Julia Extra Band 0331
schweißnass. „Ich werde es ihm sagen.“
„Und jetzt ist der beste Zeitpunkt. Wie wäre es damit: Erst sagst du ihm das mit dem Baby, und dann verbringst du mit den vier Millionen einen tollen Urlaub in Griechenland.“
Kelly schluckte schwer. „Es fällt mir nicht leicht, nach Korfu zurückzukehren.“ Dort hatte sie sich verliebt. Und ihr Herz war dort gebrochen worden.
„Das Leben ist hart“, stellte Vivien sachlich fest. „Aber es ist wesentlich einfacher, wenn man vier Millionen Dollar und ein paar Schuhe von Christian Louboutin besitzt.“
„Ich glaube nicht, dass man die mit einem Gips tragen kann.“
„Du hakst dich bei Alekos ein, wenn du sie trägst. Dafür hat man schließlich einen Mann.“
„Ich habe keinen Mann.“
Vivien seufzte. „Und ob. Du weißt nur nicht, ob du ihn wirklich willst. Sieh es doch einmal so, Kel. Morgen fangen die Schulferien an, was willst du sonst machen? Hier traurig und einsam die Zeit totschlagen? Da ist es doch besser, in Griechenland zu sitzen und böse auf Alekos zu sein.“
Falsch, falsch, falsch …
Kelly saß in einem Wagen mit Chauffeur. Sie starrte geradeaus, während sie durch die lebhaften Straßen von Korfu-Stadt fuhren. Dann ging es in die Berge der Insel und wieder hinunter durch enge, kurvige Straßen, die durch endlose Olivenhaine führten. Hinter jeder Kurve bot sich ein fantastischer Blick auf das glitzernde, türkisfarbene Meer und den leuchtend gelben Strand. Aber Kelly war zu angespannt, um die landschaftliche Schönheit Griechenlands zu genießen.
Bei ihrer ersten Reise hatte sie sich sofort in die Insel verliebt. Sie liebte den Duft, die Geräusche und die leuchtenden Farben. Dann hatte sie sich in diesen Mann verliebt.
Kelly wurde noch nervöser.
Wären die Umstände ihrer Reise andere gewesen, hätte sie sich wahrscheinlich für alles begeistert. Stattdessen vermochte sie kaum zu atmen. Angst schnürte ihr die Kehle zu, wenn sie daran dachte, Alekos bald wiederzusehen.
Seit dem Tag in ihrer Küche hatten sie sich nicht gesehen. Sie hatte keine Ahnung, warum sie überhaupt hierhergeflogen war.
Sie fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. Was wollte er von ihr? Warum hatte er sie gebeten, den Ring persönlich abzugeben?
Ihre Gefühle fuhren Achterbahn. In einem Moment keimte Hoffnung auf. Dann erinnerte sie sich daran, wie schlecht er sie behandelt hatte, und die Hoffnung war dahin.
Sie musste immerzu an Alekos’ Worte denken. Dass er ihr einen Gefallen getan hätte, als er nicht zur Hochzeit erschienen war. In den letzten Wochen hatte sie immer wieder darüber nachdenken müssen.
Meinte er etwa, dass sie damals zu jung gewesen wäre? Mit neunzehn Jahren war man sehr jung für eine Ehe. Vielleicht hatte er befürchtet, sie hätte noch nicht gewusst, was sie eigentlich wollte.
Momentan war ihr nur klar, dass sie nicht wusste, was er eigentlich wollte. Sie musste es herausfinden. Sie musste wissen, welche Zukunft es für sie und das Baby gab.
Kelly legte eine Hand auf den noch flachen Bauch. Was auch immer geschehen würde, über eines war sie sich im Klaren: Sie wollte nicht so handeln wie ihre Mutter. Sie würde nicht an einer schlechten Beziehung festhalten.
Es ging jetzt nicht mehr nur um sie, sondern auch um ihr Kind.
Sie wusste, wie es war, Eltern zu haben, die eigentlich nicht zusammengehörten.
Als das Auto durch ein prächtiges schmiedeeisernes Tor fuhr, wurde Kelly ganz mulmig zumute. Nicht einmal das Erlebnis, in einem Privatflugzeug zu fliegen, hatte ihr die Angst vor dem Wiedersehen genommen. Was Alekos auch immer von ihr erwartete, die Nachricht, dass sie schwanger war, gehörte bestimmt nicht dazu.
Vielleicht freut er sich auch darüber, dachte sie voller Optimismus und suchte angestrengt nach Beweisen.
Alekos war Grieche. Griechen lebten immer in Großfamilien. Und Griechen liebten Kinder. Im Gegensatz zu englischen Restaurantbesitzern, die Kinder ähnlich begeistert aufnahmen wie Ungeziefer, freuten sich griechische Wirte, wenn eine Familie das Lokal betrat. Sie lächelten nachsichtig, wenn die Kinder herumliefen und zur Musik tanzten. In Griechenland wurde die Familie noch großgeschrieben.
Und das war es, wovon sie träumte – von einer Großfamilie.
Kelly stellte sich ein Weihnachtsfest vor, bei dem lauter kleine Ausgaben von Alekos hübsch verpackte Geschenke unter einem riesigen Tannenbaum hervorzogen. Es würde laut und chaotisch zugehen, ein bisschen wie in ihrer Schule. Das war der
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