Julia Extra Band 0331
besessen von dem Gedanken, mich zu zerstören. Warum eigentlich?“
„Niemand schlägt Silvio Domenico ungestraft nieder“, stieß der Fotograf hervor.
„Nun, niemand fotografiert Luc Garnier ungestraft am Grab seiner Eltern“, entgegnete Luc kühl. „Und ganz sicher nennt niemand meine Mutter ungestraft eine Hure.“
„Man sagt, Männer suchen sich Ehefrauen, die ihrer Mutter gleichen“, fuhr Domenico mit hämischem Grinsen fort, das seine nikotingelben Zähne entblößte.
Im ersten Moment wollte Luc zuschlagen, doch dann besann er sich. Ich bin nicht wie deine Mutter, hatte Gabrielle gesagt. Und es stimmte. Nur ihm hatte sie sich hingegeben, er war der erste und einzige Mann in ihrem Leben gewesen. Und plötzlich lächelte er. Männer wie Silvio Domenico konnten ihm nichts mehr anhaben. Er wusste wieder, wem er trauen konnte.
„Ich mache Ihnen einen Vorschlag: Verkaufen Sie die Fotos, falls es wirklich welche gibt. Es interessiert mich nicht.“ Dann ging er davon, ohne sich noch einmal nach dem fluchenden Fotografen umzusehen. Es war, als habe Silvio Domenico aufgehört zu existieren.
Mit klopfendem Herzen stieg Gabrielle aus dem Flugzeug. Sie hatte beschlossen, um ihre Liebe zu kämpfen, und sie wollte keine Minute länger warten. Hoffentlich war Luc in Rom, wie Alessandro gesagt hatte.
Wie würde Luc reagieren, wenn sie plötzlich vor ihm stand? Sie konnte nicht erwarten, dass er sich freute. Vermutlich hatte er sich in der Arbeit vergraben und keinen Gedanken an seine Frau verschwendet. Schließlich kümmerten sich seine Anwälte um die Scheidung.
Unwillkürlich fiel ihr Blick auf ihre Hand, an der zwei kostbare Ringe glänzten. Der Ehering und der Schmuck seiner Mutter, den er ihr in einem rührenden Moment geschenkt hatte. Damals hatte sie erkannt, dass selbst ein mächtiger Mann wie Luc verletzlich und unsicher sein konnte. Er hatte Angst gehabt, ihr seine Liebe zu zeigen. Und nun glaubte er, sie habe sein Vertrauen missbraucht. Es musste ihr gelingen, ihn von ihren wahren Gefühlen zu überzeugen.
Luc stand auf der breiten Terrasse seiner luxuriösen Wohnung hoch über der Stadt und sah auf das quirlige Treiben unten auf der Piazza.
Ich liebe dich . Sie hatte ihn niemals verraten, das wusste er nun. Welch ein Narr er gewesen war, Domenico zu glauben!
Das Summen des Fahrstuhls, der direkt in sein Apartment führte, riss ihn aus seinen Gedanken. Seufzend stellte er sein Rotweinglas auf die breite Brüstung und ging hinein.
„Entschuldigen Sie, Signor Garnier“, beeilte der Liftboy sich zu sagen. „Ich weiß, dass Sie keinen Besuch empfangen wollen, aber …“
„Hallo, Luc“, hörte er Gabrielles Stimme.
Lächelnd und atemberaubend schön trat sie ein.
„Gabrielle“, sagte er tonlos.
„Du hast etwas vergessen, als du aus London abgereist bist“, erklärte sie mit einem hinreißenden Lächeln.
Fast lautlos schlossen sich die Türen des Fahrstuhls wieder.
„Ach ja? Was denn?“, gab er sanft zurück, während er wie trunken ihren Blick suchte.
„Deine Frau“, sagte sie.
Ihre Schritte hallten auf dem hellen Marmorboden, als sie auf ihn zukam. „Ich liebe dich“, erklärte sie schlicht. „Obwohl du mir das Herz gebrochen hast. Ich liebe dich, und ich werde nicht zulassen, dass du unsere Ehe zerstörst.“
Fasziniert von ihrem Mut und ihrer Stärke sah er sie an. „Unsere Trennung hat dir gutgetan, wie mir scheint“, bemerkte er.
„Keineswegs“, gab sie zurück. „Du hast dich wie ein Schuft benommen.“
Beschämt nickte er. „Domenico hatte mir erzählt, du habest ihm Fotos aus unserer Hochzeitsnacht verkauft. Doch ich weiß nun, dass es nicht stimmt.“
„Es gab einen Film von einer heißen Nacht, die du mit Rosalinda verbracht hast. Domenico hat mich erpresst. Ich habe ihm die Aufnahmen abgekauft, damit sie nicht an die Öffentlichkeit kommen.“
„Anscheinend wusste er genau, wie er uns beide gegeneinander ausspielen konnte“, stellte Luc fest.
Sie spürte, dass auch er sich seit der Trennung verändert hatte. Doch sie wagte kaum zu hoffen, was das für ihre Zukunft bedeuten mochte. Liebevoll sah sie ihn an. Kraftvoll und groß stand er vor ihr, erhaben und schön wie ein römischer Gott.
„Warum bist du hier?“, wollte er wissen.
„Ich werde unsere Ehe nicht kampflos aufgeben“, verkündete sie. „Ich werde dich nicht kampflos aufgeben.“
„Wieso?“
„Weil ich dich liebe. Und weil ich weiß – vielleicht besser als du selbst – dass auch
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