Julia Extra Band 0332
befand.
„Danke“, sagte sie artig.
Sie ließ das Fenster hochfahren und winkte ihm höflich zu, als sie den Wagen auf die Ausfahrt zusteuerte.
Vorsichtig reihte sie sich in den fließenden Verkehr ein, bog links zum nächsten Kreisel ein und wechselte auf die Spur, die in südlicher Richtung nach Main Beach führte.
Erst als sie in die Einsamkeit ihrer Wohnung eintauchte, erlaubte sie sich, entspannt aufzuatmen. Erfreut hob sie den Kater hoch, der sie schon sehnsüchtig erwartet hatte.
„Hallo, du Prachtkerl.“ Sie streichelte das weiche Fell unter seinem Kinn. „Hast du mich vermisst?“
Er antwortete, in dem er den Kopf in ihre Handfläche schmiegte, während sie mit ihm auf dem Arm zur Küche ging, um Futter zu holen.
Während Jazz fraß, zog sie ihre Schuhe aus. Im Schlafzimmer legte sie dann ihre Kleider ab und ging ins Bad, um heiß zu duschen.
Eingehüllt in ihr Nachthemd holte sie sich später eine Tasse Tee ins Arbeitszimmer, öffnete den Laptop und begann zu arbeiten, bis Jazz unter Protest auf die Tischplatte sprang.
„Ja, ich weiß. Zeit, zu Bett zu gehen.“
Sie reckte sich und spürte die Verspannung in Nacken und Schultern, sicherte ihren Text, fuhr das Programm herunter, legte Jazz in sein Schlafkörbchen und zog sich ins Schlafzimmer zurück.
Es war spät geworden. Sie schlüpfte unter die Bettdecke und löschte das Licht. Innerhalb von Minuten würde der Schmusekater es sich auf ihrem Bett gemütlich machen, das stand fest.
Raúls Bild erschien vor ihrem inneren Auge. Sie ging den Abend noch einmal durch von dem Augenblick an, als er den Laden betrat bis zum Verlassen der Parkgarage. Es waren eineinhalb Stunden gewesen, und sie erinnerte sich an jedes Detail.
Erst ließen diese Gedanken sie eine ganze Weile nicht einschlafen und dann träumte sie die ganze Nacht von ihm … glückliche Szenen wechselten mit traurigen.
Gerädert wachte sie auf. Schlimmer noch. Ein heftiger Kopfschmerz plagte sie, und am liebsten hätte sie sich diesen Tag freigenommen.
Doch sie hatte wichtige Dinge zu erledigen, musste vieles organisieren …
„Raus aus den Federn!“, trieb sie sich selbst an. Duschen, anziehen, frühstücken, Katze versorgen, ein Kaffee im Stehen – das Leben musste weitergehen!
3. KAPITEL
Die folgenden Tage waren von großer Hektik geprägt, in denen ständig vieles gleichzeitig erledigt werden musste. Schlaf bekam Gianna immer erst sehr spät und viel zu wenig.
Irgendwann schaffte sie es, zwischendrin ihren Bruder Ben anzurufen. Sie erläuterte ihm ihre Entscheidung und hörte sich seinen Rat an.
Er war nicht auf ihrer Seite, denn er wollte nicht, dass sie wieder verletzt wurde.
„Zwei Wochen, Ben“, versicherte sie ihm. „Ich werde die Zeit mit Teresa auf Mallorca verbringen. Raúl wird die meiste Zeit in Madrid sein.“
„Das hoffe ich. Musst du da mitmachen?“
„Ja. Teresa zuliebe.“
„Gut. Aber pass auf dich auf“, warnte er sie. „Und wir müssen in Kontakt bleiben.“
„Das verspreche ich.“
Annaliese akzeptierte ihre Rolle als vorübergehende Geschäftsführerin mit bemerkenswerter Unkompliziertheit. Gemeinsam führten sie die Vorstellungsgespräche für eine neue Mitarbeiterin für das Bellissima durch. Schließlich entschieden sie sich für eine freundliche, gut aussehende Verkäuferin mit tadellosem Lebenslauf. Sie entschlossen sich auch, eine weitere Bewerberin auf Abruf in Reserve zu halten.
Am Ende der Woche war alles so weit erledigt, und als das Wochenende – da war in der Boutique immer am meisten los – ohne Schwierigkeiten vorübergegangen war, gab es keinen vernünftigen Grund mehr, Raúl nicht zu kontaktieren.
Natürlich gab es jede Menge unvernünftiger Gründe, die dagegen sprachen. Jeden einzelnen bedachte und verwarf sie mehrmals täglich.
Sie hatte Raúl ihr Wort gegeben, und würde sich – wenn nichts Unvorhergesehenes wie ein Unfall oder eine Krankheit dazwischenkäme – in wenigen Tagen mit Raúl in seinem Privatjet auf den Weg nach Madrid machen.
Ein Königreich hätte sie dafür gegeben, diese Reise nicht mit ihm unternehmen zu müssen.
Jetzt hab dich nicht so, redete sie sich ein.
Raúl war schließlich Vorstandsvorsitzender des Velez-Saldaña-Konzerns. Er arbeitete lang und reiste viel.
Zwei Wochen. Aller Wahrscheinlichkeit nach würde sie ihm kaum begegnen, und wenn doch, könnte sie Mutter und Sohn ohne Weiteres allein lassen.
Sie hatten seit ihrem letzten gemeinsamen Abend lediglich ein einziges Mal
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