Julia Extra Band 0332
was ich meine.“
Was für eine bodenlose Unverschämtheit! Sich bei ihrer ausgesprochen weiblichen Figur dieses Kleid von ihrer eher knabenhaften Freundin Sally auszuleihen, war der größte Fehler ihres Lebens gewesen. Warum hatte die Natur ausgerechnet sie mit so auffälligen Kurven bedacht?
„Sollte das als Kompliment gemeint gewesen sein, muss ich Sie leider enttäuschen. Mich auf mein Aussehen zu reduzieren und mir mangelnde Intelligenz zu unterstellen, ist eine bodenlose Unverschämtheit. Leute wie Sie kenne ich zur Genüge, und ich muss Ihnen sagen …“ Erschrocken hielt sie inne. „Bevor ich mich vergesse, gehe ich lieber.“
„Sie kennen Leute wie mich? Könnten Sie mir bitte erklären, was Sie darunter verstehen?“, fragte er, als sie sich schon umdrehen wollte.
„Vergessen Sie die Bemerkung einfach.“
„Nein.“ Er schüttelte den Kopf. „Es interessiert mich wirklich.“
Maya seufzte. „Ich wollte damit lediglich ausdrücken, dass ich nicht Teil der Dekoration und auch nicht zum Amüsement der Gäste hier bin, wenn es vielleicht auch so aussehen mag. Ich bin nur gezwungenermaßen hier.“
„Das wird ja immer interessanter.“ Er zog die Brauen hoch. „Wer hat Sie denn gezwungen, Miss …“, versuchte er erneut, ihren Namen zu erfahren. Diesmal gelang es ihm.
„Hayward“, antwortete Maya und versuchte, trotz der schummerigen Beleuchtung die Farbe seiner Augen zu erkennen. Obwohl es ihr nicht gelang, fühlte sie sich wie hypnotisiert, und ihr wurde plötzlich heiß. Sie schluckte.
„Ich bin hier, weil es Teil meines Jobs ist. Dies sind weder die gesellschaftlichen Kreise, in denen ich normalerweise verkehre, noch die Menschen, unter denen ich mich wohlfühle, mehr habe ich nicht gemeint. Sollte ich Sie mit meiner Offenheit verletzt haben, möchte ich mich dafür entschuldigen.“
„Sie haben mich nicht verletzt, sondern nur neugierig gemacht.“
„Trotzdem möchte ich jetzt lieber gehen.“
„Bitte nicht.“ Als er näher kam, fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Es war Brad Walker, der bekannte Filmschauspieler, der sich in letzter Zeit zu einem brillanten Schriftsteller entwickelt hatte! Er sollte als Ehrengast auf der Party erscheinen, doch kurz vor dem Essen hatte Jonathan ihn entschuldigt. Ihm sei etwas Unvorhergesehenes dazwischengekommen.
Brennende Röte stieg Maya ins Gesicht. Bestimmt würde Jonathan erfahren, wie unmöglich sie sich seinem berühmten Gast gegenüber verhalten hatte. Doch warum trat Brad Walker nicht in Erscheinung, sondern hielt sich hier versteckt?
Es ging sie nichts an, außerdem wollte sie möglichst schnell ihren Platz an der Tafel wieder einnehmen. Zum einen, weil Brad Walker in Wirklichkeit eine noch stärkere Ausstrahlung als im Film besaß. Zum anderen, weil Jonathan Faraday bestimmt etwas dagegen hatte, wenn sie unbeauftragt Gespräche mit einem derartig wichtigen Kunden führte.
„Ich muss zurück, sicherlich werde ich bereits vermisst. Eigentlich habe ich nur die Gästetoilette gesucht.“
Er nickte verständnisvoll. „In diesem Haus kann man sich verlaufen, es ist wirklich riesig.“
Und protzig obendrein, fügte Maya im Stillen hinzu. Ihre eigene Wohnung, ein Einzimmerapartment, war mit Sicherheit kleiner als die Besenkammer dieser Villa.
„Ich möchte mich noch einmal ausdrücklich für die Störung entschuldigen“, meinte sie und ging zur Tür.
„Das ist ganz und gar unnötig. Ihr Besuch war mir ein Vergnügen.“ Brad lächelte gewinnend. „Bevor Sie sich dem Rest der Gesellschaft wieder anschließen, kommen Sie doch einfach noch einmal zurück“, schlug er vor. „Dann können wir uns besser miteinander bekannt machen.“
„Nie im Leben!“
So brüsk hatte Maya ihn nicht abfertigen wollen, doch eine diplomatische Antwort war ihr beim besten Willen nicht eingefallen. Alles an Brad Walker verwirrte sie. Sein markantes Gesicht, sein dichtes dunkelblondes und von der Sonne gebleichtes Haar, die Art, wie er sie anschaute …
Ohne sich noch einmal umzudrehen, hastete sie aus dem Zimmer.
Brad blickte Maya hinterher und atmete tief den Duft ihres orientalisch anmutenden Parfüms ein. Aber es waren nicht nur Amber und Vanille, die sein Verlangen so jäh entflammt hatten. Es waren die grünen mandelförmigen Augen mit den dichten schwarzen Wimpern, das lange dunkle Haar, das wie Ebenholz glänzte – und natürlich die verführerischen Rundungen, die das gewagteste ‚Kleine Schwarze‘, das er je gesehen hatte, zu
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