Julia Extra Band 0331
der Wagen anfuhr. Als er die Nachrichten auf seinem Handy durchsah, entzog sie ihm ihre Hand. Die Bewegung ließ den Diamanten erneut aufleuchten, jede Straßenlaterne brachte ihn mit ihrem Licht zum Funkeln.
Nachdem er sein Mobiltelefon in die Tasche gesteckt hatte, wandte er sich ihr wieder zu. „Es gibt eine Planänderung“, informierte er sie.
„Gehen wir woanders essen?“, erkundigte sie sich arglos.
„Nein“, antwortete er und kämpfte gegen das Verlangen, irgendetwas zu sagen, was sie endlich einmal aus der Fassung bringen würde. Er hasste diese Maske der Selbstbeherrschung, die sie immer wieder aufsetzte. Mehr und mehr war er davon überzeugt, dass er die echte Gabrielle nur erlebte, wenn sie gemeinsam im Bett waren. „Ich denke, das Restaurant wird dir gefallen. Es gibt dort wunderbare, klassisch französische Küche.“
„Das klingt gut“, erwiderte Gabrielle lächelnd. „Ich vertraue dir vollkommen. Schließlich bist du doch ein halber Franzose – Pariser, um genau zu sein, nicht wahr?“
„Das stimmt. Man sagt mir nach, dass ich selbst für einen Pariser extrem anspruchsvoll beim Essen bin“, gab er zu und betrachtete ihr makelloses Gesicht, das kurz im Schatten lag, ehe es von der nächsten Laterne beleuchtet wurde.
„Der Küchenchef tut mir jetzt schon leid“, meinte sie lachend, und zum ersten Mal glaubte er, ein ehrliches befreites Lachen zu hören.
Er war hingerissen von ihr.
Doch gleichzeitig fühlte er sich unsicher. Er war es nicht gewohnt, von einer Frau derart bezaubert zu sein. Einerseits wünschte er, sie möge ihn immer mit diesem offenen entspannten Blick ansehen. Andererseits befürchtete er, selbst zu viel von sich preiszugeben. Tiefe Gefühle waren ihm fremd, und er misstraute ihnen.
„Eigentlich wollte ich morgen mit dir einen Ausflug ins Napa Valley machen. Ich überlege, dort einen Weinberg zu kaufen“, erzählte er, während sie über die Golden Gate Bridge fuhren und das Meer in der Bucht von San Francisco tief unter ihnen glitzerte. Er bemühte sich um einen leichten plaudernden Tonfall, um seine Fassung wiederzuerlangen. „Das ist die Planänderung, von der ich eben sprach. Leider warten in London dringende Geschäfte auf mich. Wir werden also morgen leider abreisen müssen.“
Einen Augenblick schwieg sie.
Als Luc sie ansah, hoffte er fast, ein Zeichen der Missbilligung zu entdecken. Ein Stirnrunzeln, einen zornigen Ausdruck in ihren Augen – irgendeinen Hinweis darauf, was sie fühlte. Doch ihre Miene blieb starr. Er dachte an ihre erste gemeinsame Nacht, als er sie nach ihrer Flucht in Los Angeles gefunden hatte. Damals hatte die Leidenschaft sie übermannt, so sehr sie ihre Gefühle in der Öffentlichkeit auch verbergen konnte. Wann hatte sie begonnen, ihre Regungen wieder vor ihm zu verheimlichen? Warum verschloss sie sich ihm gegenüber immer mehr?
„Ich war schon lange nicht mehr in London“, bemerkte sie schließlich. Kein Wort des Bedauerns, dass sie Amerika verlassen mussten.
Doch er war sich sicher, dass ihre Worte nicht ihren Gefühlen entsprachen.
„Hast du häufig in England zu tun?“, erkundigte sie sich höflich.
„Ziemlich oft“, gab er zurück.
„Weißt du, dass unsere Familie ein Haus in London hat? Wenn du möchtest, können wir dort wohnen.“
Schwach erinnerte er sich daran, dass der Familiensitz in dem Ehevertrag erwähnt worden war. Doch viel mehr Interesse hatte sie mit dem kleinen Wort „wir“ bei ihm geweckt. Nicht mit einer Silbe hatte sie erwähnt, dass sie in das Haus ihrer Freundin zurückkehren wollte. Hieß das, die gemeinsam verbrachten Wochen hatten sie einander näher gebracht? Akzeptierte sie die Tatsache, mit ihm verheiratet zu sein? Er wagte nicht, sie direkt darauf anzusprechen – und wunderte sich über sich selbst. Nie zuvor war er so verzagt gewesen.
Als er ihren fragenden Blick wahrnahm, wurde ihm klar, dass sie auf eine Antwort wartete. „Eine gute Idee“, stimmte er schnell zu. „Allerdings weiß ich nicht, wie lange wir bleiben werden.“
Warum fragte er sie nicht, ob sie wirklich mitkam? Hatte er Angst vor ihrer Antwort? Seit wann fürchtete Luc Garnier unbequeme Wahrheiten?
„Solange du willst“, gab sie zurück und lächelte wieder.
Jenes unerträglich aufgesetzte, förmliche Lächeln, das sie jedermann schenkte. Luc war verzweifelt.
„Ich werde sofort das Hauspersonal informieren, damit alles für unsere Ankunft vorbereitet wird“, erklärte sie.
Der geschäftsmäßige
Weitere Kostenlose Bücher