Julia Extra Band 0331
Überraschung nahm er ihre Hand in seine und nickte zustimmend. „Natürlich“, versprach er ihr. „Aber du musst verstehen, dass das ein ziemlicher Schock für mich ist.“
Obwohl dieses Zugeständnis bereits mehr war, als sie erwartet hatte, wurde Jenny vor Schmerz die Kehle eng. Rodrigo wirkte wie jemand, den man gerade zu einer schweren Gefängnisstrafe verurteilt hatte, und sie spürte den Impuls, ihre Hand zurückzuziehen. Da die Hoffnung in ihr jedoch trotz allem noch nicht ganz erloschen war, ließ sie sie dort, wo sie war.
„Aber ein positiver Schock, hoffe ich?“ Sie zwang sich zu einem freudlosen Lächeln. „Ein Kind zu haben ist ein Geschenk und ein großer Segen, Rodrigo. Und mit der Zeit erkennst du das vielleicht auch.“
„Ja, vielleicht“, antwortete er vage. „Auf jeden Fall kannst du nicht länger in deinem Hotel bleiben. Wir fahren am besten sofort dorthin und holen dein Gepäck ab. Dann bringe ich dich in meine Wohnung, wo du bleiben kannst, bis du wieder zurückfliegst. Das gibt uns genug Zeit, um über alles zu reden.“
Ihre Rückkehr nach London war das Letzte, woran Jenny erinnert werden wollte, aber sie durfte keine Wunder erwarten. Immerhin hatte Rodrigo ihr versprochen, über eine mögliche Weiterführung ihrer Beziehung nachzudenken. Sie musste ihm Zeit geben, um sich an die neue Situation zu gewöhnen, und in den zehn Tagen, die sie noch hier war, konnten sie sich in aller Ruhe Gedanken darüber machen, wie es in Zukunft weitergehen würde.
Aber es war hart, sich in Geduld zu üben. Sie liebte ihn doch so sehr, und der Anblick seiner schönen, wie von einem begnadeten Künstler geformten Gesichtszüge ließen sie vor Sehnsucht fast vergehen …
„Bist du sicher, dass du mich in deiner Wohnung haben willst?“, fragte sie leise. „Was ist mit deiner Arbeit?“
„Habe ich gesagt, dass ich vorhabe, vierundzwanzig Stunden am Tag zu arbeiten?“ Ein unerwartet zärtliches Lächeln spielte um Rodrigos Lippen, als er den Arm um Jennys Schultern legte und sie zu sich heranzog. „Wie auch immer wir uns entscheiden werden, Jenny Wren …“, er streifte sanft ihre Lippen mit seinen, „… es ist gut, dich hier zu haben.“
Als Rodrigo wieder ins El Alivio zurückfuhr, saß Jenny in einem bequemen Liegestuhl auf der mit einer Markise beschatteten Terrasse seines Apartments in La Ribeira. Bevor er ging, hatte er ihr noch ein Glas frisch gepressten Orangensaft und einen leichten Snack gebracht und sie ermahnt, ihren verletzten Knöchel zu schonen.
Er tat ihm aufrichtig leid, dass er Jennys Auffassung, ein Kind sei der größte Segen auf Erden, nicht teilen konnte. Tatsache war, dass der Gedanke an seine bevorstehende Vaterschaft ihm wie ein tonnenschweres Bleigewicht auf der Brust lag. Selbstverständlich würde er seiner Verantwortung nachkommen, das war gar keine Frage. Das Baby würde alles haben, was es brauchte, und noch einiges mehr. Aber die Auswirkungen, die ein Kind auf seinen bisher ungebundenen Lebensstil haben würde, waren so gravierend, dass er weit davon entfernt war, sich darüber zu freuen.
Wie würde Jenny damit fertig werden, wenn sie erkannte, dass er nie der liebevolle, emotional engagierte Vater sein würde, den sie sich für ihr Kind wünschte?
Bei der Erinnerung an den hoffnungsvollen Glanz in ihren Augen, als sie ihm vorschlug, noch einmal einen gemeinsamen Neuanfang zu wagen, umklammerte Rodrigo das Lenkrad seines Ferraris so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten. Er hatte ihr zwar zugesagt, dass er darüber nachdenken würde, doch im Grunde hätte er ihr gleich sagen können, dass er einen solchen Versuch für sinnlos hielt – so sehr er auch wünschte, es wäre anders.
Seit er aus Cornwall abgereist war, verfolgten ihn ständig Bilder von ihren gemeinsamen Tagen in Raven Cottage. Immer wieder ertappte Rodrigo sich dabei, wie er mitten in einer Geschäftsbesprechung plötzlich an das himmlische Gefühl von Jennys warmem, weichem Körper in seinen Armen dachte. Und dann packte ihn die Sehnsucht, einfach alles stehen und liegen zu lassen und sie an einen weit entfernten Ort zu entführen, wo er glücklich und zufrieden mit ihr leben und alt werden konnte.
Qué desesperante! Sein Vater würde sich im Grabe umdrehen.
Natürlich war sie nicht mehr auf der Terrasse, als er zurückkehrte. Rodrigo presste die Lippen zusammen und verfluchte sich für seine Unfähigkeit, sich heute etwas früher von der Arbeit loszueisen. Er hatte spätestens um
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