Julia Extra Band 0332
betrachtete Maya ihren Teller, die aufgetischten Delikatessen konnten ihren Appetit nicht wecken. Jonathan Faraday, Besitzer der PR-Agentur und ihr derzeitiger Boss, hatte weder Kosten noch Mühen gescheut, seinem Bekanntenkreis mit dieser Feier zu demonstrieren, was für ein erfolgreicher Unternehmer er war.
Maya hob den Kopf und zwang sich dazu, ihn höflich anzulächeln. Jonathan Faraday war ein weltgewandter Mann mit silbergrauem Haar und geschliffenen Manieren – und hatte es offenbar auf sie abgesehen. Das Aufblitzen seiner braunen Augen zeigte ihr, dass er ihre Freundlichkeit falsch gedeutet hatte. Offenbar glaubte er jetzt, sie habe ihm endlich grünes Licht gegeben.
Was sollte sie jetzt nur tun? So wichtig ihr auch dieser gut bezahlte Job war, sie würde nicht mit Jonathan ins Bett gehen, um ihn zu behalten.
Dass sie überhaupt hier saß, war nur eine Verkettung unglücklicher Umstände. In allerletzter Minute hatte sie, eine untergeordnete Kraft auf Zeit, für Jonathans perfekte Assistentin einspringen müssen, weil deren Mutter plötzlich schwer erkrankt war. Sie, Maya, hätte es sich jetzt eigentlich zu Hause auf der Couch mit einem Buch gemütlich machen sollen, anstatt in diesem illustren Kreis als Gastgeberin zu fungieren.
Nun saß sie hier in einem von ihrer Freundin geliehenen Cocktailkleid, in dem sie sich unwohl und eingezwängt fühlte. Die gewagte Kreation aus schwarzem Samt besaß eine Korsage, die so eng war, dass ihr Dekolleté im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend war.
Geistesabwesend schob sie Parmaschinken und Melonenstückchen auf ihrem Teller hin und her und schreckte erst auf, als ein bestrumpfter Fuß ihre Wade streichelte. Sofort zog sie die Beine unter den Stuhl zurück und blickte Jonathan wütend an. Der jedoch ließ sich dadurch nicht beeindrucken. Mit lässiger Überheblichkeit lehnte er sich in seinem Stuhl zurück.
Er war als Frauenheld bekannt und hatte schon länger ein Auge auf sie geworfen. Jetzt, da er reichlich Alkohol getrunken hatte und sie sich in seinem Haus befand, würde es doppelt schwierig werden, seine von keinerlei Selbstzweifel getrübten Annäherungsversuche auf die elegante Art abzuwehren.
„Alles okay, Miss Hayward?“, fragte er und ließ den rubinroten Wein in seinem Kristallglas kreisen.
Warum schenkte er seine Aufmerksamkeit ihr und nicht der eleganten Blondine an seiner Seite? Maya wusste es. Dem Büroklatsch zufolge interessierte sich Jonathan nicht für Frauen seines Alters. Er bevorzugte junges Fleisch in seinem Bett, Frauen wie Maya, die gerade einmal fünfundzwanzig war.
„Entschuldigen Sie mich bitte einen Moment.“ Ohne auf seine Frage einzugehen, stand sie auf und verließ den Raum.
Auf der Suche nach einer Gästetoilette eilte sie den Flur entlang. Warum hatte sie sich nur auf diese Farce eingelassen? Und mit der Party war das Ende längst noch nicht in Sicht. Jonathan hatte sie in seinem Auto mitgenommen, und er wollte erst am späten Nachmittag des folgenden Tages nach London zurückkehren. Um nicht unhöflich zu erscheinen, hatte Maya sich beim Empfang zu einem Glas Champagner überreden lassen und fühlte sich immer noch leicht benommen. Wenn sie sich aus der Affäre ziehen wollte, ohne später etwas bereuen zu müssen, durfte sie keinen einzigen Schluck Alkohol mehr trinken.
Ob das die Tür zum Badezimmer war? Maya drückte die Klinke und betrat ein schwach beleuchtetes und gediegen in Beige und Rosé eingerichtetes Zimmer mit einem offenen Kamin, in dem ein Feuer brannte. Maya gönnte sich den Luxus, einige Male tief durchzuatmen, selbst auf die Gefahr hin, dass ihre Brüste das knappe Mieder sprengten.
„Wäre Jonathan Konditor, würde ich Sie für ein Sahnestückchen halten“, ließ sich plötzlich eine amüsierte Stimme aus dem Ohrensessel neben dem Kamin vernehmen.
Erschrocken fuhr Maya herum und verschränkte instinktiv die Arme vor dem viel zu tiefen Ausschnitt. Wie hatte sie den Mann, der sich jetzt aus dem Sessel neben dem Kamin erhob, nur übersehen können? Nervös biss sie sich auf die Lippe.
„Wer sind Sie?“, fragte sie schließlich, als sie den durchdringenden Blick des großen, attraktiven Fremden nicht länger ertragen konnte. Zugleich ärgerte sie sich darüber, mit einer Süßigkeit verglichen zu werden.
„Dasselbe könnte ich Sie fragen, Miss …“
„Ich arbeite für Mr. Faraday“, wich sie aus.
„Natürlich, in diesem Kleid würde ich Sie auch gerne beschäftigen, wenn Sie verstehen,
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