Julia Extra Band 0331
Staatsgeschäfte in der Stadt erledigte. Am späten Nachmittag dann hatte sie sich mit Fürst Guiseppe zum Tee getroffen. Natürlich wusste sie, dass eigentlich nur die Touristen sich so verhielten, doch sie konnte dem Reiz bis heute nicht widerstehen.
„Wenn das nicht die bezaubernde Mrs Garnier ist“, hörte sie plötzlich eine anbiedernde Stimme hinter sich.
Erschrocken ließ Gabrielle die weichen Lederhandschuhe fallen, die sie gerade in Augenschein nehmen wollte, und wandte sich um. Hinter ihr stand der Fotograf, mit dem Luc sich in Los Angeles fast geprügelt hatte. Silvio Domenico. Als er näher kam, bemerkte sie seinen ungepflegten Bart und den abgestandenen Geruch nach Zigaretten. Obwohl sie am liebsten zurückgewichen wäre, blieb sie stehen und lächelte ihn freundlich an. Sie wusste, dass der Paparazzo sie mit Argusaugen beobachtete und jede falsche Bewegung, jedes unpassende Wort von ihr für Schlagzeilen sorgen würde. Am besten verhielt sie sich möglichst unauffällig.
„Oh, verzeihen Sie, Prinzessin, wenn ich Sie gestört habe“, fuhr der Fotograf fort. Seine Stimme war schmeichelnd, doch sein Blick blieb hart und kalt. „Aber Sie wirkten so traurig und einsam.“
„Keineswegs“, widersprach Gabrielle freundlich. Es fiel ihr weit schwerer als sonst, ihr übliches formelles Lächeln aufzusetzen. „Im Gegenteil, ich war in Gedanken gerade bei etwas sehr Schönem. In meiner Kindheit war ich häufig hier, und daran erinnerte ich mich eben.“ Fragend musterte sie ihn. „Sollte ich Sie kennen?“
„Nein, natürlich nicht. Ihr Mann hat es versäumt, uns vorzustellen, als wir uns in Los Angeles begegnet sind“, erklärte Domenico, während er noch einen Schritt auf sie zutrat. Die Regentropfen glitzerten in seinen grau melierten Locken. Vermutlich war er direkt nach ihr hereingekommen. Vielleicht hatte er sie sogar verfolgt. „Aber Sie müssten sich eigentlich an mich erinnern. Wir haben uns vor einem Restaurant getroffen, kurz nachdem er Ihnen in die USA nachgereist ist. Wahrscheinlich hatte er in jener Nacht etwas zu verbergen, nicht wahr?“
„Warum sollte er?“, gab Gabrielle zurück. Ganz offensichtlich suchte der Mann eine Gelegenheit, Luc bloßzustellen. Die Augen in seinem wettergegerbten Gesicht hatten einen lauernden Ausdruck. Seine Gegenwart war ihr unangenehm, dennoch zwang sie sich zu einem hellen Lachen. „Ich glaube, Sie haben die Situation missverstanden. Wir waren auf unserer Hochzeitsreise und wollten unser Privatleben ungestört genießen. Sie sollten der Begegnung nicht zu viel Bedeutung beimessen.“
„Nun, dann hätten Sie nicht gerade in diesem Restaurant essen sollen, Prinzessin. Jeder weiß, dass es dort von Fotografen wimmelt“, entgegnete Domenico.
Mittlerweile stand er so dicht vor ihr, dass sie die braunen Nikotinspuren auf seinen Zähnen sehen konnte. Unwillkürlich trat sie nun doch einen Schritt zurück, und er bedachte ihre Bewegung mit einem selbstgefälligen Grinsen.
Doch Gabrielle ließ sich nicht einschüchtern. „Sie haben mir noch immer nicht Ihren Namen genannt“, sagte sie förmlich, obwohl sie am liebsten schreiend hinausgerannt wäre. „Es tut mir leid, dass ich mich nicht an Sie erinnern kann.“
„Silvio Domenico“, stellte er sich vor und deutete eine Verbeugung an. Während er sich an ein Regal lehnte, bedachte er sie mit einem eiskalten Blick.
Gabrielle straffte die Schultern.
„Nett, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben“, erwiderte sie zuckersüß. Was für ein widerwärtiger Mann! „Aber jetzt entschuldigen Sie mich bitte. Ich habe noch eine Menge …“
„Sie wollen doch nicht etwa gehen?“, unterbrach er sie mit einem abscheulichen Lächeln, das Gabrielle bis unter die Haut fuhr. „Nicht, wenn Sie möchten, dass Ihr Privatleben unangetastet bleibt.“
„Was, um Himmels willen, meinen Sie?“ Gabrielle wurde ungeduldig.
Silvio trat wieder näher, als müsse er sich vergewissern, dass sie ihm zuhörte. Sein Blick verriet eine Erregung, die nichts Gutes verheißen konnte.
„Es geht das Gerücht, dass Luc Garniers letzte Geliebte nicht so diskret war, wie er erwartet hatte“, erklärte Silvio ihr mit sichtlichem Genuss. Kurz hielt er inne. „Sie wissen doch, dass er seine Gespielinnen immer zum Stillschweigen gezwungen hat, nicht wahr? Sie mussten unterschreiben, dass kein Wort nach außen dringen würde. Ein Schweigegelübde sozusagen, ehe sie sich mit ihm im Bett amüsieren durften.“
Lauernd wartete er auf
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