“
„Ich weiß das zu schätzen, glauben Sie mir. Und ich bin sehr glücklich mit meiner Frau.“ Luc versuchte, den üblen Beigeschmack, den Federers Worte ausgelöst hatten, beiseitezuschieben.
Er verstand sich selbst nicht. Jahrelang war er auf der Suche nach einer Frau gewesen, die genau diese Bewunderung bei Männern wie Franz Federer auslöste, die schöne Frauen zu schätzen wussten und es mit der Moral nicht allzu genau nahmen. Gabrielle war es auf eine unaufdringliche feine Art gelungen, den Geschäftspartnern den Kopf zu verdrehen, ohne sich anzubiedern. Und er wusste, dass Federer ihn um seine Frau beneidete. Also hatte er alles erreicht, was er wollte. Warum nur hätte er seinen Geschäftspartner nun am liebsten die Faust spüren lassen?
„Ja, die Ehe ist nichts für junge Männer, die sich noch nicht die Hörner abgestoßen haben“, bestätigte Federer und setzte sich, ächzend unter seiner Leibesfülle, im Stuhl zurecht. Seine eigene Frau, mindestens zwanzig Jahre jünger als er, hatte sich vor einiger Zeit zurückgezogen, um sich die Nase zu pudern. Zuvor allerdings hatte sie eine ganze Weile mit dem jungen Kellner geflirtet, und jetzt war sie lange genug verschwunden, dass Mutmaßungen angestellt werden konnten.
„Allerdings muss man aufpassen, dass die Geschäftswelt nicht den Respekt verliert. Deshalb ist die richtige Wahl der Ehefrau unglaublich wichtig“, fuhr Federer fort.
„Nun, ich denke, an meiner Wahl ist nichts auszusetzen“, gab Luc ruhig zurück, obwohl er innerlich vor Zorn bebte. Was erlaubte sich dieser Mann? Doch er wollte unbedingt die zwei erfolgreichsten seiner Hotels kaufen, deshalb ließ er sich nicht dazu hinreißen, Federer in die Schranken zu weisen.
Sein Blick wanderte zu Gabrielle, die gerade die jüngeren Brüder und deren Ehefrauen mit Kindheitsgeschichten aus dem Palast unterhielt.
„… dabei ist eine kostbare Vase heruntergefallen, weil ich sie mit meinem Steckenpferd angestoßen habe. Sie war ein Geschenk des chinesischen Herrschers an meinen Urgroßvater gewesen und seit Generationen in Familienbesitz. Sie können sich sicherlich vorstellen, dass ich an diesem Tag meinem Vater lieber aus dem Weg gegangen bin.“
So, wie Gabrielle die Geschichte erzählte, klang sie nach einem fröhlichen Abenteuer. Doch Luc war sicher, dass eine Kindheit unter den Argusaugen von Fürst Guiseppe keineswegs immer fröhlich gewesen war.
Plötzlich fühlte er einen stechenden Schmerz, als er sich seine Frau als kleines Mädchen vorstellte, eingeschlossen in dem riesigen kalten Schloss, ihrem erbarmungslos kritischen Vater ausgeliefert. Er bezweifelte, dass sie viele Gelegenheiten zu kindlichen Spielen gehabt hatte, doch ihre Zuhörer hingen gebannt an ihren Lippen. Voller Zärtlichkeit betrachtete er sie.
„Ich muss Ihnen wohl nicht sagen, dass wir erhebliche Zweifel hatten, ob Sie der richtige Käufer für unsere Hotels sind. Schließlich haben wir
Weitere Kostenlose Bücher