Julia Extra Band 0331
ihm in die Augen, und für einen Augenblick vergaß sie alles um sich herum. Wollte er ihr etwa einen Heiratsantrag machen?
„W…was hast du gesagt?“
„Ich möchte, dass du ihn trägst.“ Mit ruhiger Hand nahm Alekos ihr den Ring ab und steckte ihn an den Ringfinger ihrer linken Hand.
Ihre linke Hand.
Kelly war enttäuscht, auch wegen sich selbst. Was war nur mit ihr los? Selbst wenn er ihr einen Antrag gemacht hätte, hätte sie Nein gesagt, oder? Nach allem, was geschehen war, würde sie auf gar keinen Fall zu ihm zurückkehren.
„Da sieht er gut aus“, sagte Alekos mit rauer Stimme. Kelly verkniff es sich, zu erwidern, dass er auf ihrem rechten Finger noch besser aussehen würde.
Der Diamant glitzerte im Sonnenlicht. Sie ermahnte sich, dass ein Ring noch lange keine Hochzeit bedeutete und zog ihn vom Finger. „Ich sagte doch bereits, dass ich das Geld schon ausgegeben habe. Ich will den Ring nicht. Ich weiß nicht, was hier gespielt wird und warum ich überhaupt hergekommen bin.“ Wahrscheinlich sagt das mehr über mich als über ihn, dachte Kelly finster. Er hatte gepfiffen, und sie war gekommen.
„Ich wollte mit dir reden. Es gibt ein paar Dinge, die geklärt werden müssen.“
Das war wohl die Untertreibung des Jahrhunderts. Kelly dachte an das Kind, das sie unter ihrem Herzen trug. „Ja.“ Sie schloss die Finger um den Ring. „Ich muss dir auch ein paar Sachen sagen. Vor allem …“ Als sie daran dachte, wie er wohl reagieren würde, wurde sie nervös. „Es ist ziemlich wichtig. Aber fang du an.“ Sie brauchte etwas Zeit, um sich Mut zu machen. Sie brauchte jemanden wie Vivien, der ihr von der Seite die richtigen Worte zuflüsterte.
Sie musste endlich aufhören, an ihre eigene Kindheit zu denken.
„Steck dir den Ring wieder an den Finger. Ich hole dir etwas zu trinken.“ Alekos ging zu einem kleinen Tisch neben dem Swimmingpool. „Limonade?“
„Ja, bitte.“ Kelly fragte sich, was er ihr wohl zu sagen hatte, und steckte den Ring an ihren linken Ringfinger. „Ich habe in der Zeitung gelesen, dass du dich von deiner Freundin getrennt hast. Das tut mir leid.“
„Tut es nicht.“ Ein Lächeln umspielte seine Lippen, während er zwei eisgekühlte Gläser mit Limonade füllte.
„Also gut. Ich versuche, Mitleid zu haben, weil ich kein schlechter Mensch sein will. Irgendwie tut sie mir leid. Wie jede Frau, die von dir sitzen gelassen wurde. Ich weiß, wie man sich dabei fühlt. Als würde man auf der letzten Stufe einer Treppe stolpern und bis ganz nach unten fallen.“
Er gab ihr ein Glas. „So schlimm?“
„Man hat das Gefühl, als wäre etwas Lebenswichtiges kaputtgegangen. Sag mal, wäre dein Koch beleidigt, wenn ich die Stückchen herausnehme?“
„Die Stückchen?“
„Die Zitronenstückchen.“ Kelly fischte mit einem Strohhalm in ihrem Glas. „Ich mag sie nicht.“
Alekos atmete tief ein. „Ich werde deine Vorlieben an mein Team weitergeben.“
„ Team ? Meine Güte, wie viele Leute braucht es, um ein paar Zitronen zu schälen?“ Sie nippte an ihrem Getränk und seufzte. „Es schmeckt köstlich. Sogar mit den Stückchen. Also gut, das alles ist ja ganz schön – das Privatflugzeug, die hübschen Kleider und die frisch geernteten Zitronen. Aber denke bloß nicht, dass ich dir verziehen habe, Alekos. Ich halte dich immer noch für einen absoluten M…“ Sie konnte das Wort nicht aussprechen.
„Du hältst mich für einen absoluten M…? Was soll das sein?“
„Das steht für ein Schimpfwort, das ich nicht aussprechen mag.“ Kelly fischte weiter nach Zitronenstückchen.
„Welches Schimpfwort?“
„Du bist intelligent genug, Alekos. Denk dir eins aus.“
„Du kennst keins?“
„Natürlich kenne ich eins.“ Kelly trank langsam. „Aber ich achte wegen der Schüler immer sehr auf meine Sprache und fluche nie.“
„Ich meine mich zu erinnern, dass du mich einen Mistkerl genannt hast.“
„Eigentlich hast du dich selbst so genannt. Ich habe dir nur nicht widersprochen.“ Kelly kühlte ihre Stirn mit dem eiskalten Glas. „Warum musste ich dir den Ring persönlich bringen? Warum hast du nicht einen deiner Mitarbeiter geschickt? Die werden ja wohl nicht alle Zitronen schälen.“
„Ich wollte nicht den Ring. Ich wollte dich.“
Kellys Herz machte einen Satz. Sie musste das Glas abstellen, weil ihre Hände plötzlich stark zitterten. „Vor vier Jahren wolltest du mich nicht.“
„Aber ja doch.“
Sie sah zu ihm hoch. Sie durfte nicht auf
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