Julia Extra Band 0332
es drei Gästesuiten“, erwiderte er.
Als ob sie das nicht selbst wüsste. Schließlich hatte sie dort einige Zeit mit ihm gelebt.
Ihr Verstand sagte ihr, dass es spät und ein langer Tag gewesen war. Alles, was sie wollte, war duschen, ins Bett gehen und schlafen.
War es wirklich so entscheidend, wo sie das tun würde?
Eindringlich sah er sie an. „Gib es auf, Gianna.“
Sie bedachte ihn mit einem wütenden Blick und versuchte, sich dann auf den Anblick der Stadt bei Nacht zu konzentrieren. Doch der Gedanke daran, die weitläufige Penthousewohnung zu betreten, die sie mit Raúl geteilt hatte, bedeutete, dass auch all ihre Erinnerungen wieder in ihr aufsteigen würden. Erinnerungen, die sie als erledigt in eine Schublade gesteckt hatte, die „Vergangenheit“ hieß, wo sie für immer verstaut sein sollten. Eine Schublade, die sie nie wieder geöffnet hatte … außer in ihren unkontrollierbaren wilden Träumen.
Als sie damals von Madrid wegging, hatte sie nur ihre persönlichsten Sachen mitgenommen. Alle Geschenke von Raúl – Kleider, Wäsche, Schmuck – hatte sie zurückgelassen.
Hatte er inzwischen etwas verändert? Umgestellt? Vielleicht alle Spuren beseitigt?
Reiß dich zusammen, schalt sie sich. Stell dich nicht so an wegen einer Nacht in der Wohnung.
Das Luxusapartment erstreckte sich über zwei Etagen, in der oberen befand sich Raúls Schlafzimmer und sein Arbeitszimmer. Die Gästesuiten, die Lounge und das Speisezimmer lagen in der unteren Etage.
Sie würde ihn also erst am Morgen treffen, wenn Carlos sie zum Flughafen bringen würde.
Also – was soll’s? Was soll schon passieren?
Nichts – außer in ihrem Kopf.
Ein wenig beruhigt stieg sie aus dem Mercedes. Der Aufzug brachte sie in das Apartment, wo Raúl ihr Gepäck in einer der Gästesuiten abstellte. Dann wünschte sie ihm eine gute Nacht.
Auspacken, duschen, ins Bett, entschied sie. Und so dauerte es nicht lange, bis sie unter der Decke lag.
Doch sie fand keinen Schlaf. Erinnerungen überfielen sie, und sie wälzte sich hin und her und hätte gern gewusst, ob sie die richtige Entscheidung getroffen hatte.
Teresa – denk ausschließlich an Teresa.
Doch sie wurde die Unruhe und das Gefühl des Getriebenseins einfach nicht los. Schließlich schlüpfte sie aus dem Bett und schlich in die Küche.
Eine heiße Milch mit einem Schuss Brandy würde sicher ihre angespannten Nerven beruhigen, die Auswirkungen des Jetlags und die Verspannungen lösen und ihr noch ein paar Stunden Ruhe ermöglichen.
Mit der Tasse, in der sie die Milch in der Mikrowelle schnell erwärmt hatte, trat Gianna in der Lounge an die Fensterfront, von der man einen fantastischen Blick auf die nächtliche Großstadt hatte. Einzelne hohe Gebäude wirkten wie von Scheinwerfern beleuchtet und strahlende Neonreklamen flimmerten in allen Regenbogenfarben.
Raúl hörte ein entferntes Piepsen – es kam von der Alarmanlage. Leise schwang er sich aus dem Bett und schaute auf den Monitor der Alarmanlage. Der Sensor wies auf die Lounge hin. In null Komma nichts schlüpfte er in eine Jeans und stieg leise die Treppe hinunter.
Wäre jemand unbefugt durch den Haupteingang eingedrungen, wäre ein Großalarm ausgelöst worden, bei dem ein Trupp von Securityleuten bereits auf dem Weg hierher gewesen wäre.
Da es sich um einen internen Alarm handelte, blieb nur eine Lösung: Gianna.
Als er die Lounge betrat, sah er sie schon von Weitem vor der Glasfront stehen.
Ihre schlanke Silhouette zeichnete sich davor ab und rief in ihm einen Wirbel von Gefühlen hervor.
Sie trug eine Schlafanzughose aus Baumwolle und nur ein Top. Ihr Haar hatte sie zu einem lockeren Pferdeschwanz gebunden. Ihre Züge wirkten in der dämmrigen Beleuchtung blass.
„Konntest du nicht schlafen?“
Beim Klang seiner Stimme schreckte sie auf. Mit weit geöffneten Augen fuhr sie herum, während er an ihre Seite trat.
Er hatte die geschmeidigen Bewegungen einer Katze, und instinktiv schlang sie schützend die Arme um sich.
„Vermutlich wegen des langen Flugs“, sagte sie leichthin.
„Du konntest auch während des Flugs nicht schlafen.“
Wie konnte er wissen, dass sie im Flugzeug lediglich die Augen geschlossen hatte und gar nicht schlief? In seiner Gegenwart war sie zu aufgeregt gewesen, um zu schlafen. Sie hatte sich geärgert, so verwundbar und überempfindlich zu sein.
Ach verdammt, schau den Tatsachen ins Gesicht … Sie war unsicher, ob sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. Sie hatte
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