Julia Extra Band 0331
sich im Garten um. Die farbenprächtigen Pflanzen zogen Vögel und Bienen an, in der Luft hörte man das Zirpen der Zikaden.
Es war das Paradies.
Und doch war eine dunkle Wolke aufgezogen.
Alekos hatte das Telefonat beendet und kam zurück. „Was machst du, wenn sich zwei Kinder in deiner Klasse ununterbrochen streiten?“
„Ich trenne sie“, erwiderte Kelly. Er sah sie an.
„Du trennst sie?“
„Ja. Ich sorge dafür, dass sie nicht mehr nebeneinander sitzen. Sonst konzentrieren sie sich nicht mehr auf die Aufgaben: Sie streiten sich und hören nicht mehr zu.“
„Genial“, antwortete Alekos und hielt erneut das Handy ans Ohr.
Geduldig wartete Kelly, bis er aufgelegt hatte. „Worum ging es?“
„Zwei meiner leitenden Angestellten können nicht zusammenarbeiten, ohne dass es Streit gibt.“ Alekos ging zum Tisch, um ihr eine Limonade zu holen. „Ich will sie beide nicht verlieren und überlege schon lange, was zu tun ist. Ich hätte nie daran gedacht, sie zu trennen. Ein genialer Einfall.“
Kelly wurde vor Freude rot. Sie war erleichtert, dass es nichts mit dem Baby zu tun gehabt hatte. „Darum ging es also?“
„Ja. Ich habe einen der beiden in eine andere Abteilung versetzt. Du solltest für mich arbeiten. Du hast sehr gute Ideen.“ Er gab ihr das Glas, und sie lächelte dankbar.
„Ich bin doch nur Lehrerin“, murmelte sie. „Ich unterrichte Achtjährige.“
„Damit bist du bestens geeignet, dich um meinen Vorstand zu kümmern“, erwiderte Alekos und sah auf die Uhr. „Komm, zieh dir etwas Schickes an. Ich will mit dir ausgehen.“
„Ausgehen?“
„Ja. Wenn du lieber reden willst statt Sex, sollten wir besser unter Menschen gehen.“
Sie fuhren nach Korfu-Stadt und spazierten Hand in Hand um die alte Festung. „Wolltest du immer Lehrerin werden?“
„Ja. Als ich klein war, habe ich mit meinen Puppen Schule gespielt.“ Kelly suchte nervös in ihrer Tasche. „Alekos, ich habe meine Sonnenbrille und meinen neuen iPod verloren. Ich weiß genau, dass ich sie in die Tasche getan habe.“
„Deine Sonnenbrille steckt auf deinem Kopf. Deinen iPod habe ich.“ Belustigt zog Alekos den iPod aus der Tasche. „Du hast ihn in der Küche vergessen.“
„In der Küche?“ Kelly dachte angestrengt nach.
„Er lag im Kühlschrank“, sagte er trocken.
Sie zuckte die Schultern. „Ich muss ihn dort liegen gelassen haben, als ich mir ein Glas Milch holte.“
„Klingt logisch.“ Seine Stimme war leicht spöttisch. „Wenn ich etwas verliere, sehe ich auch zuerst im Kühlschrank nach.“
„Du verlierst nie etwas, weil du so furchtbar ordentlich bist. Du solltest etwas lockerer werden. Außerdem ist es nicht nett, mich aufzuziehen. Ich bin sehr müde.“ Beim letzten Satz verschwand Alekos’ Grinsen.
„Dann gehen wir nach Hause und rufen einen Arzt.“
„Ich will nicht nach Hause, und ich brauche keinen Arzt“, erwiderte Kelly. „Ich bin schwanger, nicht krank.“ Als sie sein angespanntes Gesicht sah, seufzte sie. „Ich muss nur einmal richtig ausschlafen.“ Und nicht die ganze Nacht daran denken, dass er jederzeit davonlaufen kann . „Das fällt mir schwer, weil du so unersättlich bist.“
„Ich kann mich erinnern, dass du mich heute Früh um fünf Uhr geweckt hast.“
Kelly errötete, weil zwei Frauen die Köpfe nach ihnen umwandten. „Könntest du etwas leiser sprechen?“
„Das ist ein Privatgespräch und geht sie nichts an.“
Aber Kelly wusste, dass Frauen ihn immer anstarrten. Alekos zog die Blicke auf sich. Sie wechselte das Thema. „Ich nehme an, dass du gut in der Schule warst.“
„Ich habe mich zu Tode gelangweilt.“
Kelly lachte auf. „Deine armen Lehrer tun mir leid. Ich hätte dich nicht unterrichten wollen.“
Alekos blieb stehen und nahm sie in den Arm. „Du bringst mir jeden Tag etwas Neues bei“, sagte er mit rauer Stimme. „Wie man geduldig wird. Wie man Probleme ohne Gewalt löst. Wie man Dinge im Kühlschrank findet.“
„Haha, sehr lustig.“ Ihr Herz schlug wie wild, weil er nur Augen für sie zu haben schien. „Du bringst mir auch etwas bei.“
Er lächelte aufreizend. „Vielleicht solltest du das vor all diesen Menschen hier lieber nicht ausbreiten.“
„Das meinte ich nicht.“ Ein Glücksgefühl stieg in ihr auf, als er sie küsste.
Alekos führte sie in ein kleines Restaurant, in dem er freudig begrüßt wurde.
„Meine Großmutter ging immer mit mir hierher.“ Alekos bot ihr einen Stuhl an.
„Du hast deine
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